Fast jedes siebte Kind erlebt physische Gewalt
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Studie
Schweiz

Fast jedes siebte Kind erlebt physische Gewalt

19.11.2025 17:22 - update 19.11.2025 17:23

Baseljetzt

Kinderschutz Schweiz schlägt Alarm. In vielen Familien sind physische und psychische Gewalt nach wie vor Alltag. In allen Kantonen steigen zudem die Meldungen von gefährdeten Kindern.

Laut einer Studie von Kinderschutz Schweiz ist physische und psychische Gewalt in vielen Schweizer Familien nach wie vor verbreitet. Fast jedes siebte Kind wird regelmässig geschlagen und jedes fünfte Kind wird wiederholt psychisch missbraucht.

Zwei Kinder pro Klasse betroffen

Gewalt gegen Kinder bleibt in der Schweiz ein besorgniserregendes Thema. Die 2024 von Kinderschutz Schweiz durchgeführte Studie* zeigt, dass in jeder Schulklasse ein bis zwei Kinder zu Hause regelmässig Opfer von physischer Gewalt werden. Die psychischen Formen der Gewalt, die schwerer sichtbar sind, betreffen noch mehr Jugendliche.

Manon Schick, die Direktorin für Kinder und Jugend des Kantons Waadt, stellt in einem am vergangenen Wochenende veröffentlichten Interview mit «Le Temps» fest: «Alle Kantone beobachten einen Anstieg der Meldungen von gefährdeten Kindern. Das hängt mit der Verschlechterung der Situation der Familien zusammen, mit einem Anstieg der Armut, oft bei Alleinerziehenden.»

Der Trend zeigt wieder nach oben

Fast jedes fünfte Kind wird mit Schlägen auf den Hintern bestraft, jedes zehnte Kind erhält Ohrfeigen oder wird an den Haaren gezogen. Etwa 30 Prozent der Eltern geben zu, ihr Kind mit Worten oder Schreien verletzt zu haben. Trotz einer Verbesserung in den Nuller-Jahren zeigt die Tendenz seit einigen Jahren wieder nach oben.

Psychische Gewalt äussert sich häufig in Drohungen oder dem Entzug von Zuneigung. Einer von fünf Elternteilen droht damit, das Kind zu verlassen oder allein zu lassen, und 15 Prozent geben zu, dass sie dem Kind das Gefühl geben, nicht mehr geliebt zu werden. Diese Verhaltensweisen, die häufig banalisiert werden, hinterlassen dauerhafte Spuren in der emotionalen Entwicklung.

Prävention muss gestärkt werden

Die Autorinnen und Autoren der Studie rufen dazu auf, die Prävention zu verstärken und gewaltfreie Erziehungspraktiken zu fördern. Sie erinnern daran, dass ein sicheres familiäres Umfeld für das Wohlbefinden und die psychische Gesundheit von Kindern von entscheidender Bedeutung ist.

Der Internationale Tag der Kinderrechte wird am 20. November begangen. Die Schweiz ratifizierte das Übereinkommen über die Rechte des Kindes vor fast 30 Jahren, am 24. Februar 1997. Das Übereinkommen konkretisiert die Menschenrechte für alle Aspekte des Lebens von Kindern und Jugendlichen bis zum Alter von 18 Jahren. Es wurde am 20. November 1989 von der Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedet. (sda/lef)

Quelle: *Kinderschutz Schweiz, Studie «Bestrafungsverhalten von Eltern in der Schweiz», 2024.

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19.11.2025 18:19

Hoschi

Das ist tragisch. Gewalt ist keine Lösung.

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