
«Diese Tradition darf nicht sterben»: Fasnächtler will den Rädäbäng erhalten
Leonie Fricker
Der Rädäbäng soll 2026 nicht mehr erscheinen. Der Entscheid des Comités schmerzt Herzblut-Fasnächtler Michel Wiederkehr. Er gründet nun eine IG, die den gedruckten Fasnachtsführer retten soll.
Am Kiosk oder im Sutter-Begg konnten sich Interessierte zwei Wochen vor dem Morgenstreich für acht Franken den Rädäbäng kaufen. Im gedruckten Fasnachtsführer fand man alle Sujets der teilnehmenden Cliquen, Wagen und Guggen, aber auch die Cortège-Route sowie weitere Serviceinformationen rund um die drey scheenschte Dääg.
«IG Rädäbäng» soll Kräfte bündeln
Wie das Fasnachts-Comité am Montag bekanntgab, wird das Heftli im Hinblick auf die nächste Fasnacht nicht mehr gedruckt. Künftig findet man die entsprechenden Informationen in der «Basel City Guide»-App – sprich nur noch in digitaler Form. Das löst unter den Basler:innen gemischte Gefühle aus. Einer, der von der Abschaffung ganz und gar nicht angetan ist, ist Fasnächtler Michel Wiederkehr. Er möchte eine Lösung finden, den Fasnachtsführer in gedruckter Form zu erhalten. Dazu will er eine Interessensgemeinschaft ins Leben rufen, die «IG Rädäbäng».
Im Oktober will er sich zum ersten Mal mit weiteren Fasnächtler:innen treffen, die am gedruckten Rädäbäng festhalten wollen. Rund 15 Personen hätten bereits Interesse bekundet, ihn bei seinem Vorhaben zu unterstützen. Zusammen wolle man dann das weitere Vorgehen und mögliche Lösungen besprechen, so Wiederkehr.
App könnte für Ältere zum Problem werden
Denn in der Fasnachts-Szene habe das gedruckte Bulletin einen hohen Stellenwert, ist Wiederkehr überzeugt. Gerade auch für ältere Menschen, für die das Installieren und Durchscrollen einer App umständlich sein kann. «Für jene, die im Bereich digitale Medien nicht topfit sind, ist das ganz schwierig.» Für Wiederkehr sei es vor allem auch ein Stück Tradition, das verloren geht. «Man kann nicht einerseits von sich behaupten, immaterielles Kulturerbe der Unesco zu sein, und gleichzeitig etwas abschaffen, das sich während 115 Jahren bewährt hat. Das ist einfach Tradition und darf nicht sterben.»
Comité: Nachfrage sei rückläufig
Im Fasnachts-Comité sei die Digitalisierung des Rädäbäng schon länger diskutiert worden, hiess es am Dienstag vonseiten des Comités. Einer der Gründe sei die rückläufige Nachfrage gewesen: An der Fasnacht 2025 wurden noch rund 1400 Stück verkauft. Ausserdem wolle man das Geld, das bisher für die Herstellung des Fasnachtsführers verwendet wurde, künftig anders einsetzen.
Laut Obmann Robi Schärz sei man sich bewusst, dass einige Fasnächtler:innen dem Rädäbäng nachtrauern. Man denke seitens des Comités auch darüber nach, ob eine gedruckte Form allenfalls wieder möglich gemacht werden könne. Wie das technisch aussehen könnte, ist aber noch völlig unklar.
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Stenzler
Eigentlich kaufte ich den Rädäbäng fast immer. Jedoch kam es ein paar Mal vor, dass ich durch das knappe Zeitfenster zwischen Erscheinungsdatum und Morgenstraich schlicht keine Zeit fand oder es einfach unterging. Deshalb mein Tipp an die IG: Einen Versand auf Vorbestellung (und -bezahlung) anbieten. Wenn ich vor dem Weihnachtsstress den Rädäbäng bestellen kann und diesen am Ausgabetag im Briefkasten habe, ist das für mich ein Mehrwert. Dafür bezahle ich natürlich auch gerne mehr. Ich fahre zwar jeden Tag an 2 Sutter Begg Filialen vorbnei auf dem Weg zur Arbeit, aber in den 2 Wochen vor der Fasnacht sind meine Gedanken nicht immer zum gegebenen Zeitpunkt beim Rädäbäng. 🙂
MatthiasCH
Ich bin seit 14 Jahrein Basel und bei der Fasnacht dabei. Den Namen Rädäbäng hatte ich zwar schon gehört, wusste aber nichts genaueres darüber. Auch niemals gesehen, wo ich einen kaufen kann. Der war wohl schlecht oder garnicht vermarktet. Jetzt ist er ja bekannt…