Warum Celestini in Basel zu 100 Prozent seinen Job machen kann
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Warum Celestini in Basel zu 100 Prozent seinen Job machen kann

20.11.2023 20:01 - update 21.11.2023 10:55
Lea Meister

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Fabio Celestini sprach am Montag in einer Medienrunde über seine ersten Wochen als Trainer beim FC Basel, seine Beziehung zu Christian Constantin und die Infrastruktur, die er hier in Basel angetroffen hat.

Celestini über seine Herkunft, Familien- und Wohnsituation

Sein Privatleben sei etwas kompliziert, man treffe im Leben aber Entscheidungen, deren Folgen, positiv oder negativ, man dann akzeptieren müsse. Er habe sich schon immer zwischen Zeit und Qualität entscheiden müssen und sich stets für die Qualität entschieden, so der 48-Jährige. Er hat drei Kinder – zwei Söhne, die mit seiner Ex-Frau in Lausanne wohnen und eine Tochter, die mit seiner zweiten Frau in Panama lebt. Seine Kinder sehe er nicht sehr oft, wenn er sie aber sehe, dann zähle für ihn nur die Qualität des Treffens.

Celestini ist ursprünglich Italiener und kommt aus Umbrien. Seine Eltern sind in den Siebzigerjahren in die Schweiz eingewandert.

Nach drei Wochen beim FC Basel wohnt Celestini noch in einem Hotel in der Stadt, zieht aber am Dienstag in eine Wohnung. «Endlich», wie er sagt. Auch, wenn er langsam viele Freunde im Hotel gefunden habe, wie er lachend anmerkt. Wobei ein Umzug nicht wirklich die richtige Bezeichnung dafür sei, was am Dienstag passiere, denn er sei immer mit sehr wenigen Dingen unterwegs. Seine Frau habe ihm aber einige Dinge mitgebracht. Vor allem Kleider. Er trage aber ja sowieso fast immer nur die Trainingskleider des FCB. Seine «Homebase» habe er noch immer in Sion. Seine Möbel wiederum grösstenteils in Valencia.

…seinen Charakter und seine Kommunikation

Er probiere immer, authentisch zu sein, erklärt Celestini. Manchmal beginne er auf Deutsch zu kommunizieren und beende eine Unterhaltung mit spanischen Wörtern. Am wichtigsten sei ihm aber, dass ehrlich, deutlich und emotional rüberkomme, was er ausdrücken wolle.

Ehrlichkeit und Leidenschaft schätzt der neue FCB-Trainer speziell an seinen Mitmenschen, denn Menschen mit vielen Emotionen seien ehrliche Menschen. Ehrlichkeit – ein Attribut, welches Celestini sehr wichtig zu sein scheint.

…die Zeit zwischen Sion und Basel

Nach seinem Engagement bei Sion habe er viel analysiert, sich also damit auseinandergesetzt, was gut und was weniger gut gelaufen sein könnte. Das brauche Zeit, wenn man genau arbeiten wolle, so der 48-Jährige. Immer, wenn man ein Engagement als Trainer beende, brauche es diese Analyse, um sich weiterentwickeln zu können. Ausserdem habe er sich viele Fussballspiele angeschaut und viel Zeit mit seiner Familie verbracht.

…die Frage, weshalb es in Sion nicht funktioniert hat

Christian Constantin habe es auf den Punkt gebracht: «Fabio Celestini hat nicht die gleichen Werte, wie die Mannschaft», habe er damals gesagt. Disziplin, Ambition, Entwicklung, Arbeitskultur – all das seien seine persönlichen Werte im Fussball, aber auch im Leben. Und diese Werte hätten damals bei der Mannschaft in Sion klar gefehlt. Er habe insgeheim nach einer Woche schon realisiert, dass er gehen müsse, plaudert Celestini aus dem Nähkästchen. Da er aber ein Kämpfer sei, habe er alles versucht. «Manchmal glaubt man, mehr erreichen zu können, als eigentlich möglich ist.»

…seine Beziehung zu CC

Über Christian Constantin spricht Celestini sehr respektvoll. Er habe immer «super» Gespräche mit ihm geführt. Die Ehrlichkeit und die Leidenschaft schätze er an ihm am meisten. Man wisse bei Constantin immer, woran man sei. Auch das letzte Gespräch mit CC habe er als sehr angenehm empfunden. Der Umgang sei immer ehrlich und der Austausch sehr wertvoll und nie respektlos gewesen, was er deutlich betont. Gemeinsam hätten sie damals eingesehen, dass diese Mannschaft mit niemandem funktionieren konnte. Celestini sagt von sich, dass er ein Kämpfer sei und die Challenge liebe, aber er sei nicht Superman, das habe er damals gelernt. Unter CC zu trainieren, habe er immer auf seiner Wunschliste stehen gehabt. Dass CC bei seinem Weggang nie schlecht von ihm gesprochen habe, sei eigentlich wie der Gewinn eines Pokals, ergänzt Celestini lachend.

