Gestärkte Basis, Veräusserung des Stadionnamens und ein Fanvertreter im Vorstand
Florian Vögeli
An der GV der Stadiongenossenschaft wurde ein neues Vorstandsmitglied gewählt: Niklaus Weisskopf. Zudem wurde das Mitspracherecht der Basis gestärkt. Über wichtige Veränderungen wird neu abgestimmt.
Seit längerer Zeit besteht der Wunsch einiger Genossenschafter, den Vorstand mit einer Person aus der FCB-Fangemeinde zu ergänzen. Der Vorstand erachtet diesen Vorschlag als sinnvoll. Er ist auch mit der vorgeschlagenen Person einverstanden. Der Vorstand empfiehlt deshalb den 339 anwesenden Genossenschaftern, Niklaus Weisskopf in den Vorstand zu wählen.
Die Wahl des neuen Vorstandsmitglieds fällt erwartungsgemäss deutlich zugunsten des neuen Vorstandsmitglieds aus. Mit 328 Ja-Stimmen, 2 Nein-Stimmen und 9 Enthaltungen wird der Vorstand auf sechs Personen erweitert. «Das freut mich sehr. Er ist nicht nur ein Fan-Delegierter. Er übernimmt ein Ressort, das heute noch nicht abgedeckt ist. Das ist eine Chance für uns, näher am Puls zu sein», sagt Vorstandspräsident Andreas Kressler.
Vorstand der Stadiongenossenschaft St. Jakob-Park:
- Andreas Kressler, Vorstandspräsident
- Raymond Cron, Vizepräsident
- Nadia Tarolli Schmidt, Finanzen
- Eric Nussbaumer, Staatlicher Delegierte BL
- Christoph Brutschin, Staatlicher Delegierter BS
- NEU: Niklaus Weisskopf, Vertreter FCB-Fangemeinde
Weisskopf soll die Anliegen der Fans im Vorstand vertreten und als Schnittstelle fungieren. «Ich freue mich sehr über meine Wahl. Es wird eine grosse Herausforderung für mich. Ich bin seit über 20 Jahren bei fast jedem Spiel dabei und verfüge daher über ein starkes Netzwerk. Ich sehe mich ein bisschen als Stimme der Fans. So kann ich die verschiedenen Sichtweisen oder auch mal einen anderen Blickwinkel in die Diskussionen einbringen», lauten die ersten Worte von Weisskopf als Vorstandsmitglied. Und es gibt einige Themen, die die FCB-Fans interessieren. Vielleicht ist das auch ein Grund dafür, dass die Zahl der Genossenschafter von Jahr zu Jahr ansteigt.
Veräusserung des Stadionnamens heiss diskutiert
Zum Beispiel beim heiss diskutierten Thema einer möglichen Veräusserung des Stadionnamens will Weisskopf vermitteln. Zum einen sei er selbst ein Fussballromantiker. Deshalb könne er gut verstehen, dass eine Änderung des Stadionnamens manchen Fans ein Dorn im Auge sei. «Aber ich bin jetzt ein 40-jähriger Mann, der berufstätig ist. Ich muss den Tatsachen ins Auge sehen. Die finanzielle Situation ist für alle sehr schwierig. Alles muss geprüft und abgewogen werden. Und dazu gehört auch die Veräusserung des Stadionnamens», so Weisskopf.
Seit Jahren kämpft die Stadiongenossenschaft mit einem strukturellen Defizit. Je älter das Stadion werde, desto grösser werde das Defizit, so Kressler. Derzeit seien Betrieb und Unterhalt gesichert. Für das Geschäftsjahr 2023 weist die Stadiongenossenschaft einen kleinen Verlust von 17’443.23 Franken aus. Das ist in etwa der gleiche Verlust wie im Vorjahr. Das sei aber eine gefährliche Spirale, so Kressler. Wenn es so weitergehe, könne sich die Stadiongenossenschaft den St. Jakob-Park irgendwann nicht mehr leisten. Das wäre dann wohl erst in der nächsten Generation der Fall. Um dies zu verhindern, müsse aber jetzt bereits gehandelt werden.
