
Ein Baum und vier Quadratmeter Wald bringen die Allschwiler auf die Palme
Ismael Rohwedder
In Allschwil löst ein Bauprojekt viel Unmut bei Anwohner:innen aus. Grund sind aber nicht die neuen Wohnhäuser, sondern ein einziger Baum und eine winzige Waldfläche.
An der Allschwiler Neuweilerstrasse entstehen drei neue Wohngebäude. Das ist beschlossene Sache. Die Überbauung erhält eine Tiefgarage, auch das ist soweit unumstritten. Gestritten aber wird um die Zufahrt: Die einfachste Lösung ist eine Einfahrt an Ort und Stelle der bereits bestehenden Garage zu bauen. Das Problem: Die Garage befindet sich in einer Waldzone.

Sie ist vier Quadratmeter gross und auf ihr steht ein Baum mit 13 Zentimetern Durchmesser. Da Waldzonen – unabhängig von ihrer Grösse und der Anzahl Bäume – als statisch gelten, dürfen sie nicht einfach anderweitig genutzt und die entsprechenden Bäume gefällt werden. Und das löst in Allschwil einen Zank zwischen Anwohnern und Gemeinde aus.
«Das Quartier leidet unter dem Mehrverkehr»
Denn um die Waldzone zu «umfahren», plant die Gemeinde, die Zufahrt in die Tiefgarage durchs Quartier zu führen. Sie würde dann einen Kilometer lang werden. Darauf haben die Anwohner:innen gar keine Lust. Mit einer Petition wollen sie die lange Schlaufe verhindern. Sie verlangen stattdessen die direkte Zufahrt von der Neuweilerstrasse in die Tiefgarage.
Petitionär Dominik Schenker argumentiert, dass die lange Zufahrt von einem Kilometer durchs Quartier «völlig unverhältnismässig» sei. «Dazu kommt, dass das Quartier unter dem Mehrverkehr leidet», so Schenker. Der Schüler:innenweg durchs Quartier würde ebenfalls mit dem Verkehr belastet.

Gemeinde sieht wenig Chancen für andere Lösung
Die Anwohner:innen wehren sich also nicht gegen die Überbauung, sondern gegen den Zufahrtsweg in die Tiefgarage. Dieser kleine Streitpunkt erweist sich aber als Knacknuss. Denn laut der Gemeinde Allschwil ist eine direkte Zufahrt fast nicht machbar – wegen des Mini-Waldstücks: Für diese Waldzone ein Rodungsgesuch zu erhalten, sei «eine grosse Hürde», erklärt Franz Vogt, Vizepräsident des Gemeinderats. «Man muss aufzeigen, dass es keine andere Art zur Erschliessung gibt.» Vogt verspricht den Petitionär:innen, dass die Gemeinde sich um eine andere Lösung bemüht. «Aber viel Hoffnung kann ich leider nicht machen.»
Eine für alle Seiten zufriedenstellende Lösung ist an der Neuweilerstrasse also nicht in Sicht. Besonders absurd an der ganzen Angelegenheit: Für die Überbauung müssen knapp 50 Bäume, darunter auch viele grosse Bäume, den neuen Häusern weichen. Sie dürfen gefällt werden, weil sie auf dem Grundstück der Baugemeinschaft stehen.
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Marius
Man könnte das ganz einfach erledigen: Allschwil kauft das betreffende Stück. Die Zufahrt wird normal gebaut. Kein Gericht kann dann noch was tun. Soll das Militär oder Polizei dann die Strasse sperren? 😀 Oder einer geht mal mit ner Kettensäge vorbei und sägt alles ab. Dann ists kein Wald mehr. noch einfacher und unbürokratischer.
PJPM
Firmen erkaufen sich mit Kompensationszertifikaten das Recht, Millionen Tonnen Dreck in die Luft zu schleudern. Diese 4qm “Wald” könnte man locker auch kompensieren, wenn man im Bann Allschwil z.B. 10 neue Bäume pflanzt. Das Bäumchen auf dem “Waldstück” vermag den Mehrausstoss der längeren Zufahrt niemals zu kompensieren. Horch… hör doch… hörst du’s nicht? St. Bürokrazius ist auf seinem Amtsschimmel vorbeigeritten…