«Falsche Vorstellungen»: Viele Menschen interessieren sich für den Bestattungsberuf
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«Falsche Vorstellungen»: Viele Menschen interessieren sich für den Bestattungsberuf

27.11.2025 14:05 - update 27.11.2025 14:06
Michael Kempf

Michael Kempf

In Deutschland erlebt der Beruf des Bestatters, insbesondere bei der jüngeren Generation, einen Boom. Auch in der Schweiz interessieren sich immer mehr Menschen für diese Branche – allerdings nicht nur junge.

Das Wichtigste in Kürze

  • In Deutschland steigt das Interesse junger Menschen am Bestattungsberuf; in der Schweiz zeigt sich laut Branchenstimmen jedoch kein vergleichbarer Trend, obwohl das Berufsfeld viel Aufmerksamkeit erhält
  • Viele Schweizer Bestattungsunternehmen verzeichnen keine Zunahme junger Bewerber, teils aber mehr Blindbewerbungen; häufig stammen Interessenten aus Pflegeberufen und haben teils romantisierte Vorstellungen vom Arbeitsalltag
  • Trotz fehlendem Nachwuchs-Boom besteht kein Fachkräftemangel: Das Interesse bleibt stabil, und die Branche bietet aufgrund der konstanten Sterbefallzahlen eine hohe berufliche Sicherheit

«Warum der Beruf des Bestatters boomt» – so lautet der Titel eines Artikels, den der SWR Ende Oktober veröffentlicht hat. In Deutschland entscheiden sich immer mehr junge Menschen für eine Ausbildung zum Bestatter. Grund dafür sei die Vielseitigkeit des Berufs, wie es im Artikel heisst.

Wie Bestatter Berto Biaggi gegenüber der «Zürcher Wirtschaft» bestätigt, gibt es auch in der Schweiz eine grosse Nachfrage bei der Bestattungsbranche, allerdings nicht zwingend bei der jüngeren Generation. Biaggi führt das punktuell gestiegene Interesse auf die sozialen Medien zurück, wie er gegenüber Baseljetzt sagt. Auch Serien wie «Six Feet Under» oder «Der Bestatter» sorgen seiner Meinung nach für eine «Romantisierung» des Berufs. «Nicht alle Todesfälle geschehen zu Arbeitszeiten, sind 50 kg schwer und ebenerdig erreichbar», sagt Biaggi.

Keine Statistik von Bewerbungen

Der Schweizer Verband der Bestattungsdienste sagt auf Anfrage von Baseljetzt, dass sie keine Statistiken zu Bewerbungen rund um den Beruf des Bestatters führen. «Die Schweiz ist im Bestattungswesen föderal organisiert. Das heisst, es gibt Teile in der Schweiz, in der es private Bestattungsdienste gibt und es gibt Teile, in denen das Bestattungswesen staatlich ist», sagt der Verband. In Genf und Zürich wird das Bestattungswesen etwa staatlich geführt, während es in Basel-Stadt und Basel-Landschaft sowohl staatliche als auch private Bestattungsunternehmen gibt.

Bestattungswesen in Basel

Eine Nachfrage bei Basler Bestattungsunternehmen zeigt, dass dort keine Zunahme von jungen Interessenten zu verzeichnen ist. Adrian Ponsila von «Bestattung Wicky und Partner KLG» bestätigt, dass bei ihnen aber jedes Jahr zahlreiche Bewerbungen eingehen, allerdings nicht speziell von jungen Menschen. «Die meisten Anfragen kommen von Menschen, die bereits viele Jahre in einem Pflegeberuf gearbeitet haben», sagt Ponsila gegenüber Baseljetzt.

Beim Basler Bestattungsunternehmen «Bestattungen Hans Heinis AG» heisst es auf Anfrage: «Wir haben keinen Anstieg von Bewerbungen.» Auch bewerben sich bei ihnen nicht vermehrt junge Menschen.

Das Bestattungsunternehmen «Bieli Bestattungen» bestätigt hingegen gegenüber Baseljetzt, dass die Zahl der Blindbewerbungen in den vergangenen Jahren zugenommen hat. Simon Burkhart von «Bieli Bestattungen» führt das erhöhte Interesse auf die verstärkte Präsenz des Berufs in den Medien zurück. «Die Bevölkerung wird auf einen Beruf aufmerksam, der bis vor wenigen Jahren tabuisiert wurde», sagt er.

Das Basler Bestattungsunternehmen «Bürgin & Thoma» stellt keine Zunahme von Bewerbungen jüngerer Personen fest, wie es auf Anfrage bestätigt. Laut Jana Bürgin von «Bürgin & Thoma» haben viele Bewerber:innen eine falsche Vorstellung vom Beruf des Bestatters bzw. der Bestatterin.

Kein Fachkräftemangel

Im Schweizer Bestattungswesen kann man sich zwar nicht über einen Fachkräftemangel beschweren, von einem Nachwuchs-Boom zu sprechen, wäre jedoch auch nicht korrekt. Das Interesse am Beruf der Bestatterin oder des Bestatters ist nach wie vor gross. Denn die Branche bietet eine gewisse Existenzsicherheit – schliesslich sterben in der Schweiz jedes Jahr rund 72’000 Menschen.

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Kommentare

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27.11.2025 14:24

spalen

auch weil der tod in unserem alltag, in unserem umfeld nicht sichtbar ist und auch nicht stattfindet, übt er für gewisse menschen eine faszination aus. dazu noch die präsenz in social media und am bildschirm. ich kann die aussage, dass viele falsche vorstellungen zum beruf bestehen, gut nachvollziehen

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