Erdogan gewinnt türkische Präsidentschaftswahl in zweiter Runde
©Bild: Keystone
Politik
International

Erdogan gewinnt türkische Präsidentschaftswahl in zweiter Runde

28.05.2023 20:28 - update 29.05.2023 13:32

Baseljetzt

Jetzt ist es definitiv: Recep Tayyip Erdogan wird die Türkei fünf weitere Jahre regieren. Erdogan sei zum 13. Präsidenten der Türkei gewählt worden, sagte der Chef der Wahlbehörde am Sonntag in Ankara.

Er danke allen, die es ihm ermöglicht hätten, die nächsten fünf Jahre zu regieren, sagte Erdogan am Sonntag vor jubelnden Anhängern in Istanbul. Er werde «bis ans Grab» bei seinen Anhängern sein. In Ankara füllten am frühen Abend bereits Autokorsos mit wehenden Fahnen die Strassen. Auch in Istanbul waren Hupkonzerte zu hören.

Wie bereits im Wahlkampf hetzte Erdogan gegen lesbische, schwule, bisexuelle und transidente Menschen. «Meine Brüder, ist diese CHP denn nicht für die LGBT?», sagte er auch am Sonntag mit Bezug auf die Partei seines Herausforderers Kemal Kilicdaroglu. In seinem eigenen Wahlbündnis gebe es so etwas nicht, so Erdogan. Er erhielt dafür laute Zustimmung aus dem Publikum.

53,41 Prozent der Stimmen

Obwohl am frühen Sonntagabend viele Stimmen noch nicht ausgezählt waren, deutete sich eine klare Tendenz an. Erdogan habe bislang rund 54,41 Prozent der Stimmen erhalten, sagte der Chef der Wahlbehörde, Ahmet Yener, am Sonntag in Ankara nach Auszählung von zwei Drittel der Stimmen. Sein Herausforderer Kemal Kilicdaroglu komme auf 46,59 Prozent. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur kam der türkische Präsident nach Auszählung von knapp 99 Prozent der Stimmen auf 52 Prozent, Kilicdaroglu auf 48 Prozent. Die oppositionsnahe Agentur Anka verzeichnete fast gleiche Werte. Die Wahlbeteiligung lag Anadolu zufolge bei rund 85 Prozent und damit niedriger als bei der ersten Runde mit 87 Prozent.

Später am Abend verkündete der Chef der Wahlbehörde: Erdogan sei definitiv zum 13. Präsidenten der Türkei gewählt worden. Erdogan erhielt 52,14 Prozent der Stimmen, Kilicdaroglu 47,86 Prozent, wie die Wahlbehörde nach Auszählung von 99,43 Prozent mitteilte.

Erste Gratulationen schon eingetroffen

Als einer der ersten gratulierte Viktor Orban dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdogan, ebenfalls vor Bekanntgabe der offiziellen Wahlergebnisse, zum Sieg. Der ungarische Ministerpräsident schrieb auf Twitter am Sonntag von einem «unbestrittenen Wahlsieg». Zuvor hatten Katars Emir Tamim bin Hamad Al Thani und Libyens Ministerpräsident Abdul Hamid Dbaiba dem türkischen Staatschef bereits gratuliert. «Mein lieber Bruder Recep Tayyip Erdogan, herzlichen Glückwunsch zu Ihrem Sieg», schrieb das Staatsoberhaupt Katars am Sonntag auf Twitter.

Die Opposition äusserte sich vorerst nicht zu den Ergebnissen. Kilicdaroglu wollte sich noch am Abend äussern. Der Abstimmungstag war laut Wahlbehörde ruhig verlaufen, es hatte jedoch mehrere Meldung von gewaltvollen Zwischenfällen gegeben.

Noch mehr Autorität befürchtet

Erdogan führt die Türkei seit 20 Jahren. 2003 wurde Erdogan zunächst Ministerpräsident, 2014 Staatspräsident. Seit Einführung eines Präsidialsystems 2018 hat er so viel Macht wie nie zuvor. Befürchtet wird, dass er nach der Wahl noch autoritärer regieren wird. Die Türkei ist Nato-Mitglied, pflegt enge Beziehungen zu Russland ebenso zur Ukraine und ist Akteurin im syrischen Bürgerkrieg. Die Wahl wurde entsprechend auch international mit grosser Aufmerksamkeit verfolgt.

Die Wahl galt unter anderem vor dem Hintergrund einer grassierenden Wirtschaftskrise als eine der grössten Herausforderungen seiner politischen Laufbahn. Dass die Mehrheit der Wähler der Krisen zum Trotz für Erdogan stimmte, liegt Beobachtern zufolge auch an der Kontrolle der Regierung über die Medienlandschaft. In einem Interview kurz vor der Wahl etwa erklärte Erdogan unhinterfragt, wirtschaftliche Probleme seien eine Mär der Opposition.

Unfairer Wahlkampf

Die Opposition war in einem historisch einmaligen Bündnis aus sechs Parteien angetreten. Sie versprach eine Demokratisierung des Landes und einen harten Kurs gegen Flüchtlinge. Für einen Sieg reichte das aller Voraussicht nach jedoch nicht.

Der Wahlkampf verlief unfair. Erdogan konnte neben der Kontrolle über die Medien auch auf staatliche Ressourcen zurückgreifen. Im ersten Wahlgang, den Erdogan gewann, hatte es Berichte über Unregelmässigkeiten gegeben, die jedoch nichts am Wahlausgang änderten. (sda/daf)

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

28.05.2023 18:35

Brunoe

Jedes Volk hat seine Regierung dass es verdient.

3 1
29.05.2023 21:21

Sprissli

Ja und wir bekommen wieder mehr Asyl Anträge! Und die BAUMME lässt ja alles rein!

0 0

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.