
Fussballvereine am Limit: Lange Wartelisten, aber kaum Platz
Leonie Fricker
Statt dem Ball nachzujagen, tummeln sich Mädchen und Jungen auf den Wartelisten der Fussballvereine. Denn in Basel-Stadt herrscht Rasenmangel. Die Vereine blicken besorgt auf den Boom nach der Frauen-EM.
In den letzten zehn Jahren ist der Breiten- und Amateurfussball in der ganzen Schweiz gewachsen. Die Zahl der lizenzierten Spielerinnen und Spieler hat um fast 30 Prozent zugenommen. Im Kanton Basel-Stadt ist das Wachstum so stark, dass die Sportinfrastruktur heute nicht mehr ausreicht. Es fehlt vor allem an Kunstrasenflächen. Der Engpass führt dazu, dass die Vereine reihenweise interessierte Kinder und Jugendliche abweisen müssen.
Im Hinblick auf die Fussball-Europameisterschaft der Frauen im Sommer 2025 in Basel dürfte sich das Problem weiter verschärfen. Bis 2027 rechnet der Schweizerische Fussballverband (SFV) mit doppelt so vielen Fussballerinnen wie heute. Für den Kanton Basel-Stadt bedeutet dies rund 3000 Mädchen und Frauen mehr, die Fussballplätze für Trainings und Spiele benötigen.
Vereine hadern mit langen Wartelisten
Die Fussballklubs der Region kämpfen schon jetzt mit der hohen Auslastung der verfügbaren Plätze. Der BSC Old Boys musste letztes Jahr rund 900 Interessierten eine Absage erteilen. In den letzten zwei Monaten hätten sich weitere 250 Anfragen angestaut. «Das tut weh», sagt der Präsident des BSC Old Boys, Christian Schmid.
Die langen Wartelisten sind nicht das einzige Problem. Weil der Verein sowohl im Leistungs- als auch Breitenfussball tätig ist, seien die Trainingsbedingungen besonders in der Wintersaison schwierig. Der BSC Old Boys hat auf der Schützenmatte fünf Naturrasenfelder zur Verfügung. Da diese im Winter nicht genutzt werden können, würde ein zusätzlicher Kunstrasen für Entlastung sorgen, sagt Schmid.
Auch die Belegung auf dem Rankhof gestalte sich momentan schwierig, sagt Dominik Schmid, Sportlicher Leiter des FFV Basel und Delegierter der IG Rankhof. Im Winter werde der Platz zu den normalen Trainingszeiten zunehmend knapp. Auf dem Rankhof sei zwar ein neues Spielfeld in Planung, ein Rasen mehr in der Region löse das Problem aber nicht. So kurz vor der Frauenfussball-EM sei jetzt höchste Zeit, vorwärts zu machen. «Die Politik, der Verband und alle Vereine müssen sich jetzt zusammentun, damit man eine saubere Auslegeordnung machen kann.»
Politik hat Engpass auf dem Schirm
Auch Daniel Schaub, Präsident des Fussballverbands Nordwestschweiz, ist mit der aktuellen Situation unzufrieden. Er blickt besorgt auf die Frauenfussball-EM. Er erwarte wegen des Turniers im Sommer eine Verdoppelung der Frauen und Mädchen, die mit dem Fussball anfangen wollen. «Wir müssen verhindern, dass sie vor verschlossenen Türen stehen», sagt Schaub.
Auch in der Politik wird das Platzproblem nach einer Interpellation von Melanie Eberhard diskutiert. Darin fordert die SP-Grossrätin mehr Kunstrasenfelder, um das System zu entlasten. Der Basler Erziehungsdirektor Mustafa Atici hat den Vorstoss vergangene Woche beantwortet. Der Regierung sei bewusst, dass die Situation im Kanton Basel-Stadt angespannt sei. Man prüfe derzeit, wie die Nutzung der Fussballflächen optimiert werden kann und wo neue Kunstrasenfelder oder mobile Beleuchtungsanlagen nötig sind.
«Die Regierung hat sehr positiv reagiert», sagt Daniel Schaub. Dass das Thema nun den Weg in die Politik gefunden hat, sei für den Fussballverband Nordwestschweiz wichtig. Man hoffe nun, dass die Diskussion bald in konkreten Projekten mündet.
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Thomy
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Sonnenliebe
Ja, mehr Fussballplätze für die Jungen wäre sinnvoll, Sport hilft bei vielen Dingen.