Für den Notfall werben, während die Prämien steigen – passt das zusammen?
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Gesundheitskosten
Basel-Stadt

Für den Notfall werben, während die Prämien steigen – passt das zusammen?

03.10.2025 15:08 - update 04.10.2025 09:47

Baseljetzt

Die Krankenkassenprämien steigen erneut. Auch wegen vermeidbarer Notfallbesuche. Dennoch wirbt das Bethesda-Spital in einem BVB-Tram für seinen Notfall. Ist das legitim? Ein Gesundheitsexperte ordnet ein.

Das Wichtigste in Kürze

  • Ein 6er-Tram ist voller Werbung für die Notaufnahme des Bethesda Spitals.
  • Angesichts der hohen Prämien wirft das Fragen auf.
  • Ein Basler Gesundheitsexperte hat die Notfall-Werbung für Baseljetzt eingeordnet.

Im kommenden Jahr erhöhen sich die Krankenkassenprämien in der ganzen Schweiz erneut. Im Kanton Basel-Stadt um durchschnittlich 3,1 Prozent. Ein Treiber der Kosten sind die Notfallstationen: Viele Patientinnen und Patienten gehen dort wegen Bagatellfällen hin. Trotz dieser Problematik wirbt das Bethesda Spital aktuell auf einem BVB-Tram für seine Notfallversorgung.

«Gehört zum Wettbewerb dazu»

Stefan Felder, Professor für Gesundheitsökonomie an der Universität Basel, stört sich grundsätzlich nicht an der Werbung. Da sich das Spital in Konkurrenz mit privaten Einrichtungen befinde, sei dies ein nachvollziehbarer Schritt. Auch andere Kliniken machten im Basler ÖV Werbung für ihre Angebote. «Somit ist auch Werbung für den Notfall legal, auch wenn sie vielleicht etwas unglücklich wirkt», so Felder. Zu verdeutlichen, dass man als Spital über eine Notfallstation verfüge, gehöre zum Wettbewerb dazu. Künftig sei ohnehin zu erwarten, dass mehr ambulant versorgt, und Spitalbetten abgebaut würden, «und das wird hier bereits antizipiert.»

Problematischer sei jedoch, dass das Bethesda Spital, zu 60 Prozent im Besitz des Universitätsspitals, mit öffentlichen Mitteln werbe, obwohl es im ambulanten Bereich Defizite schreibe. Hinzu komme die wachsende Marktmacht des Universitätsspitals, das inzwischen rund zwei Drittel des Marktes abdecke. Werbung wie jene im Tram verstärke diese Dominanz und setze private Konkurrenten unter Druck.

Felder betont, dass gerade Bagatellfälle in Notfallambulanzen hohe Kosten verursachen. «Es wäre sinnvoller, wenn Patientinnen und Patienten niederschwellige Angebote wie den Hausarzt nutzen oder bei Bagatellfällen, wenn möglich, ganz auf einen Besuch verzichten.» In der Politik wird daher seit Jahren diskutiert, gar eine Gebühr für Notfallbesuche einzuführen. «Das Problem muss man aber nicht beim einzelnen Spital angehen, sondern als Aufgabe des Systems sehen», so Felder. Nur so sei es möglich, die Notfallbewirtschaftung neu zu organisieren.

Bethesda Spital verteidigt Tram-Werbung

Das Bethesda Spital nimmt auf Anfrage wie folgt Stellung: «Wenn ein Notfall eintritt, sollen die Menschen in der Region wissen, wohin sie sich wenden können. Denn gerade in einer akuten Situation brauchen Betroffene rasche Hilfe.» Auch das Universitätsspital sagt, man komme lediglich seiner Verantwortung nach, die Bevölkerung über die eigenen Versorgungsangebote zu informieren.

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