Heiko Vogel
FCB

«Ich hoffe, dass dies eine aussergewöhnliche Transferperiode für uns bleibt»

26.09.2023 06:50 - update 28.09.2023 15:04
Lea Meister

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Einen Tag nach der Niederlage gegen Aufsteiger Yverdon äussert sich FCB-Sportdirektor Heiko Vogel in der Sendung FCB total zum Spiel, der Transferperiode und der Kommunikation seines Vereins.

Harte Kost für FCB-Fans. Wer am Sonntag nach Yverdon gereist ist, oder das Spiel am Bildschirm verfolgt hat, blieb ziemlich ratlos zurück. Das Derby gegen den FC Zürich erfüllte erst noch die Wünsche aller Fussballromantiker:innen und der Sieg im Cup gegen den FC Bosporus war ein regelrechtes Torspektakel. Zwei Spiele, die bei den gebeutelten Fans des FC Basel Hoffnungen weckten.

Für noch mehr Euphorie sorgte die Tatsache, dass danach drei Wochen Vorbereitungszeit folgten. Die perfekten Voraussetzungen für den Restart nach dem Restart, sozusagen. Doch der FCB verlor das Spiel gegen Aufsteiger Yverdon mit 2:3. Abstimmungsprobleme, offensive Planlosigkeit, auf die Euphorie folgte Ernüchterung.

Ein Spiel, für welches man sich deutlich mehr vorgenommen hatte, was nach Abpfiff auch Trainer Timo Schultz und Torhüter Marwin Hitz bestätigten. «Wir haben es nicht geschafft, innerhalb des Spiels den Turnaround zu schaffen», so Schultz an der Pressekonferenz nach dem Spiel.

Es war die Art und Weise

Was ging Sportchef Heiko Vogel während des Spiels durch den Kopf? In der Sendung FCB Total vom Montag äusserte sich der FCB-Sportchef zum Erlebten: «In der ersten Halbzeit war das Beste für mich das Resultat, weil wir in der Halbzeit noch alle Chancen gehabt haben, auf die volle Punktzahl zu kommen.»

Fairerweise müsse man sagen, dass er irritiert darüber gewesen sei, dass Yverdon es geschafft habe, dem FC Basel 90 Minuten lang ihr Spiel «aufzudiktieren». «Ich kann in Yverdon auch verlieren, die Mannschaft hat als Neuling einen sehr respektablen Saisonauftakt hingelegt», so Vogel. «Die Art und Weise der Niederlage war für mich im Endeffekt aber das grösste Ärgernis.»

Ein Selbstläufer war es nicht, das ist klar, schliesslich hat der Aufsteiger einen beachtlichen Saisonstart hingelegt. Doch die Lustlosigkeit, der fehlende Kampfeswille und die ausbleibende Reaktion seien schlechte Zeichen, wie FCB-Experte Erni Maissen anfügt.

90-minütiges Spieldiktat

Dass es in der ersten Halbzeit eine Situation gab, in welcher Yverdon hätte Rot kassieren müssen, darüber möchten beide Gäste nicht zu lange reden. Heiko Vogel sagt: «Ich glaube, für den Schiedsrichter auf dem Feld ist es in diesem Fall sehr schwer, die Situation einzuschätzen.» Hätte der VAR eingreifen müssen? «Auch hierzu habe ich ein spezielles Verhältnis», so Vogel lachend. Yverdon hätte sich aber nicht über Rot beschweren können. «Aber es hat nicht sollen sein, Yverdon hat vehement gekämpft».

Braucht auch die beste Mannschaft der Welt einige Spiele Zeit, um sich einzugewöhnen? «Definitiv», sagt Vogel und hängt sogleich ein Aber an: «Es war kein Restart, die Saison hat mit dem ersten Punktspiel in St. Gallen begonnen. Es gibt den Strich, der macht das Ganze spannend, ich will zum Schluss aber nicht darum kämpfen, dass ich über dem Strich bin.»

Einiges nicht im Lot

Vier Punkte aus sechs Spielen, vierzehn Gegentore. Zu wenig für den FCB. Mit Sicherheit stimmten einige Dinge nicht. Ein grosses Problem sei die Abstimmung, so Vogel. Dies zeigte sich am Sonntag in mehreren Situationen. Meistens involviert: Mohamed Dräger und Juan Gauto. Standardsituationen seien aber nur ein Bruchteil eines Spiels. «Ich bleibe dabei, dass Yverdon es geschafft hat, uns 90 Minuten lang ihr Spiel aufzudiktieren», insistiert Vogel. Das habe auch mit ausbleibenden Lösungen in der Ballbesitzhase zu tun – und mit zu wenig Dominanz.

