Greenkeeper Marc Studach: «Kunstrasen im Joggeli? Dann bin ich Geschichte»
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Greenkeeper Marc Studach: «Kunstrasen im Joggeli? Dann bin ich Geschichte»

21.11.2023 12:00 - update 21.11.2023 17:34

Rotblau

Seit zehn Jahren ist Marc Studach der Head Greenkeeper des FC Basel. Seine Arbeit bildet die Basis für sämtliche Heimspiele. Mit Kunstrasen kann er gar nichts anfangen und besonders stolz ist er auf eine Auszeichnung, die er 2016 erhalten hat.

Kurz vor fünf Uhr morgens klingelt der Wecker. Eine halbe Stunde später steht Marc Studach bereits auf dem Feld im Joggeli. Es ist ruhig um diese Zeit, fast schon gespenstisch. Über dem Stadion hört man Vögel, sonst ist es still.

«Magisch, oder?», fragt uns der Greenkeeper. Wir stehen direkt neben der Muttenzerkurve und blicken auf das leicht beleuchtete Spielfeld. Kaum wiederzuerkennen ist dieser Ort, der für so viele ein zweites Zuhause ist. Normalerweise ist es hier laut, elektrisierend, hitzig. Und jetzt: einfach nur still. 

Eine Dekade voller Leidenschaft

Seit zehn Jahren ist Studach beim FC Basel, dieses Jahr feiert er Jubiläum. Doch seine Augen funkeln auch an diesem Dienstagmorgen, als wäre es heute sein erster Arbeitstag. Als Laufenthaler müsse man nicht in die grosse Welt hinaus, wenn man auch das grösste Stadion der Schweiz betreuen kann. San Siro, Camp Nou und Anfield Road haben ihn noch nie interessiert.

Zwischen Beleuchtungsmaschinen, Ersatztoren und Rasenmähern befindet sich sein Büro. Auf dem Feld ist er nur noch vereinzelt. «Die machen das ganz okay, wenn man sie koordiniert», witzelt er über sein vierköpfiges Team.

Joggeli-Teppich verzückt UEFA-Funktionäre

Besonders viel bedeutet ihm die Auszeichnung, die er 2016 von der UEFA für den Rasen im Europa-League-Finale zwischen Liverpool und Sevilla erhalten hat. «Dafür gab es ein A+ mit Sternchen», sagt Studach stolz und zeigt auf die eingerahmte goldene Auszeichnung. Und das, nachdem der Platz anfangs stark mangelhaft war und monatlich Platzproben eingereicht werden mussten. Schliesslich sei der Platz sogar für das Champions-League-Finale empfohlen worden, fügt Studach mit gedämpfter Stimme hinzu. Zu bescheiden ist der 49-Jährige, um damit zu prahlen.

Greenkeeper Marc Studach: «Kunstrasen im Joggeli? Dann bin ich Geschichte»
Marc Studach mit Ehrung von der UEFA für den gelungenen Rasen. Bild: Rotblau App

Rote Köpfe bei Hoeness und Co.

Doch nicht immer ist der Platz in einem optimalen Zustand, wie uns Studach auf dem Rückweg ins Stadion erklärt. Schon von Weitem hört man den Lärm der acht grossen Ventilatoren, die inzwischen rund um das Spielfeld aufgestellt worden sind. Der Klimawandel und das damit verbundene Wetter stellen Studach vor Herausforderungen.

Starke Regenfälle sorgen für längere Trocknungsphasen, bevor man wieder mähen kann, lange Hitzeperioden, wie in diesem Herbst, lassen die Graswurzeln absterben. Das Grün an jedem Spieltag in den optimalen Zustand zu bringen, gleicht einer wahren Wissenschaft.

Besonders an das Spiel gegen den FC Bayern München in der Saison 2011/12 kann er sich gut zurückerinnern. Selten war der Rasen in einem derart schlechten Zustand. Beim 1:0-Sieg der Basler wurde auf der Seite von Sektor A mit gerade einmal zehn Prozent Bewuchs gespielt. Entsprechend sorgten die Platzverhältnisse bei den technisch starken Bayern und ihrem Präsidenten Uli Hoeness für rote Köpfe.

Die Liebe zum Rasen

Aber auch wenn der Rasen Marc Studach das Leben nicht immer leicht macht, auch wenn es manchmal schmerzt, zu sehen, wie die Arbeit einer ganzen Woche in 90 Minuten heruntergespielt wird, auch wenn er manchmal nach dem Schlusspfiff den Spielern erklären muss, warum kein besserer Rasen möglich war: er liebt seinen Rasen im Joggeli wie es kein anderer in Basel tut.

«Kunstrasen im Joggeli?», fragen wir ihn noch zum Abschluss. «Dann bin ich Geschichte.»

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