«Ich werde sicher nicht in den nächsten Monaten in die Türkei reisen»
©Bild: Keystone
Wahlen Türkei
Startseite

«Ich werde sicher nicht in den nächsten Monaten in die Türkei reisen»

29.05.2023 17:23 - update 30.05.2023 09:07
Michel Schultheiss

Michel Schultheiss

Fünf weitere Jahre mit Recep Tayyip Erdogan: Basler Politikerinnen und Politiker mit türkisch-kurdischen Wurzeln sind enttäuscht über das Wahlresultat vom Sonntag.

Einzig ein kleines Mädchen, das vor dem Fernsehbildschirm herumturnt, bringt noch ein wenig Unbeschwertheit in den Raum. Ansonsten gibt es am Sonntagabend im Alevitischen Kulturzentrum Regio Basel ausschliesslich lange Gesichter. Noch sind nicht alle Stimmen ausgezählt, doch die Hoffnung, dass sich in der Türkei das Blatt doch wendet, schwinden zusehends. In der Stichwahl liegt der bisherige Amtsinhaber Recep Tayyip Erdogan in Führung vor seinem Herausforderer Kemal Kilicdaroglu. «Es wäre eine Chance gewesen, dass sich die demokratischen Kräfte gestärkt hätten, dass der Rechtsruck der ersten Wahl gemildert worden wäre», sagt SP-Grossrätin Edibe Gölgeli. Gewaltentrennung, Meinungsäusserungsfreiheit und Rechtsstaat – all dies rücke nun weiter in die Ferne.

Nebst Gölgeli verfolgen auch andere alevitische Basler Politikerinnen und Politiker die Präsidentschaftwahlen im Kulturzentrum mit. So auch die SP-Grossräte Seyit Erdogan und Mahir Kabakci. «Meine einzige Hoffnung ist, dass Erdogan einsieht, dass 48 Prozent des Landes ihn nicht gewählt haben und er eine inkludierende Politik, eine Politik für alle statt für nur für seine eigenen Anhänger», sagt Kabakci.

Angst vor Sommerferien in der Türkei

Manche Baslerinnen und Baslern mit familiären Verbindungen zur Türkei können nach dem Wahlresultat alles andere als aufatmen, wie SP-Nationalrat Mustafa Atici erklärt. «In Basel lebt eine grosse Opposition, die auch Kilicdaroglu gewählt hat. Und die werden jetzt kurz vor den Sommerferien zweimal überlegen, ob sie ihre Ferien in der Türkei verbringen werden und ob sie ihre Verwandten besuchen werden», Menschen, die sich kritisch zur Regierung geäussert haben, hätten nun Angst. «Jetzt ist dort ein Wahlbündnis an der Macht, das aus Radikalislamisten und Rechtsparteien besteht und man weiss nicht, welche Gesetze die als nächstes erlassen werden», sagt Atici.

Er selbst reiste in letzten Jahren immer wieder in die Türkei. Auch in Zukunft wolle er seine 91-jährige Mutter wieder sehen. Das werde aber so schnell nicht wieder geschehen. «Ich werde sicher nicht in den nächsten Monaten in die Türkei reisen», sagt Atici. Er selbst kenne auch einige Menschen in der Region mit Verwandten, die in der Türkei aus politischen Gründen im Gefängnis sitzen. Diese seien nach dem gestrigen Wahlresultat «am Boden zerstört».

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

29.05.2023 21:20

Sprissli

Hat jemand was anderes erwartet!also das war schon lange klar das der Selber gemachte Putscher, Tyrann, Diktator gewinnt,naja Freude herscht,jetzt gibts garantiert wieder mehr Asyl Anmeldungen,und die Super Frau BAUMME lässt alles rein!

0 0

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.