Schwierige Verhältnisse für Schweizer Vereine

Ein Kader, der so viele Wechsel durchlebt habe, müsse sich auch finden. Das sei aber keine Entschuldigung. «Das braucht Zeit, wir wissen aber auch, dass diese Zeit nicht unendlich verfügbar ist.»

Weshalb fällt es dem FC Basel so schwer, mit dem enormen Umbruch umzugehen? Yverdon oder aber auch die FCB Frauen beweisen derzeit ja, dass ein erfolgreicher Saisonstart auch nach einem grossen Umbruch möglich sein kann. «Bei uns gibt es vielschichtige Gründe, wir hatten die Mannschaft und somit auch das Gesicht des Teams sehr spät zusammen. Dafür gibt es aber Gründe.» Heiko Vogel spricht damit die schwierige Transferphase an und weist darauf hin, dass die Verhältnisse für Schweizer Vereine im Allgemeinen schwierig seien. «Wir fangen sehr früh an und müssen abwarten, was die grossen Ligen machen.»

Ein Tanz auf Messers Schneide

Dass Spieler wie Amdouni, Diouf oder Ndoye den Verein verlassen würden, sei schon früh klar gewesen. Darauf habe man sich auch vorbereitet. Doch jeder Transfer sei auch eine kleine Geschichte in sich. «Wir haben uns dafür entschieden, unsere Wunschtransfers durchzuziehen», entsprechend müsse man manchmal auch situativ abwarten.

Gerade, wenn es um den möglichen, grossen Umbruch ging, hat der FC Basel aus Fan-Sicht kommunikativ nicht geglänzt. Man denke hier an Aussagen von David Degen, dass man versuchen wolle, 90 Prozent des Teams zusammenzuhalten. Aber auch Sportchef Heiko Vogel hatte sich diesbezüglich geäussert, er hatte das Ziel genannt, den Umbruch möglichst minimieren zu wollen. Die Kommunikation – ein Tanz auf Messers Schneide für einen Fussballverein, denn eigentlich kann man nur verlieren.

Vogel spricht spezifisch die Transfers an, die aus privaten Gründen geschehen sind, also beispielsweise Liam Millar: «Liam wollte wegen seiner Familie zurück auf die Insel.» Hinter jedem Spieler sehe Vogel den Menschen. Und der Mensch sei ihm wichtiger als der Spieler. Liam sei ein Beispiel dafür gewesen, weshalb der Umbruch grösser ausgefallen sei, als es die Aussenwelt hätte wahrnehmen können.

Schwieriges Konstrukt

Hätte der Verein dennoch besser kommunizieren können? Als Fan hat man in den vergangenen Wochen einen Abgang nach dem anderen mitbekommen, im Gegenzug aber kaum im vergleichbaren Masse Zugänge miterlebt. «Ich glaube, dass genau dies das grosse Problem war. Eine grosse Zahl an Abgängen stand einer kleinen Zahl an Zugängen gegenüber», so Vogel. Über Kommunikation könne man immer streiten, es handle sich dabei aber um ein ganz schwieriges Konstrukt, das immer einen Sender und einen Empfänger beinhalte. «Das ist aber auch das unglaublich Interessante am Fussball, dass jeder empfängt, weil er Interesse daran hat.» Entsprechend dürfe dann auch jeder seine Meinung dazu haben, ergänzt Vogel.

«Ich sage nicht, dass es uns immer gelingt, zu reflektieren, aber ich hoffe, dass das eine aussergewöhnliche Transferperiode bleibt in der Geschichte des FC Basel», schliesst Vogel das Thema ab und spricht damit aus, was jedem FCB-Fan auf dem Herzen liegt. Ob es tatsächlich die einzige Transferphase ihrer Art bleibt, wird wohl abhängig davon sein, auf welchem Rang der Verein die Saison abschliesst.

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Kommentare

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26.09.2023 16:03

lixi

Langsam frage ich mich, ob das alles Absicht ist. Denn so blöd kann man ja nicht sein. Warum bringen die nicht endlich ein Team hin, dass zumindest ein wenig Konstanz im positiven Sinn hinbringt. Und lasst endlich den Vogel fliegen!

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26.09.2023 14:00

Tschuegge

Schigget die ganzi 1. Mannschaft an FCB- Event… ‘Seggle, schutte’… etc. … viellicht chönd sie döt no öppis lehre…!!!! Wär doch toll.

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