Hausbesitzer verunsichert – IWB beruhigt
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Fernwärme
Basel-Stadt

Hausbesitzer verunsichert – IWB beruhigt

10.02.2024 07:06 - update 10.02.2024 19:52
Philippe Chappuis

Philippe Chappuis

Ab 2028 gehen die ersten Gasheizungen vom Netz – 1’000 Stück pro Jahr. In vielen Gebieten kommt Fernwärme als Alternative. Aber nicht in allen. Hausbesitzer stehen deshalb vor vielen offenen Fragen.

Fernwärme funktioniert wie eine grosse Zentralheizung. Statt aber nur einzelne Räume eines Gebäudes mit Wärme zu versorgen, deckt Fernwärme den Bedarf ganzer Quartiere. Genau das ist der Plan der IWB. Der Basler Energieversorger arbeitet im Moment mit Hochdruck an seinem Fernwärmenetz, damit möglichst viele Menschen ihre fossile Heizung durch diese Technologie ersetzen können. Wärme produzieren die IWB zum Beispiel in der Kehrichtverbrennungsanlage oder im Gundeli. Von dort geht die Wärme via Hauptleitungen direkt in die Gebäude. Vor allem für grössere Liegenschaften gilt dies als effizient. So weit, so gut. 

«Ich wollte nicht warten»

Die Familie von Denise Bärni in Riehen wird ebenfalls an das Fernwärmenetz kommen. Trotzdem hat sie sich für eine Wärmepumpe entschieden: «Die IWB konnte uns nicht genau sagen, wann denn die Fernwärme kommt. Aber unsere Gasheizung war schon alt. Das Risiko, frieren zu müssen, war mir zu gross», erklärt Denise Bärni. Für den Hauseigentümerverband Basel-Stadt ist dies nachvollziehbar. Geschäftsführer Andreas Zappalà sagt: «wer genau jetzt umstellen will, wartet nicht bis die Fernwärme kommt». Ausserdem gefalle vielen Hauseigentümern die Idee, dass sie relativ unabhängig sind. 

Darum ist das Thema wichtig – auch wenn du Mieter:in bist

Öl- und Gasheizungen sollen in Basel verschwinden. Das verlangt das revidierte Energiegesetz, das seit 2017 in Kraft ist. Auch dein Vermieter muss sich also mit der Frage auseinandersetzen, auf welche Heizungsart er umstellen will. Die Kosten für eine neue Heizung kann er nicht auf die Mieter:innen abwälzen. Wohl aber die Betriebskosten (denn das sind Neben-, resp. Heizkosten). Es ist also entscheidend, dass er sich für die optimale Heizungsart entscheidet, damit die Nebenkosten im Rahmen bleiben. 

Fernwärme ist eher geeignet für grössere Liegenschaften, Wärmepumpen und Erdsonden eher für kleinere Gebäude. Wichtig ist aber auch, ob eine Liegenschaft wärmetechnisch auf einem guten Stand ist (z.B. Isolation oder Fenster). 

Wann in deinem Quartier Fernwärme kommt, siehst du auf der interaktiven Karte der IWB. Allerdings sind die zeitlichen Angaben zum Teil noch etwas generell.

Die Zahlen des Amtes für Umwelt und Energie zeigen: in den vergangenen Jahren haben sich die Hausbesitzer eher für Wärmepumpen entschieden als für Fernwärme. Erweitert die IWB also ihr Fernwärmenetz für die Katz?

Nein, sagt Evelyn Rubli. Sie leitet den Bereich Wärme bei der IWB. Sieben Kilometer neue Leitungen für die Fernwärme habe die IWB in den vergangenen beiden Jahren gebaut: «Die Nachfrage nach Fernwärme ist ganz klar da», sagt Rubli. «Aber in der Statistik sieht man das noch nicht. Wir bauen Leitungen zum Teil bis vor die Haustür. Aber drinnen läuft noch eine alte Heizung.» In fünf Jahren erwartet Rubli, dass der Effekt in der Statistik sichtbar wird. 

Drei Quartiere bleiben aussen vor

Von den 9’000 Gasheizungen, die im Kanton noch existieren, werden rund zwei Drittel an die Fernwärme angeschlossen (eine Anschlusspflicht gibt es nicht). Rund 3’000 Haushalte werden diese Option nicht haben –  das betrifft vor allem das Neubad, Teile des Bruderholz und Teile von Riehen. Doch möglicherweise ist das letzte (politische) Wort nicht gesprochen.

Hausbesitzer verunsichert – IWB beruhigt
Die IWB Karte zeigt, wo Fernwärme kommt (blau) und wo nicht (grün); Stand: Februar 2024

Grossrätin Andrea Strahm (Die Mitte) fordert, dass das ganze Grossbasel mit Fernwärme versorgt wird. In der Sendung punkt6 Thema auf Telebasel sagt sie, das sei eine Art Service Public. Für Umweltdirektor Kaspar Sutter (SP) kommt das nicht in Frage. Ein solcher Ausbau sei für ihn nicht wirtschaftlich.

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