Diese Funde lagen unter dem «Schwarzen Bären» verborgen
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Archäologie
Basel-Stadt

Diese Funde lagen unter dem «Schwarzen Bären» verborgen

27.10.2024 11:59 - update 28.10.2024 06:41
Leonie Fricker

Leonie Fricker

Im «Schwarzen Bären» in der Rheingasse graben Archäologen derzeit tief in die Vergangenheit. Zwischen mittelalterlichen Mauern fanden sie Werkzeuge und Keramik. In tieferen Schichten hoffen sie auf noch ältere Funde.

Vor rund fünf Jahren verwüstete ein Grossbrand die Liegenschaft «Zum Schwarzen Bären» an der Rheingasse 17. Die Stiftung Edith Maryon erwarb die Ruine mit dem Ziel, das historische Gebäude wiederaufzubauen. Bevor auf dem Grundstück die Bauarbeiten starten, untersucht ein Team der Archäologischen Bodenforschung Basel-Stadt den Untergrund.

Wiederaufbau verzögert sich

Bereits seit 2021 begleiteten Denkmalschützer und Archäologen die Wiederaufbauarbeiten, als unerwartet eine tragende Mauer abrutschte und ein sofortiger Baustopp nötig wurde. Schnell stand fest: Die ursprüngliche Idee, die unbeschädigte Bausubstanz des Gebäudes zu erhalten, war nicht mehr realisierbar. Bis auf die beiden Hauptfassaden muss das Gebäude an der Ecke Rheingasse-Schafgässlein komplett abgerissen werden. Entsprechend mussten alle Pläne für den Wiederaufbau von vorn beginnen. Für das Team der Archäologischen Bodenforschung bedeuten die umfangreichen Planänderungen vor allem eins: deutlich mehr Arbeit.

Seit Anfang Oktober sucht deshalb wieder ein Team im «Schwarzen Bären» nach Fundstücken, die seit Jahrhunderten unter der Erde liegen. Bei den ersten Grabungen konnten die Forschenden bereits Hinweise auf eine frühere Bebauung finden, sagt Ausgrabungsleiter Marco Bernasconi. Mit der Ausdehnung der Grabungsfläche werde das Bild «nach und nach klarer».

Mauern mittelalterlicher Häuser

An der Stelle, an der heute der «Schwarze Bären» steht, sollen im Mittelalter drei Gebäude aus dem 13. und 14. Jahrhundert gestanden haben. Im mittleren Haus wurde ab 1610 der erste Gasthof «zum Bären» eröffnet, erklärt Bernasconi. Hinter diesen Häusern verbirgt sich ein weiteres, nur aus schriftlichen Quellen bekanntes Gebäude namens «Hiltmars Haus». Erstmals 1298 erwähnt, könnte es das älteste Haus an dieser Stelle sein – möglicherweise sogar der Kernbau, an den sich die späteren Gebäude anschlossen.

Die Gemäuer dieser mittelalterlichen Häuser stammen aus der Zeit des Wachstums Kleinbasels, erklärt Bernasconi. Wie sie zeitlich zu einander stehen, sei im Moment noch eine offene Frage. «Deren Beantwortung wird aber massgebend zum Verständnis der Entstehung der Rheingasse beitragen.»

Handwerke im früheren Kleinbasel

Im Boden fand Bernasconis Team aber nicht nur alte Mauern, sondern auch vielerlei Relikte aus dem Mittelalter und der Frühen Neuzeit. Unter anderem Überreste die zeigen, welche Handwerke vor Jahrhunderten in der Rheingasse ansässig waren. «Eine Presse deren Mörtelbett erhalten ist, diverse Werkzeuge, die auf Lederverarbeitung schliessen lassen und viele Schlachtabfälle von Rindern, Schweinen, Schafen und Geissen», so Bernasconi. Daneben Gläser, Schüsseln oder Töpfe und einzelne Münzen. Diese Funde seien nicht weiter verwunderlich. Denn viele Handwerke aus dieser Zeit seien schriftlich überliefert. Darunter Schneider, Schuhmacher, Metzger, Kupferschmiede, Kerzenmacher und ein Schwarzfärber.

Die Ausgrabungen im «Schwarzen Bären» sind noch nicht abgeschlossen. Stand jetzt sei erst etwa die Hälfte des Innenraums archäologisch untersucht worden, sagt der Projektleiter. Die Forschenden rechnen damit, dass in den nächsten Wochen noch ältere Befunde aus spätrömischer Zeit oder der Bronzezeit zutage kommen. In unmittelbarer Nähe an der Utengasse kennen die Forscher nämlich bereits eine 3300 Jahre alte Siedlung aus der Bronzezeit. Es dauert also noch ein paar Monate, bis das Archäologen-Team den Platz wieder räumt.

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Kommentare

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29.10.2024 05:55

akjo

Knochen, Scherben, Keramik reste etc. Das sind normale Funde, egal wo in Basel graben wird. Ich finde da nichts besonderes.

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28.10.2024 08:07

Thomy

Sehr interessant und spannend was da zum Vorschein kommt

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