Himalaya-Gletscher wehren sich mit Abkühlreaktion gegen Klimawandel
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Himalaya-Gletscher wehren sich mit Abkühlreaktion gegen Klimawandel

04.12.2023 17:15 - update 04.12.2023 17:26

Baseljetzt

Trotz steigender Temperaturen bleiben Teile der Himalaya-Gletscher kalt: Denn die Klimaerwärmung löst dort laut einer neuen Studie eine Abkühlungsreaktion aus.

Sie lässt kalte Winde – sogenannte katabatische Winde – die Hänge hinuntergleiten und kann so die umliegenden Ökosysteme vorerst bewahren. Dies hat ein internationales Forschungsteam im Fachjournal «Nature Geoscience» gezeigt.

Ausgelöst werden die kalten Winde laut der Studie durch die steigenden Temperaturen: Diese führen im Himalaya zu einer grösseren Differenz zwischen der wärmeren Umgebungsluft und der Luftmasse, die in direktem Kontakt mit der eisigen Oberfläche der Gletscher steht. Deswegen nimmt der turbulente Wärmeaustausch an der Gletscheroberfläche zu und die Oberflächenluftmasse kühlt stärker ab. Diese kühlen, trockenen Luftmassen werden dichter und strömen dann wegen der Erdanziehungskraft und dem Austausch mit wärmeren Luftschichten an den Hängen bis in die Täler hinunter.

Kann Gletscherschmelze nicht aufhalten

Dem Trend zur Schmelze der Eismassen täte dies aber keinen Abbruch, sagte Studienleiterin Francesca Pellicciotti zur österreichischen Nachrichtenagentur APA. «Obwohl es deswegen auch Gebiete geben wird, die in naher Zukunft etwas kälter werden, schmilzt der Gletscher doch stetig weiter, denn die katabatischen Winde haben einen doppelten Effekt», sagte Pellicciotti.

Der Grund dafür sei, dass die Gletscher an den Südhängen des Himalaya sogenannte Akkumulation-Ablation-Gletscher sind – das heisst, sie gewinnen durch die Niederschläge während der Sommermonsune in grossen Höhen an Masse und verlieren sie gleichzeitig durch kontinuierliches Abschmelzen. Die kalten Luftmassen, die von den Gletschern herabströmen, reduzieren die Niederschlagsmenge und deren Höhe. Das führe dazu, dass den Gletschern wichtiger Massenzufluss fehlt.

Für die Gletscher in den Alpen stehen die Chancen auf eine Verzögerung durch ähnliche Phänomene laut der Gletscher-Forscherin aber schlecht: «Es ist sehr unwahrscheinlich, denn für starke katabatische Winde braucht es vor allem grosse Eismassen. Diejenigen in den Alpen sind dafür wohl zu klein.» (sda/amu)

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