Dieses strukturelle Defizit wird auch im Rahmen des Projekts der Stadionerneuerung «Stadion+» thematisiert. Die Stadiongenossenschaft ist für dieses Grossprojekt auf öffentliche Gelder angewiesen. Die beiden Kantone haben deutlich gemacht, dass die Stadiongenossenschaft für dieses Projekt aber auch Eigenleistungen und Einnahmen von Dritten ausschöpfen müsse.
Statutenänderungen stärken die Basis
In diesem Zusammenhang sei noch nicht klar, wie die Stadiongenossenschaft dieser Forderung nachkommen soll. Im Raum könnten beispielsweise ein allfälliger Verkauf des Stadionnamens oder eine Mieterhöhung für den FCB stehen. Dem Vorstand ist es wichtig, dass bei diesen Themen die Mitglieder stark einbezogen werden und nicht über ihre Köpfe hinweg entschieden wird. Diese Themen sollen zu einem späteren Zeitpunkt angegangen werden. Die Zeit drängt nicht, da das Stadionprojekt aufgrund der schwierigen Platzverhältnisse pausieren muss.
Am Ende der GV werden von den Mitgliedern noch drei Statutenänderungen beantragt, die die Basis stärken sollen. Zur Annahme ist eine Zweidrittelmehrheit erforderlich.
1. Antrag: Genehmigung der Änderung oder Veräusserung des Stadionnamens
Die Genossenschafter sollen über eine mögliche Änderung oder Veräusserung des Stadionnamens diskutieren und abstimmen müssen.
Haltung des Vorstands
Die Vermarktung des Stadionnamens ist für den Vorstand eine Option. Er ist sich aber bewusst, dass es ein passender Name sein müsste. Man will das prüfen. Der Vorstand hat schon vor längerer Zeit mitgeteilt, dass er über dieses Thema nicht alleine entscheiden will, sondern dass es einen demokratischen Entscheid der Genossenschafter geben soll. Deshalb empfiehlt der Vorstand, diese Statutenänderung anzunehmen.
Entscheid der GV
Der erste Antrag wurde mit 326 Ja-Stimmen, 8 Nein-Stimmen und 5 Enthaltungen klar angenommen.
2. Antrag: Genehmigung der Veräusserung des Baurechts für das Stadion
Konkret geht es um die Mitsprache bei einem möglichen Verkauf des Stadions. Sollte ein solcher im Raum stehen, sollen die Genossenschafter darüber diskutieren und abstimmen müssen. (Unter Vorbehalt des Heimfalls an die Baurechtsgeberin)
Haltung des Vorstands
Eine Veräusserung des Stadions kommt für den Vorstand nicht in Frage. Dennoch sei dieser Antrag auch im Sinne des Vorstandes. Er empfiehlt daher, den Antrag anzunehmen.
Entscheid der GV
Der zweite Antrag wird mit 336 Ja-Stimmen, 3 Nein-Stimmen und 0 Enthaltungen angenommen.
3. Antrag: Genehmigung von Baukrediten für Investitionen, welche den Charakter des Stadions verändern und zudem den Betrag von 20 Mio. übersteigen
Bei grösseren Projekten sollen die Mitglieder der Stadiongenossenschaft mitreden und abstimmen können. Damit das Tagesgeschäft des Vorstandes nicht beeinträchtigt wird, wurde der hohe Betrag von 20 Millionen Franken festgelegt. Erst ab diesem Betrag sollen die Genossenschafter darüber diskutieren und abstimmen müssen.
Haltung des Vorstands
Der Vorstand begrüsst auch diesen Antrag. Ohne das Engagement und die Akzeptanz der Genossenschafter sind solche Projekte nicht realisierbar. Deshalb empfiehlt der Vorstand auch diesen Antrag zur Annahme. Der hohe Betrag von 20 Millionen Franken wurde auf Wunsch des Vorstandes in den Antrag aufgenommen.
Entscheid der GV
Auch der dritte Antrag wird mit 339 Ja-Stimmen, 0 Nein-Stimmen und 0 Enthaltungen deutlich angenommen.
Diese drei Änderungen der Statuten sind eine Stärkung der Basis der Stadiongenossenschaft. So müssen die Mitglieder über wichtige und grosse Veränderungen entscheiden.
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