
ESC-Verbot in Basel? EVP und SVP halten von dieser Idee nichts
David Frische
Gegen den Eurovision Song Contest in der Schweiz formiert sich Widerstand. Die EDU will in den möglichen Austragungsorten das Referendum ergreifen. Andere christliche Kreise stehen hinter dem Event.
Seit Nemos Sieg am Eurovision Song Contest (ESC) im Mai 2024 ist klar: Der nächste ESC wird in der Schweiz ausgetragen. Das Wettstreiten unter den Städten läuft: Zürich, Basel, Bern/Biel und Genf bewerben sich als Gastgeber des Mega-Events im Frühling 2025. Doch es gibt Widerstand.
Die christlich-konservative Partei EDU (Eidgenössisch-Demokratische Union) hat angekündigt, in allen Bewerberstädten beziehungsweise -kantonen das Referendum gegen die ESC-Austragung zu ergreifen. Auf einer eigens eingerichteten Website bezeichnet Parteipräsident Daniel Frischknecht den ESC als einen politischen Anlass, der «Rassismus, Antisemitismus, Satanismus, Blasphemie und destruktive Sachen wie das dritte Geschlecht» zum Inhalt habe.
Die EDU ist überzeugt davon, dass eine ESC-Austragung dem Image der Schweiz schadet. Sie will in den möglichen Austragungsorten die Bevölkerung darüber abstimmen lassen, ob öffentliche Gelder für den Anlass gesprochen werden und ob der ESC durchgeführt wird.

SVP-Präsident Dettling: «Peinlicher Regenbogenanlass»
Im rechtskonservativen Lager stösst der Widerstand gegen den ESC auf Anklang. SVP-Präsident Marcel Dettling bezeichnete den ESC gegenüber den Tamedia-Zeitungen jüngst als «peinlichen Regenbogenanlass». Er rechne bei den Referenden mit «gegenseitiger Unterstützung» von EDU und SVP, so Dettling gegenüber der NZZ. In der Stadt Bern hat die SVP angekündigt, dass sie das Referendum unterstützen wolle. Dort ist auch die Grün alternative Partei mit im Boot. Die Junge SVP macht laut der NZZ ebenfalls mit, unter anderem in der Stadt Zürich. Die SVP Zürich hingegen nimmt von einem Referendum Abstand.
EVP-Präsidentin will sich für Austragung einsetzen
Auch in Basel wird ein Referendum gegen den ESC 2025 zum Thema. Die EDU hat hier eine Kantonalsektion und will das Anliegen vors Basler Stimmvolk bringen. 2’000 Unterschriften muss sie sammeln, damit das Referendum zustande kommt. Hierfür politische Verbündete zu finden, wird nicht einfach.
Denn innerhalb der christlichen Gemeinschaft gibt es Stimmen, die sich hinter die ESC-Kandidatur stellen. Die Evangelische Volkspartei (EVP) ist in Basel-Stadt im Grossen Rat vertreten, konnte an der Debatte über die Kandidatur also bereits mitwirken. «Die EVP-Vertretung im Grossen Rat ist gegenüber einer Bewerbung positiv eingestellt», sagt die Basler Parteipräsidentin und Grossrätin Brigitte Gysin auf Anfrage. Das habe sich mit der jüngsten Austragung des ESC auch nicht geändert, auch wenn die Kritikpunkte durchaus geteilt würden.

Gysin kann sich vorstellen, dass einzelne EVP-Mitglieder ein Referendum der EDU gegen den ESC unterstützen würden. Der Contest sei dieses Jahr «sehr politisch» gewesen und das müsse nicht sein. «Es ist aber kein Grund, diese Chance für Basel nicht zu nutzen», so Gysin. Sie geht davon aus, dass die EVP das Referendum gegen die Austragung eher nicht unterstützt. «Dafür werde ich mich einsetzen», so Gysin.
SVP-Präsident Messerli: «Es ist immer noch ein Song Contest»
Ähnlich klingt es bei der Basler SVP. Anders als Dettling stört sich der Präsident der Kantonalpartei, Pascal Messerli, nicht sonderlich an der politischen Dimension des Anlasses. Die Basler Kandidatur für den ESC 2025 steht für ihn im Vordergrund. «Es ist immer noch ein Song Contest. Ja, er ist politisch. Und das kann man kritisieren. Aber dasselbe kann man auch bei der Uefa tun. Und trotzdem wurde im Jahr 2016 der Europa-League-Final in Basel ausgetragen, und das war eine schöne Sache.»
Es gebe Mitglieder in den eigenen Reihen, die Sympathien für ein Referendum haben, so Messerli. Das könne er nachvollziehen. «Für die Austragung des ESC wird es um einen Betrag zwischen 30 und 40 Millionen Franken gehen. Wenn es eine Volksabstimmung gibt, ist das in Ordnung.» Er sei aber klar für eine Austragung des Eurovision Song Contests, denn für die Stadt sei das eine grosse Chance: «Basel kann sich einem Millionenpublikum präsentieren und wird in die Welt hinausgetragen».

Der Präsident ist nicht der einzige Basler SVPler, der für eine Austragung am Rheinknie weibelt. Auch Joël Thüring machte sich kürzlich auf X für den Event stark.
Sowohl christliche Kreise als auch die SVP sind in der Frage also gespalten: Soll die Schweiz den Eurovision Song Contest 2025 austragen und dafür öffentliche Gelder in zweistelliger Millionenhöhe ausgeben?
Gut möglich, dass die Frage vors Volk kommt. Das dürfte nicht zuletzt wegen des engen Zeitplans spannend werden: Der ESC ist auf den 10. Mai 2025 angesetzt. In einer repräsentativen Umfrage des Forschungsinstituts Sotomo lehnten 49 Prozent eine Austragung des ESC in der Schweiz ab, 46 Prozent waren dafür und 5 Prozent unentschlossen. Basel und den anderen Bewerbungsorten stehen zehn heisse Monate bevor.
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figtree5
Diesen Mist braucht Basel nicht, in Zürich passt das beszens hin.
Sonnenliebe
Wer ist denn da dagegen? Fragwürdig