
Ein Schulfach gegen Frauenfeindlichkeit – In Basel noch kein Thema
Michael Kempf
Grossbritannien führt im nächsten Jahr ein neues Schulfach ein, das sich mit Frauenfeindlichkeit auseinandersetzt. In Basel besteht keine Notwendigkeit für ein solches Schulfach – und das hat seinen Grund.
Ein Schulfach, das Jugendliche im Alter von elf bis 18 Jahren über die frauenfeindliche Incel-Bewegung aufklärt und die Verbindung zwischen Misogynie und Pornografie thematisiert. Genau das plant das britische Bildungsministerium für September 2026.
Ausschlaggebend dafür war neben einer zunehmenden Frauenfeindlichkeit und Gewaltbereitschaft von jungen Männern gegenüber jungen Frauen in Grossbritannien auch die Netflix-Serie «Adolescence». Die britische Miniserie wurde im April auf Netflix ausgestrahlt und handelt von einem 13-Jährigen, der eine gleichaltrige Mitschülerin ersticht.
Die Serie sorgte nicht nur in Grossbritannien, sondern auch in anderen europäischen Ländern für grosses Aufsehen. Unter anderem auch in der Schweiz. Für SP-Grossrat Claudio Miozzari war die Serie Grund genug, mit einem Vorstoss an den Regierungsrat die Frage zu richten: «Wie geht es den jungen Männern in Basel-Stadt?»
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Basel setzt auf Prävention
Bis jetzt hat der Regierungsrat noch nicht auf Miozzaris Vorstoss geantwortet. Auf Anfrage von Baseljetzt begrüsse Miozzari zwar den Entscheid von Grossbritannien Frauenfeindlichkeit in einem eigenen Schulfach zu thematisieren, sehe aber für Basel-Stadt keine Notwendigkeit für solch ein Schulfach. Denn «Medienkompetenz und ein würdiger Umgang mit Geschlechtern und anderen Menschen sind auch jetzt schon Teil von dem, was man in der obligatorischen Schulzeit mitbekommen sollte», sagt Miozzari gegenüber Baseljetzt.
Ähnlich sieht es auch das Erziehungsdepartement Basel-Stadt. Ein separates Schulfach gegen Frauenfeindlichkeit sei nicht in Planung, bestätigt der Kanton Basel-Stadt gegenüber Baseljetzt. Dies sei jedoch nicht der Fall, weil man ein solches Schulfach für unnötig halte, sondern weil der aktuelle Lehrplan 21 solche Themen bereits durch Präventionsmassnahmen im Unterricht behandle. «Die Schule hat den Auftrag, die Schülerinnen und Schüler zu einem selbstbestimmten, sicheren und verantwortungsvollen Umgang mit digitalen Ressourcen zu befähigen. Die Kinder und Jugendlichen lernen in der Schule auch, sich vor Gefahren zu schützen», heisst es vonseiten des Erziehungsdepartements.
Weitere Massnahmen in Planung
In obligatorischen Präventionsprogrammen wie dem Parcours «Mein Körper gehört mir!» lernen die Schüler:innen, sexuelle Übergriffe oder sexualisierte Gewalt zu erkennen, sich dagegen zu wehren und Hilfe zu holen. Zudem befindet sich laut dem Erziehungsdepartement Basel-Stadt eine Reihe weiterer schulischer Massnahmen zur Prävention und Gesundheitsförderung im politischen Prozess.
Claudio Miozzari hält es ebenfalls für sinnvoll, auf zusätzliche Kampagnen innerhalb bestehender Flächen zu setzen, sofern aufgrund aktueller Tendenzen ein höherer Handlungsbedarf besteht.
Aktuell gibt es in der Schweiz keinen Fall, in dem ein minderjähriger Täter seine minderjährige Mitschülerin erstochen hat. Allerdings ist eine Zunahme misogynen Verhaltens auch in unserer Region spürbar. Dies zeigt sich auch durch die Zunahme von Femiziden in der Schweiz.
Auch wenn es in Basel-Stadt kein eigenes Schulfach zum Thema Frauenfeindlichkeit geben wird. Die Thematik ist weder den Schulbehörden noch der Politik egal.
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spalen
als schulfach wäre dies meiner meinung nach auch bisschen übertrieben. aber wie c. miozzari sagt, muss das thema im normalen unterricht, aber auch in den spezialblöcken thematisiert werden im rahmen der gewaltpreväntion. wie immer halt auch da: der unterricht ist nur so gut wie die lehrperson vorne