«Ich muss mich vor meiner Mannschaft immer wieder verbeugen»
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«Ich muss mich vor meiner Mannschaft immer wieder verbeugen»

16.04.2023 20:03 - update 26.03.2025 07:44
Lea Meister

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Schon wieder traf Basel auf YB. Der Unterschied zu den bisherigen Begegnungen: Die Kulisse. Das 1:1 zum Schluss entspricht dem Gezeigten, auch wenn Basel das Spiel sogar nicht unverdient hätte gewinnen können.

Vor dem Spiel lag eine spezielle Spannung in der Luft. Ausschlaggebend dafür war sicherlich die Kulisse und die damit verbundenen Ankündigungen beider Fankurven. Wie angekündigt, reisten die Berner mit einem von der SBB gutgeheissenen Extrazug nach Basel. Sie versammelten sich vor dem Gästesektor in einem streng abgegrenzten, von Gittern und Sichtschutz umgebenen Bereich, um gemeinsam das Spiel auf Bildschirmen zu verfolgen.

Noch am Sonntagabend teilt die Kantonspolizei mit, dass alles friedlich abgelaufen sei. Rund 300 Fans aus Bern seien angereist. «Beide Fanlager unterstützten ihre Mannschaften von dort aus und sangen ihre Fanchöre.»

«Ich muss mich vor meiner Mannschaft immer wieder verbeugen»
Die Berner feiern ausserhalb des Stadions und schwenken ihre Fahnen. Bild: Keystone
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Der Bereich, in welchem sich die Berner aufhielten, war abgesperrt und von Sicherheitspersonal bewacht.Bild: Lea Meister

Auch Anhänger:innen der Muttenzerkurve trafen sich zum Public Viewing im kleineren Rahmen auf der Plattform. Auch die Plattformbar war geöffnet. Die Polizei war ziemlich zahlreich vor Ort, hielt sich aber diskret im Hintergrund.

«Ich muss mich vor meiner Mannschaft immer wieder verbeugen»
Die Polizei war vor dem Joggeli vor Ort, hielt sich aber im Hintergrund. Bild: Lea Meister

Kommen wir aber zur Partie. Zum Spiel zwischen den beiden Spielen aller Spiele sozusagen. Bei YB stellt sich derzeit wohl nur eine einzige Frage: Wann kann endlich der Meistertitel gefeiert werden? Bei Basel gibt es einige offene Fragen, derzeit aber auch nur eine, die alle anderen überschattet: Wie lässt sich Nizza am kommenden Donnerstag schlagen?

FCB geht im ersten Durchgang unter

Auffällig, aber zumindest in einem Fall nicht überraschend: Zeki Amdouni wird heute wohl geschont. Auch Marvin Hitz erscheint nicht in der Startelf. Er kämpft mit einem Magendarminfekt, wie Marco Streller im Stadion-Interview vor dem Spiel sagt. Auch Michael Lang, Wouter Burger und Dan Ndoye sitzen erst einmal auf der Bank.

Was den 14’142 Fans, die den Weg ins Stadion gefunden haben, im ersten Durchgang gezeigt wird, ist dann gelinde gesagt unspektakulär. Basel ist in der Offensive überfordert und planlos. Herausheben lässt sich sicher der Big Save von Ersatzkeeper Mirko Salvi in der 3. Minute. Dennoch schlägt der Ball nur fünf Minuten später in seinem Kasten ein. YB geht verdient in Führung nach einer herrlichen Kombination der Berner, die den Fussball so einfach aussehen lässt. Zu einfach, könnte man sagen.

Nicht nur die Taube findet einen Ausweg

Kurios wird es dann in der 21. Minute, als sich eine Taube ins Joggeli verirrt und verzweifelt einen Ausweg sucht. Irgendwie sinnbildlich für die erste Halbzeit der Basler. Stimmungsmässig fühlt es sich derweil an wie eine Mischung aus einem Trainingsspiel und einem gelegentlichen Pfeifkonzert.

Doch, so wie es die Taube wieder aus dem Stadion geschafft hat, so schafft es der FCB, komplett verändert aus der Pause zu kommen. Heiko Vogel lässt Males, Zeqiri und Kade draussen und stellt Diouf, Amdouni und Ndoye auf. Amdouni – der bisher geschonte rotblaue Mann der Stunde – legt gleich mit einem Sprint los. Der 22-Jährige bringt frischen Wind ins Spiel. In der 68. Minute gelingt ihm dann auch der verdiente Ausgleichstreffer per Kopf nach einer Flanke von Sergio Lopez.

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YBs Torhüter Anthony Racioppi kassiert das 1:1 durch Amdouni. Bild: Keystone

Heiko Vogel zeigt sich nach dem Spiel selbstbewusst und sagt: «Aus meiner Sicht haben wir zwei Punkte zu wenig geholt. Wir sind denkbar schlecht ins Spiel gestartet, haben danach aber besser ins Spiel gefunden und hatten es über weite Strecken auch gut im Griff. Ich glaube, dass wir der verdiente Sieger gewesen wären.» Ausserdem müsse er sich immer wieder vor seiner Mannschaft verbeugen. Es sei unglaublich, welche Kraft sie immer wieder aufbringen könne, auch mental.

Mannschaft sei bereit für kommenden Donnerstag

Auch Captain Taulant Xhaka zeigt sich mit der Leistung seines Teams zufrieden. In der zweiten Halbzeit sei man nicht nur die bessere Mannschaft gewesen, der FCB habe auch den schöneren Fussball gespielt. «Wir hätten uns die drei Punkte verdient. Am Schluss war es aber halt nur einer.» Wichtig sei aber, dass die Mannschaft Selbstvertrauen habe tanken können und jetzt «jeder bereit sei für kommenden Donnerstag.»

Das Spiel ohne die Muttenzerkurve sei am Anfang etwas merkwürdig gewesen, so Xhaka, es habe ihn etwas an die Pandemie-Zeiten erinnert. Er könne sich nur bei denjenigen Fans bedanken, die da gewesen seien. «Am Donnerstag haben wir ein komplett anderes Spiel vor uns.»

Die Fragen bleiben die gleichen

Auch Vogel äussert sich an der Pressekonferenz nach dem Spiel noch zu den geschlossenen Fankurven: «Solche Spiele sollten unbedingt eine Ausnahme bleiben. Einerseits wegen der unschönen Umstände, andererseits aber auch des Fussballspiels wegen. Das normale Programm an so einem Tag wäre eine volle Hütte.»

«Ich muss mich vor meiner Mannschaft immer wieder verbeugen»
Die YB-Spieler bedanken sich nach dem Spiel bei ihren mitgereisten Anhängern. Bild: keystone

Die Spannung in der Luft ist weg. Die Fans treten ihren Heimweg an. Vermutlich auf beiden Seiten mehr oder weniger zufrieden. Die Stimmung bleibt heute friedlich. YB wird sich weiterhin fragen, wann der Meistertitel offiziell gefeiert werden kann und, ob auf dem Sofa oder im Stadion.

Beim FCB scheinen alle in den Köpfen schon beim Rückspiel gegen Nizza zu sein. Auch hier bleibt die Frage stehen: Wie kann Nizza geschlagen werden? Klar ist: Nicht mit der Leistung aus der heutigen ersten Halbzeit. Aber vielleicht mit derjenigen aus der zweiten.

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