EHC-Sportchef: «Jemanden zu holen, nur damit wir jemanden geholt haben, macht keinen Sinn»
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EHC-Sportchef: «Jemanden zu holen, nur damit wir jemanden geholt haben, macht keinen Sinn»

05.02.2025 06:15 - update 05.02.2025 08:43

Johanna Samland

Der Sportchef des EHC Basel, Kevin Schläpfer, spricht im Interview mit Telebasel darüber, was den Club vor den Playoffs umtreibt und was seine Erwartungen an das Team sind.

Beim EHC Basel läuft es gut. Nach der Regular Season liegt er mit 97 Punkten auf Platz 1. Telebasel spricht mit dem Sportchef Kevin Schläpfer darüber, was den Club vor den Playoffs umtreibt.

Telebasel: In einer Woche fangen die Playoff Viertelfinals an. Das erste Spiel ist gegen die GCK Lions. Das sollte eine klare Sache sein, oder?

Kevin Schläpfer: Das sollte es, aber so darf man nicht denken. Wir sind dieses Jahr klar in der Favoritenrolle. Damit umzugehen, ist nie einfach. GCK hat nichts zu verlieren. Sie sind eine junge Mannschaft mit viel Energie. Wir müssen aufmerksam sein. An Playoffs gelten immer eigene Gesetze und das wird nicht einfach.

Die ZSC Lions hat keine grosse Fanbasis. Manchmal kommen fast keine ihrer Fans zu den Spielen in Basel.

Das ist so. Darin liegt aber auch eine Gefahr. Man hat dann vielleicht noch nicht das Playoff-Gefühl, das man hat, wenn man in Küsnacht vor 200 bis 300 Zuschauern spielt. Die Mannschaft selbst ist trotzdem stark und darauf muss man sich vorbereiten. Sie haben gute ausländische Spieler und junge, ehrgeizige Spieler. Es gibt keinen Grund, diese Mannschaft zu unterschätzen.

Letztes Jahr war die Saison für den EHC schon in den Viertelfinals beendet. Als der EHC 2023 zum ersten Mal in dieser Liga gespielt hat, war das auch so. Was liegt in dieser Saison drin?

Ich denke, es ist vieles möglich, wenn man die Qualifikation auf dem ersten Platz beendet hat. Trotzdem bin ich davon überzeugt, dass die erste Runde der Viertelfinals zu den schwierigsten Phasen der Saison gehört, weil dann noch alle voller Energie sind. Deshalb spielt die spielerische Stärke oft erst in der zweiten oder dritten Runde eine Rolle. Die erste Runde lebt oft von der Energie und dem Willen. Es ist wichtig, dass wir darauf vorbereitet sind.

Wie Sie erwähnt haben, sind wir letztes Jahr im Viertelfinale ausgeschieden. Ich hoffe, dass wir daraus gelernt haben und uns weiterentwickelt haben. Letztes Jahr sind wir zum ersten Mal als Favoriten in die Viertelfinals gegangen. Ich bin gespannt, ob die Mannschaft daraus gelernt hat.

Dieses Jahr ist der Kader kleiner. Sie haben eine weniger grosse Auswahl. Spielt das eine Rolle?

Ich denke die Grösse der Mannschaft spielt vielleicht erst später eine Rolle, wenn es möglicherweise verletzungsbedingte Ausfälle gibt, was ich natürlich nicht hoffe. Die Mannschaft hat mich dieses Jahr wirklich überrascht. Als die Saison angefangen hat, hätte ich nie gedacht, dass wir jetzt auf dem ersten Platz sein würden. Die Spieler und die Trainer haben mich wirklich positiv überrascht. Sie haben eine sehr gute Saison gespielt, die viel besser war, als ich erwartet hätte, weil wir mit Blick auf den Kader enger als letztes Jahr besetzt waren. Die Mannschaft hat das gut verkraftet und deshalb traue ich ihr bei den Playoffs dieses Jahr sehr viel zu.

Trotzdem lief nicht alles wie geplant. Der EHC ist im Cup nach einer fulminanten Aufholjagd trotzdem ausgeschieden. Wie sehr schmerzt es Sie, dass dieser Titel nicht verteidigt werden konnte?

Das war natürlich sehr schade. Unser Gegner war La Chaud de Fonds, ich denke, dass die zwei besten Mannschaften im Halbfinale gegeneinander gespielt haben und sehe das als eine Art vorgezogenes Finalspiel. Das kann beim Cup-System passieren.

Ich denke wir haben trotzdem gut gespielt und Charakter gezeigt. La Chaud de Fonds hat das Spiel gewonnen. Das kann passieren. Wir haben den Cup erhobenen Hauptes verloren. Natürlich waren wir unmittelbar nach dem Spiel enttäuscht.

Trotzdem fällt auf, dass der EHC zweimal im Viertelfinale und jetzt auch im Cup ausscheidet. Hat der EHC ein Problem mit Drucksituationen?

Nein, das hat er nicht. Letztes Jahr haben wir den Cup gewonnen. Ihre Frage ist berechtigt. Ich denke, das ist etwas, was man lernen muss. Ich denke, dass es für den EHC Basel eine neue Situation ist, dass wir plötzlich die Favoriten sind. Auch dieses Jahr kam das für uns eher überraschend. Die Spieler müssen lernen, damit umzugehen. Das ist eine andere Ausgangslage. Wir müssen den Leuten zeigen, dass wir mit dem Druck umgehen können und für das Halbfinale bereit sind und es erreichen können. Das ist wichtig.