…seine bisherige Zeit beim FCB

Beim FC Basel – wieder beim Tabellenletzten – spüre er diese Werte wieder, die er in Sion so vermisst habe, erklärt er. Die ersten Tage seien schwierig gewesen, er habe gespürt, dass die Stimmung angespannt sei, musste sich und die Mannschaft aber auf das Spiel gegen Kriens fokussieren. In den darauffolgenden Tagen habe Celestini dann die Werte gesehen, die er kenne. Hier beim FCB sei nicht einfach Potenzial vorhanden, es sei «der beste Verein in der Schweiz». Vom ersten Tag an sei klar gewesen, dass er dem FCB nicht absagen könne, ganz unabhängig von der Situation, in welcher sich der Verein befinde.

Celestini habe viel Arbeit vor sich, wirkt aber überzeugt davon, dass viel möglich sein könnte mit dieser Mannschaft. Das Potenzial sei gross. Er habe Lust, auf den Platz zu kommen, zu den Trainings zu gehen. Gerade die Jungen seien sehr gewillt, sich weiterzuentwickeln, auch wenn die Situation momentan für sie besonders schwierig sei.

…seinen Umgang mit jungen Spielern

Junge Spieler, die vor der laufenden Saison zum FC Basel gekommen sind, haben dies mit dem Hintergedanken getan, sich auch auf der europäischen Bühne präsentieren zu können. «Die Realität zwei Monate nach den Transfers war eine absolut andere.» Das sei schwierig für die Spieler. «Den Jungen fehlt noch die Erfahrung, sich selbst aus einem Tief herauszuziehen.», erklärt Celestini. Er arbeite zwar mit der Mannschaft, seine grösste Herausforderung sei aber die individuelle Arbeit in Einzelgesprächen und Einzelanalysen. Genau diesen Teil seiner Arbeit scheint Celestini zu lieben.

Er beschreibt, wie sehr er es schätzt, Kontakt zu Ex-Spielern zu halten – aus gegenseitigem Respekt. Seine Arbeit sei eine gute Mischung aus Fussballtraining und Psychologie. Jeder Spieler habe einen anderen Antrieb; das Ziel sei es, den jeweiligen Antrieb zu verstehen und entsprechend auf ihn einzugehen. «Braucht ein Spieler Feuer, muss ich ihm Feuer geben und keine Ruhe, sonst mache ich schlechte Arbeit.»

…seinen Eindruck von David Degen

Celestini habe David Degen von Beginn an gesagt, dass er bei Unklarheiten und Fragen einfach in sein Büro kommen soll. Degen spreche mit viel Leidenschaft, er aber auch. Mit Emotionen habe er nie Probleme gehabt. Degen spreche ohne Filter, was «fantastisch» sei, denn er sage, was er denke. Das müsse man akzeptieren. «Es ist super, wenn man weiss, was er denkt. Für mich wäre es ein Problem, wenn ich das nicht wüsste.» Zeit mit Degen sei immer gefüllt mit Leidenschaft und Emotionen. Aber Fussball sei Emotion, das passe wunderbar zusammen.

…die Bedingungen und die Infrastruktur in Basel

«Das hier ist eine andere Sache. Wir spielen gegen Yverdon als Letzter mit 20’000 Leuten auf den Rängen. Wir gewinnen in Kriens mit 1:0 und es fühlt sich an, als hätten wir die Champions League gewonnen.» Dies waren Celestinis Worte an Martin Rueda. Alle seien da für den Verein und würden versuchen zu helfen, völlig unabhängig von ihrer Aufgabe. Das Gefühl des gegenseitigen Pushens in Basel rund um den Verein sei «ein unglaubliches Gefühl» für ihn.

«Man muss mich einfach arbeiten lassen», hat Celestini während seiner Zeit in Lugano einmal gesagt. Ob er jetzt beim FC Basel «einfach arbeiten» kann? Er habe hier zum ersten Mal absolut alles, was er brauche, um zu 100 Prozent seinen Job machen zu können. Er erlebe hier in Basel das, was er als Spieler in den Top-Ligen Europas erlebt habe. Dass die Infrastruktur, das Menschliche, die Bedingungen und die Fankultur positiv miteinander funktionierten, das gebe es äusserst selten und das habe er hier in Basel.

…seine Beziehung zu Martin Rueda

Er brauche eine Person, die ihm auch einmal widerspreche. Und das tue Martin Rueda sehr deutlich, was zeige, dass er eine klare Meinung habe. Das schätze Celestini sehr an ihm. Die beiden trinken manchmal zusammen Kaffee und er mache Rueda Vorschläge, dieser mache dann aber immer das Gegenteil davon. Es sei ihm wahnsinnig wichtig, jemanden zu haben, der ehrlich zu seiner Meinung stehe und ihn zum Nachdenken, aber auch einmal zum Umdenken anrege. Er glaube Rueda stets, wenn dieser zu 100 Prozent von einer Idee überzeugt sei.

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