
CS-GV: Aktionäre machen ihrem Ärger mit Nüssen und Fünflibern Luft
Maximilian Karl Fankhauser
An der letzten Generalversammlung der Credit Suisse haben die Aktionäre am Dienstag ihren Ärger & ihre Enttäuschung mit allerlei Symbolik gezeigt. Sie schenkten Axel Lehmann Fünfliber und Nüsse.
«Ich habe ein paar Baumnüsse. (…) Ich habe die Nüsse aufgemacht, gegessen und die Schale wieder zusammengeklebt. Es sind also hohle Nüsse. Der Herr, der jetzt nicht da ist, ich weiss nicht, ob er die Hosen voll hat, für ihn habe ich die grösste hohle Nuss», sagte ein Kleinaktionär – gemeint sein dürfte der oft harsch kritisierte frühere Präsident Urs Rohner. Er fordere den Verwaltungsrat auf, die nötigen Schritte gegen die Verantwortlichen des Debakels zu unternehmen.
Ein anderer Aktionär sagte: «Ich kam ohne Pistole heute. Die Eingangskontrolle empfand ich schon etwas als provozierend.» Dies zeigte, wie aufgeladen die Stimmung unter den über 1’700 Aktionären im Hallenstadion ist.
Von Chateaubriand zu Gipfeli
Vor 25 Jahren sei eine CS-Aktie noch 80 Franken wert gewesen, stellte ein anderer Aktionär fest. Dafür habe man sich noch ein Chateaubriand leisten können. «Heute reicht es nicht einmal mehr für ein Gipfeli.»
Im Mittelalter hätte man die Verantwortlichen wohl dafür noch ans Kreuz geschlagen. Deshalb schenke er Verwaltungsratspräsident Lehmann einen Fünffränkler mit dem Kreuz. Das Kreuz erinnere an Jesus Christus, der mit seinem Leiden und Sterben am Kreuz die Sünden der Menschen auf sich genommen habe.
Verwaltungsratspräsident Lehmann zeigte immer wieder Verständnis für die Emotionen: «Ich verstehe ihre Wut und Enttäuschung sehr gut.» «Ihr grosser Verlust mit den CS-Aktien tut mir leid.» Und: «Ich bin froh, dass die grösste Nuss nicht für mich ist.»
Berufsverbot und Knast gefordert
Beruhigen konnte Lehmann die Schärfe in den Wortmeldungen nicht: Ein Kleinaktionär forderte Gefängnis und Berufsverbot für die Verantwortlichen. Ein anderer rief in den Saal: «Die Aktionäre sind beraubt und bestohlen worden. Wir dürfen das Erbe von Alfred Escher nicht einfach so beerdigen.» Und er fragte die Verantwortlichen, wie viel sie für die Aktionäre spenden würden, die viel Geld verloren hätten.
Kritik übten die Kleinaktionäre auch an der Anwendung von Notrecht durch den Bund bei der Übernahme der CS durch die UBS. Die Finma habe schlecht kommuniziert. «Ich fordere von den Kontrollstellen 30 Milliarden Ersatzzahlungen an die Aktionäre.»
Breiter Applaus bei vielen Voten
Die Politik habe 15 Jahre geschlafen. Bundesrätin Karin Keller-Sutter sei total überfordert gewesen. Aber das begründe nicht die Anwendung eines Sondergesetzes. «Ich fühle mich als Aktionär beschissen. Ich bin auch enttäuscht von den Politikern. Pfui!» Bei solchen Voten brandete jeweils breiter Applaus auf.
CS-Präsident Lehmann sagte dazu jeweils: Der Bundesrat habe aus politischer Sicht entschieden, die Finma aus aufsichtsrechtlicher Sicht und die Schweizerische Nationalbank (SNB) aus Sicht der Finanzmarktstabilität. Diese Entscheidungen könne er nicht kommentieren.
Wiederwahl des Präsidenten
Eins stellte Lehmann klar: Die Liquiditätshilfen durch die SNB werde die CS vollständig zurückzahlen. Die stark defizitäre Jahresrechnung 2022 sowie der Lagebericht wurden immerhin von 61,4 Prozent der Aktionärinnen und Aktionäre genehmigt. Sehr knapp wurde es beim Vergütungsbericht für das vergangene Jahr – gerade mal 50,06 Prozent der vertretenen Aktionärsstimmen drückten bei der elektronischen Abstimmung auf den Ja-Knopf. Allerdings handelte es sich dabei lediglich um eine konsultative Abstimmung.
Die Credit Suisse-Aktionäre haben auch den CS-Präsidenten Axel Lehmann wiedergewählt. An der letzten Generalversammlung der Grossbank vor der Übernahme durch die Konkurrentin UBS sprachen sich 55,7 Prozent der Aktionärinnen und Aktionäre für eine Wiederwahl Lehmanns aus.
Vergütung der nächsten Wochen
Für die Mitglieder der Konzernleitung hatte der Verwaltungsrat einen maximalen Betrag von 34 Millionen Franken für den fixen Teil der Vergütung für den Zeitraum von der Generalversammlung am Dienstag bis zur ordentlichen Generalversammlung 2024 beantragt. Bereits heute ist klar, dass diese im kommenden Jahr nicht mehr stattfinden wird.
CS-Präsident Axel Lehmann hatte vor der Abstimmung betont, dass es dabei ja lediglich um die Vergütung in den nächsten Wochen gehe, bis die Bank von der UBS übernommen werde. Die letztendlich ausbezahlte Summe wäre also viel kleiner als die beantragten 34 Millionen Franken gewesen. Jetzt müsse das Aufsichtsgremium die nächsten Schritte prüfen, sagte er nach der Niederlage.
Knapper Entscheid
Derweil genehmigten die CS-Aktionäre die Vergütung für den Verwaltungsrat, allerdings war auch diese Entscheidung sehr knapp. Lediglich 50,42 Prozent nahmen den Antrag über einen Höchstbetrag von 13 Millionen Franken für die Mitglieder des Aufsichtsgremiums für den Zeitraum bis zur Generalversammlung 2024.
49,12 Prozent stimmten allerdings Nein, und 0,46 Prozent enthielten sich. Die Aktionäre stimmten auch der Wahl der Revisionsstelle und der unabhängigen Stimmrechtsvertreterin zu. (sda/maf)
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