Seit gut 80 Jahren steht Hedy Kaufmann im Rampenlicht und feierte dort auch ihren Geburtstag. Ein Blick auf ein bewegtes Leben einer Ausnahmekünstlerin, die bewegende Bühnen-Momente inszeniert.

1935 in Basel geboren, als Kind zum ersten Mal auf der Bühne und der letzte Akt ist noch nicht in Sicht: Schauspielerin Hedy Kaufmann hat eine beeindruckende Karriere als Künstlerin hingelegt, in deren Verlauf sie noch nie eine Rolle ausgeschlagen hat. Ebenso wenig hat Kaufmann vor, ihre Lebensrolle als Schauspielerin aufzugeben und schreitet eifrig voran. So auch an ihren 90. Geburtstag, den sie am Donnerstagabend im Kulturhaus Häbse zelebriert.

Die Bahnen, in denen ihre Karriere verläuft, kommen nicht von ungefähr. Nicht, dass Kaufmann sich ihren Werdegang nicht selbst erarbeitete – doch kam sie bereits früh in Kontakt mit der Theaterszene. Denn ihr Vater war leidenschaftlicher Verfasser von Theaterstücken. Unter anderem schrieb er Märchen für Kinder, weshalb es Kaufmann bereits in jungen Jahren in die Schauspielerei zog: Sie füllte Rollen aus, die ihr Vater eigens für sie kreiert hatte.

Ein Chamäleon auf der Bühne

Jetzt, rund 80 Jahre später, bietet sich der Moment für ein Resümee: Schon letztes Jahr nahm Kaufmann (indirekt) Bezug darauf und gab einen Einblick in ihre Sicht auf das Älterwerden. Einerseits mit dem Ü65-Ensemble auf der Häbse-Bühne. Im Stück «Wenn’s Chaos zweimol lütet» setzten sich die Darsteller auf humorvolle Weise mit dieser Thematik auseinander, wie auch damit, dass es wichtiger sei, wie man sich fühle, als sich auf eine Zahl zu fixieren. Andererseits teilte Kaufmann gegenüber Telebasel ihre persönliche Sicht dazu und erklärte, welchen Gemütszustand sie sich bewusst über die Jahre bewahrt habe: «Wenn man nicht mehr nervös ist, ist man keine gute Schauspielerin mehr. Das gehört einfach dazu.»

Aber dieser Zustand bewege sich im Rahmen und wenn es losgehe, sei man sofort bereit für die Bühne. Diese Fähigkeit, also quasi auf Kommando abliefern zu können, bringt Kaufmann auch für das Einlassen in unterschiedliche Rollen mit – noch nie habe sie ein Angebot abgelehnt: «Ich geniesse jede Rolle und ich lebe jede Rolle.» Gerne würde sie mal in einem Drama spielen, erzählt Kaufmann bei «Fondue-Gschichte» von Telebasel. Diese Möglichkeit habe es auf den Bühnen, auf denen sie spiele, noch nie gegeben. Deshalb habe Kaufmann bisher nur lustige Charaktere gemimt. Unzufrieden scheint sie diese Prägung allerdings nicht zu stimmen, denn die Mutter von drei Töchtern fügt lachend an, dass sie ja genug Dramen Zuhause habe.

Wenn einfach alles «sautoll» ist

Eine weitere wichtige Rolle in Kaufmanns Leben nimm die Fasnacht ein. So ist sie auch in diesem Jahr wieder Teil der Vorfasnachtsveranstaltung «Mimösli» und mittlerweile seit insgesamt 32 Jahren im Ensemble. Der dritte Spieltag des Events im Kulturhaus Häbse war zugleich ihr 90. Geburtstag.

Ihre Einstellung zum Älterwerden ist nach wie vor positiv, wie sie im Interview mit Telebasel betont: «Ich mache mir da gar keine Gedanken. Ich stehe am Morgen auf und finde es sautoll.» Genauso toll finde sie es, weiterhin auf der Bühne zu stehen sowie das Leben im Allgemeinen. Kaufmann kann sich vorstellen, dass sie das auch mit 100 Jahren immer noch so findet und schlägt vor: «Wir können ja dann wieder eine Reportage machen.»

Neben ihrer eigenen Begeisterung für ihr Leben begeistert Kaufmann mit ihren Darbietungen auch das Publikum. Denn mit ihrem Ensemble «Die Dritte – E goldigi Generation» ist sie für den Prix Walo für die Sparte Bühnen-Produktion nominiert.