Die Kaminfeger malen wegen der Energiewende nicht schwarz
Pascal Kamber
Die Energiewende zwingt die Kaminfeger zum Umdenken. Geschäftsführer und Kaminfegermeister Benno Koller aus Hölstein macht sich deshalb keine Sorgen: Er sieht im Wandel auch eine Chance.
Eine Pelletheizung saugen statt einen Schornstein entrussen: So sieht der Alltag eines Kaminfegers im Jahr 2023 aus. Dass das Bild des schwarzen Glücksbringers längstens überholt ist, stört Simon Abegglen aber nicht. «Der Beruf ist sehr technisch, trotzdem macht man aber etwas mit den Händen. Man hat viel Kundenkontakt und kommt in der Gegend herum», sagt er.
Letzten Sommer hat der 16-Jährige aus Tschoppenhof seine Lehre als Kaminfeger in Angriff genommen. Wenn er Freunden und Familie von seiner Berufswahl erzählt, erntet er nicht selten grosse Augen. «Das Umfeld reagiert meistens ein bisschen überrascht. Weil es eben ein Beruf ist, den man nicht mehr so oft sieht. Und den nicht mehr viele ausüben», erklärt Abegglen.
Akuter Fachkräftemangel
Simon Abegglen ist einer von zwei Lehrlingen, die Benno Koller in seinem Betrieb in Hölstein ausbildet. Der Kaminfegermeister ist froh, dass er die beiden Stellen besetzen konnte. «In der Handwerkerbranche ist es generell schwierig, Leute zu finden», sagt Koller.
Aus diesem Grund ist der Geschäftsführer oft in Schulen anzutreffen, wo er seinen Beruf präsentiert und auf die neuen Technologien hinweist. Denn diese spielen bei den Kaminfegern eine zentrale Rolle. Immer mehr Leute heizen ihre Häuser nicht mehr mit fossilen Brennstoffen, sondern setzen auf erneuerbare Energien. Das aber führt wiederum dazu, dass für den Kaminfeger dessen Hauptgeschäft wegbricht.
Benno Koller betrachtet die Energiewende aber als Chance. Sein Betrieb hat sich neben den klassischen Reinigungen auf den Service und Unterhalt von neuen, «ökologischeren» Anlagen fokussiert. Erzählt er in der Schule davon, sieht er in erstaunte Gesichter. «Die Kinder sind meistens überrascht, wenn sie verstehen, was wir alles machen. Dass wir nämlich breit abgestützt sind und einfach nur den Russ entfernen und am Abend dreckig nach Hause kommen», so Koller.
Vom Kaffee zur Technik
Seit 30 Jahren ist Benno Koller als Kaminfeger unterwegs. Die alten Zeiten vermisst er nicht, auch wenn damals nicht alles schlechter war. «Früher arbeitete der Kaminfeger mehr in der Küche. Auf dem Land gab es dann oft einen Kaffee und man hatte es lustig», erinnert er sich.
Für ihn ist der Kaminfeger-Job aber nach wie vor attraktiv – auch wegen des Wandels. «Die Technik, mit der man heute vermehrt im Keller arbeitet, ist für mich das Reizvolle am Beruf», sagt Koller.
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