Glacéknatsch vor dem Hafenfest – Gasparini verärgert Peter Hug
©Bilder: Rollende Gelateria / Montage: Baseljetzt
Gastronomie
Basel-Stadt

Glacéknatsch vor dem Hafenfest – Gasparini verärgert Peter Hug

01.06.2023 05:22 - update 01.06.2023 18:23

Marko Lehtinen

Gasparini ist Hauptsponsor des Hafenfestes vom Wochenende. Peter Hug, Betreiber der «Rollenden Gelateria», darf am Fest dagegen kein Glacé verkaufen. Damit hat er ein Problem: Denn Gasparini gehört der GAW.

Peter Hug hat Erfahrung mit Anlässen: Er war mit seinem fahrenden Glacéstand schon an der Herbstmesse, am Street Food Festival, am Argovia Fest oder am Liestaler Markt. Nun wäre er mit seiner «Rollenden Gelateria» gerne am Hafenfest vom kommenden Wochenende aufgefahren. Doch daraus wird nichts. Er bekam vom Organisationskomitee eine Absage, weil der Glacéhersteller Gasparini Hauptsponsor des Anlasses ist.

Das bestätigt OK-Chef Simon Oberbeck von den Schweizerischen Rheinhäfen. «Ein Grossanlass wie das Hafenfest ist angewiesen auf Sponsoren. Und Sponsoren können erwarten, dass sie für ihre geleisteten Beiträge eine entsprechende Gegenleistung erhalten.» Sprich, dass sie in ihrem Bereich am Anlass ohne Konkurrenz sind.

GAW ist eine gemeinnützige Institution

Peter Hug findet das «kleinlich», wie er gegenüber Baseljetzt sagt. Und er stösst sich vor allem an der Tatsache, dass Gasparini der Gesellschaft für Arbeit und Wohnen (GAW) gehört und die GAW wiederum kein gewöhnliches Unternehmen, sondern ein gemeinnütziger Verein ist. Er engagiert sich in der Arbeits- und Wohnintegration für Menschen mit Leistungsbeeinträchtigungen, wie es auf der Website heisst. Er hat also einen wohltätigen Charakter.

Finanziert wird die GAW durch den Verkauf von Produkten zum Beispiel aus einer eigenen Bäckerei, durch Dienstleistungen und über Leistungsverträge mit dem Kanton und Bund. Ausserdem lebt sie von Spenden.

Andere Produzenten vom Markt verdrängen

Hug hat Probleme damit, dass mit Gasparini ein Unternehmen einer wohltätigen Institution kommerzielles Sponsoring betreibt und dabei andere KMU wie seine «Rollende Gelateria» vom Markt verdrängt, wie er sagt. «Meiner Meinung nach sind gemeinnützige Organisationen grundsätzlich darauf ausgerichtet, einen gesellschaftlichen Nutzen zu bringen und das Gemeinwohl zu unterstützen», so Hug. «Sie verfolgen in der Regel keine Gewinnabsicht und sollten keine direkte Konkurrenz von Kleinunternehmen sein oder deren Schädigung anstreben.»

Die GAW entgegnet auf Anfrage, dass es nicht ihre Absicht sei, andere vom Hafenfest zu verdrängen. Eine Exklusivität im Zusammenhang mit dem Sponsoring sei an solchen Anlässen aber üblich. Denise Schenk von der GAW sagt ausserdem: «Die GAW ist eine Non-Profit-Organisation, was bedeutet, dass sie keine Gewinne ausschüttet.» Die Institution betriebswirtschaftlich zu führen, sei daher kein Widerspruch zum gemeinnützigen Charakter. «Die Gewinne der Gelati Gasparini fliessen direkt in den Vereinszweck», erklärt Schenk.

Es geht also mit rechten Dingen zu. Dennoch will Peter Hug die Sache nicht auf sich sitzen lassen. Er hat dem Organisationskomitee des Hafenfestes einen Beschwerdebrief geschickt – und will mit den Schweizerischen Rheinhäfen als Veranstalter danach «nichts mehr zu tun haben».

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Kommentare

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05.06.2023 00:06

Papaula

Teil 2 – hier gehört absolute Transparenz hin. Somit sind Herr Hugs Hinterfragungen mehr als berechtigt. Denn seine Angestellten werden richtig entlöhnt.

P.s. Wenn schon das Glace von Gasparini so gelobt wird – ehrlich die von Herr Hug ist bei weitem besser. Frisch gemacht und nicht um Monate im Voraus hergestellt!

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05.06.2023 00:02

Papaula

Als seit über 4 Jahrzehnten im Non-Profit-Bereich tätige Person verstehe ich das Hinterfragen des Sponsoringvorgehen von caritativen Organisationen sehr, sehr gut und schliesse mich seiner Kritik vollumfänglich an. Bei Gasparini sprich GAW gesellt sich die weitere Frage hinzu, ist es vertretbar und ein verantwortungsvoller Umgang mit den Gelder, wenn hier auch Gelder der IV verwendet werden? Im GAW und bei Gasparini arbeiten Menschen im zweiten Arbeitsmarkt sprich im geschützten Rahmen. So gut so recht, nur die meisten wissen nicht, dass solche Arbeitsplätze oft subventioniert sind und zudem erhalten sie von der IV Gelder für diese Arbeitsplätze. Die Arbeitnehmer in diesen geschützten Bereichen bekommen pro Stund ca. 2-3.-! Also ein „Lohn“ der nie und nimmer Existenz sichernd ist. Der Rest wird auch von der IV in Form von IV-Renten bezahlt, und weil es nicht Existenz sichtend ist, benötigen die meisten noch EL (Ergänzungsleistungen) Die „grosszügigen Löhne“ werden belohnt mit Abzüge.

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