Werden weitere Spieler zur Verstärkung der Mannschaft geholt? Gerade erst wurde ein neuer Verteidiger verpflichtet, der davor bei Bellinzona gespielt hat. Geht es dabei darum, das Team zu verstärken oder es zu ergänzen?

Der neue Verteidiger ist eher eine Ergänzung. Es ist schwierig, sich Verstärkung zu holen, weil das kein Selbstbedienungsladen ist. Die meisten Spieler, die man verpflichten kann, kommen von Mannschaften, die ausgeschieden sind, oder sind Spieler, die aus einem anderen Grund nicht mehr spielen. Der Grund dafür ist meistens nicht, dass diese Spieler besonders gut gespielt haben. Montandon ist ein sehr guter, junger Spieler. Er ist erst 21 Jahre alt. Er ist eher kräftig und das war das, was wir wollten. Wir wollten einen eher kräftigen Verteidiger, weil wir spielerisch eine sehr gute Mannschaft sind, aber körperlich noch so jemanden brauchen können. Ausserdem haben wir ihn auch mit Blick auf die Zukunft verpflichtet.

Wir überlegen noch, ob wir uns einen dritten ausländischen Spieler leisten können und wollen. Das ist ein Prozess, aber wir müssen erst schauen, wen wir verpflichten könnten. Jemanden zu holen, nur damit wir jemanden geholt haben, macht keinen Sinn.

Ich weiss, dass Sie am liebsten in die höchste Liga aufsteigen würden. Finanziell liegt das momentan ausserhalb der Möglichkeiten des Clubs. Was sind die Pläne für die nächste Saison? Ist es dann endlich so weit?

Wir arbeiten alle mit Hochdruck daran, dass wir das so schnell wie möglich realisieren können. Das ist unser Ziel. Dafür wird mit Sicherheit auch entscheidend sein, wie wir dieses Jahr abschneiden. Es wäre sicherlich hilfreich, wenn wir das Halbfinale oder das Finale erreichen würden.

Der EHC ist zum dritten Mal in der Swiss League. So etwas braucht Geduld und das ist nicht Ihre Stärke.

Das ist wirklich nicht meine Stärke. Manchmal wird mir vorgeworfen, dass ich zu ungeduldig bin. Ich denke, das ist meine Arbeit und so bin ich einfach. Jeder, der mich kennt, weiss, dass ich Gas geben will. Ich habe Verständnis für die Situation. Wir sind erst zum dritten Mal in der Swiss League und so etwas muss gut vorbereitet sein. Ich finde es vernünftig, dass unsere Führung und unser Vorstand sagen, dass das noch nicht geht. Sie dürfen es mir aber auch nicht übel nehmen, wenn ich etwas ungeduldig bin, so bin ich einfach.

Droht ohne diese Aussicht die Gefahr, dass Ihre besten Spieler abspringen und ihre Verträge nicht um noch eine Saison verlängern?

Das ist sicher so. Dadurch, dass unsere Mannschaft zurzeit so gut spielt, werden die Spieler für andere auch begehrenswerter. Das macht es für mich als Sportchef auch schwieriger, die Spieler zu halten. Das gehört zu meiner Arbeit dazu. Ich bemühe mich darum, dass alle bleiben, weil ich davon überzeugt bin, dass wir eine gute Grundlage haben.

Wie viele Ihrer Spieler könnten sich in der National A-Liga durchsetzen?

Das ist schwer zu sagen. Wenn wir aufsteigen würden, könnten wir zusätzliche ausländische Spieler verpflichten. Ich weiss nicht, ob wir viel schlechter als die Schlechtesten in der National A-Liga wären, wenn wir vier weitere, gute, ausländische Spieler hätten. Ich denke, 70 bis 80 Prozent unserer Schweizer Spieler wären gut genug. Am Ende des Tages ist das auch eine Charaktersache. Es geht darum, wie man spielt und wie viel Einsatz man zeigt. Ich denke, was das angeht, sind wir gut aufgestellt. Im Moment ist das eher theoretisch, das würde sich dann zeigen.

Wie funktioniert die Zusammenarbeit mit Ihrem Partnerclub, dem SC Bern? Kann der SC Bern spontan Spieler zurückholen?

Die Zusammenarbeit mit dem SC Bern ist sehr gut. Ich denke, das System ist für die jungen Spieler gut, weil sie dann mehr Spielpraxis bekommen. Ich denke, das ist eigentlich für uns alle gut. Manchmal ändert sich kurzfristig etwas, aber im Grossen und Ganzen ist das für uns alle gut.

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05.02.2025 16:48

Sonnenliebe

👏👏

1 0
05.02.2025 06:56

spalen

auch wenn der ehc viel freude macht – und vieles richtig macht: für die oberste liga muss nicht nur das team gut sein, sondern auch die geschäftsstelle, und gerade da hat es noch luft nach oben.
zudem braucht es ein fundament in der basler bevölkerung, und das muss sich der ehc erschaffen. aber da sind sie mit den super leistungen auf allerbestem weg!
ich wünsche dem ehc und der basler hockey-familie erfolgreiche playoffs!

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