Eisige Kälte und viele Obdachlose: Die Lage nach den schweren Erdbeben
©Bild: Keystone
Syrien-Türkei
International

Eisige Kälte und viele Obdachlose: Die Lage nach den schweren Erdbeben

07.02.2023 06:32 - update 07.02.2023 10:48

Baseljetzt

Das Erdbeben in Syrien und der Türkei fordert tausende Menschenleben. Die Suche unter den Trümmern geht weiter. Diverse Länder schicken Hilfe ins Katastrophengebiet. Dort sind viele obdachlos, die Temperaturen um den Gefrierpunkt.

Nach dem Erdbeben im türkisch-syrischen Grenzgebiet am frühen Montagmorgen mit Tausenden Toten werden weiter viele Menschen unter den Trümmern vermutet. Tausende Gebäude stürzten ein, mehr als 4’200 Menschen starben laut Angaben aus der Nacht zum Dienstag. Bisherigen Informationen zufolge wurden in der Südtürkei und in Nordsyrien zudem mehr als 15’000 Menschen verletzt. Zahlreiche Länder sagten Unterstützung zu.

Auch die Schweiz schickt Hilfe

So auch die Schweiz, die nach den schweren Erdbeben noch am Montagabend 80 Personen zur Katastrophenhilfe in die Türkei geschickt hat. Darunter Spezialist:innen der Schweizer Armee. Auch der Verein für Such- und Rettungshunde Redog flog mit zehn Personen und sechs Hunden in Zürich ab. Bereits am Nachmittag entsandte die Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (Deza) ein Vorausdetachement mit zehn Spezialist:innen des Schweizerischen Korps für humanitäre Hilfe (SKH) ins Erdbebengebiet. Sie sollen die Bedürfnisse vor Ort abklären und sorgen für die reibungslose Einreise der Rettungskette Schweiz.

Eisige Kälte und viele Obdachlose: Die Lage nach den schweren Erdbeben
Am Montagabend machte sich ein Schweizer Rettungsteam mit Suchhunden von Zürich aus auf den Weg ins Katastrophengebiet. Bild: Keystone

Eisige Temperaturen und drohender Schneesturm

Im Katastrophengebiet herrschen Temperaturen um den Gefrierpunkt. Viele Menschen können nicht in ihre Häuser zurück, weil diese eingestürzt sind oder eine Rückkehr angesichts der zahlreichen Nachbeben zu gefährlich wäre. Ein drohender Schneesturm könnte die Situation in den Erdbebengebieten nach Einschätzung der Hilfsorganisation Care noch deutlich verschärfen. Viele Strassen seien nicht passierbar. Die Türkei bat ihre Nato-Partner unter anderem um drei für extreme Wetterbedingungen geeignete Feldkrankenhäuser und Personal für deren Einrichtung.

Eisige Kälte und viele Obdachlose: Die Lage nach den schweren Erdbeben
Es herrschen eisige Temperaturen: Überlebende in Iskenderun in der Türkei wärmen sich am Feuer. Bild: Keystone

Angehörige und Rettungskräfte suchten bis spät in die Nacht nach Verschütteten. Das Gesundheitsministerium habe rund 4’200 Helfer in das Katastrophengebiet entsandt, teilte der türkische Gesundheitsminister Fahrettin Koca am späten Montagabend auf Twitter mit. Verletzte und kranke Erdbebenopfer würden zunächst in Zelten medizinisch versorgt und anschliessend in Krankenhäuser verlegt, so der Minister in einem weiteren Tweet. Mit aller Kraft sei man vor Ort, um das Leid zu lindern. Der türkische Vizepräsident, Fuat Oktay, teilte am späten Montagabend mit, dass bereits 7’840 Verschüttete aus den Trümmern gerettet worden seien.

Quelle: Twitter/@drfahrettinkoca

Die Zahl der Todesopfer stieg unterdessen auf mehr als 4’200. Der Vorsitzende der türkischen Katastrophenschutzbehörde Afad, Yunus Sezer, gab in der Nacht zum Dienstag die Zahl der Toten im eigenen Land mit 2’921 an. Ausserdem seien 15’834 «unserer Bürger» verletzt. In Syrien kamen nach Angaben des Gesundheitsministeriums sowie der Rettungsorganisation Weisshelme von Montagabend mindestens 1’300 Menschen ums Leben.

Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan sprach vom schwersten Beben seit 1939 und verkündete eine einwöchige Staatstrauer. In dem betroffenen Bereich habe es seit etwa 900 Jahren kein so grosses Beben mehr gegeben, sagte die Geologin Charlotte Krawczyk vom Geoforschungszentrum Potsdam der ARD. Ob und wann weitere grosse Beben folgen, könne nicht vorhergesagt werden.

Internationale Hilfe und Telefonat mit Joe Biden

Griechenland schickte trotz der Spannungen mit der Türkei am Montag eine Rettungsmannschaft mit Spürhunden in das Erdbebengebiet. Das Technische Hilfswerk (THW) bereite die Lieferung von Notstromaggregaten, Zelten und Decken vor, kündigte Deutschlands Innenministerin Nancy Faeser (SPD) am Montag an. Auch Notunterkünfte und Anlagen zur Wasseraufbereitung könnten bereitgestellt werden. EU-Staaten wollen sich untereinander abstimmen. Hilfszusagen kamen unter anderem auch aus Grossbritannien, Indien, Pakistan, Finnland, Schweden, Russland, der von Russland angegriffenen Ukraine sowie den USA.

US-Präsident Joe Biden sicherte Erdogan persönlich Unterstützung zu. Die beiden hätten am Montag telefoniert, teilte das Weisse Haus mit. In dem Gespräch habe Biden versichert, dass die USA dem Nato-Verbündeten Türkei «jede erforderliche Unterstützung» zur Bewältigung der Tragödie zukommen liessen. Rettungsteams aus den USA würden schnell in die Türkei entsandt, um die Rettungs- und Bergungsarbeiten in dem Erdbebengebiet zu unterstützen und den Menschen vor Ort zu helfen.

Eines der am schwersten vom Erdbeben betroffenen Gebiete war die Region Idlib in Syrien, die von Rebellen gehalten wird. Dies dürfte dort die staatliche Nothilfe erschweren. Nach mehr als elf Jahren Bürgerkrieg in Syrien kontrollieren Regierungstruppen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad wieder rund zwei Drittel des Landes.

(sda)

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