«Eigenmann gewinnt, diesen Tipp wage ich»: Politikjournalist zu den Ersatzwahlen
©Bilder: Telebasel / Montage: Baseljetzt
Zweiter Wahlgang
Baselland

«Eigenmann gewinnt, diesen Tipp wage ich»: Politikjournalist zu den Ersatzwahlen

27.10.2025 17:50 - update 27.10.2025 18:01
Valerie Zeiser

Valerie Zeiser

Politikjournalist Hans-Martin Jermann vermutet, dass die Äusserungen von Caroline Mall am Sonntag der Enttäuschung geschuldet sind. Er glaubt nicht, dass das Feuer bis zum nächsten Wahlgang anhält. Eine Vermutung, wer das Rennen machen wird, hat er dennoch.

Das Wichtigste in Kürze

  • Politikjournalist Hans-Martin Jermann beurteilt den ersten Wahlgang als freundlich und wenig konfrontativ – von einer «Richtungswahl» sei kaum etwas zu spüren gewesen
  • Sabine Bucher punktete vor allem im Oberbaselbiet, während Markus Eigenmann im Unterbaselbiet stark abschnitt; diese regionale Aufteilung prägt nun die Ausgangslage für den zweiten Wahlgang
  • Im zweiten Wahlgang am 30. November entscheidet sich, wer mehr Wähler:innen ausserhalb der eigenen Hochburgen gewinnt – Bucher im Unterbaselbiet oder Eigenmann im Oberbaselbiet; eine höhere Wahlbeteiligung erwartet Jermann nicht

Im Baselbiet fand am Sonntag der erste Wahlgang für den frei werdenden Regierungsratssitz von Monica Gschwind statt. Alle drei Kandidat:innen verfehlten das absolute Mehr. GLP-Kandidatin Sabine Bucher erreichte mit über 20’000 Stimmen den ersten Platz, FDP-Kandidat Markus Eigenmann landete mit über 18’000 auf dem zweiten. SVP-Kandidatin Caroline Mall schnitt mit rund 13’000 Stimmen auf dem letzten Platz ab. Sie zog ihre Kandidatur in der Folge zurück.

Hans-Martin Jermann, Politikjournalist bei der «bz Basel», beurteilt den ersten Wahlgang als freundlich und umgänglich. Im Vorhinein sei immer von einer Richtungswahl gesprochen worden. «Aber das hat man nicht gespürt», sagt er. Vielleicht auch deshalb, weil die Kandidat:innen relativ nett zueinander gewesen seien und auch inhaltlich teils nicht weit voneinander entfernt waren.

«Eigenmann gewinnt, diesen Tipp wage ich»: Politikjournalist zu den Ersatzwahlen
Nach Bekanntgabe der Resultate am Sonntag äusserten sich alle Kandidat:innen der Ersatzwahl zur Ausgangslage. Bild: Keystone

Dies treffe auch auf Caroline Mall zu, die Kandidatin der SVP. «Mall ist im Wahlkampf sehr moderat aufgetreten», sagt Jermann. Das habe sie auch gebraucht, als Kandidatin der SVP. Dennoch wäre es vielleicht gut gewesen, sie hätte inhaltlich etwas mehr Zähne gezeigt.

«Mall war wahrscheinlich enttäuscht»

Nach Bekanntgabe der Ergebnisse am Sonntag äusserte sich Mall gegenüber Telebasel zur Lage. Im Zuge dessen machte sie Buchers Ostschweizer Dialekt nach und kritisierte ihre Position in der Bildungspolitik. «Das ist von mir aus gesehen stillos und entspricht nicht den politischen Gepflogenheiten, wie wir miteinander umgehen», sagt Jermann. Mall habe etwas gereizt gewirkt. «Das ist auf eine Art verständlich, wahrscheinlich war sie enttäuscht vom Ergebnis.»

Jermann glaubt nicht, dass das Feuer bis zum nächsten Wahlsonntag am 30. November anhält. Was man am Sonntag gesehen habe, sei eher Ausdruck der Enttäuschung von Caroline Mall gewesen. «Markus Eigenmann und Sabine Bucher sind sehr umgänglich und freundlich miteinander umgegangen», erklärt Jermann.

«Das ist ihre Hood»

«Man weiss jetzt in etwa, wo die beiden inhaltlich stehen. Jetzt geht es darum, welche Person die Wählenden mehr überzeugt.» Sabine Bucher konnte im ersten Wahlgang vor allem im Oberbaselbiet punkten. «Das ist ihre Hood, davon konnte sie profitieren», sagt Jermann.

Bucher ist ehemalige Gemeindepräsidentin von Läufelfingen und wohnt heute in Sissach. Im Gegensatz dazu konnte Eigenmann im Unterbaselbiet punkten. «Das hat bei ihm nicht nur mit der Person zu tun, sondern auch mit den politischen Inhalten», sagt Jermann und bezieht sich auf den neuen Finanzausgleich, den Eigenmann unterstützt. Oberbaselbieter Gemeinden würden damit schlechter wegkommen.

Keine höhere Wahlbeteiligung

Für Eigenmann sei deshalb nun wichtig, dass er seine Beliebtheit im Oberbaselbiet steigern kann. Umgekehrt sei es für Bucher wichtig, dass sie ihre Beliebtheit im Unterbaselbiet steigern kann. Dennoch: «Wenn wir rechnen, dann müsste Eigenmann stärker an Stimmen zulegen können», sagt Jermann. «Er kann jetzt einen Grossteil der SVP-Wählenden abziehen.» Jermann geht davon aus, dass das der Fall sein wird. «Diesen Tipp wage ich.»

Der nächste Wahlgang findet am 30. November statt. Jermann rechnet nicht mit einer sehr viel höheren Wahlbeteiligung als am Sonntag, wo sie bei 28 Prozent lag. «Ein Grossteil der Baselbieterinnen und Baselbieter interessiert sich nicht für kantonale Politik, sondern für Dorf- oder nationale Politik», sagt er. Nun ginge es vor allem darum, wie sich Sabine Bucher und Markus Eigenmann bei öffentlichen Auftritten schlagen.

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