Immer mehr Migrantinnen werden Opfer von Ausbeutung und Menschenhandel
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Jahresbericht
Schweiz

Immer mehr Migrantinnen werden Opfer von Ausbeutung und Menschenhandel

15.05.2023 10:27 - update 15.05.2023 13:31

Baseljetzt

Immer mehr Menschen werden Opfer von Menschenhandel und damit verbundener Gewalt. Die zumeist weiblichen Betroffenen werden hauptsächlich in der Schweiz ausgebeutet, wie Zahlen einer Fachstelle zeigen.

822 von Gewalt und Ausbeutung betroffene Menschen hat die Fachstelle Frauenhandel und Frauenemigration (FIZ) im vergangenen Jahr betreut, wie sie in einer Mitteilung vom Montag schreibt. Das sei eine deutliche Zunahme. Mitverantwortlich dafür seien das europäische Migrationsregime und die Ausländerpolitik in der Schweiz.

Fachstelle fordert sichere Fluchtrouten

Mit dem Ukraine-Krieg zeige sich auch: «Je sicherer die Fluchtrouten und je legaler die Migration, desto weniger Menschen werden Opfer von Menschenhandel», so die Fachstelle.

Seit dem Angriff russischer Truppen auf die Ukraine ist ein Drittel der ukrainischen Bevölkerung vor Raketenangriffen auf der Flucht. Das entspricht je rund sieben Millionen hauptsächlich Frauen und Kindern im Inland und im europäischen Ausland, darunter in der Schweiz.

Die meisten in der Schweiz ausgebeutet

Doch nicht nur auf der Flucht werden Personen Opfer von Menschenhandel, wie die Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration betont. Zwei Drittel der von der ihr betreuten Personen wurden in der Schweiz ausgebeutet.

Von den beratenen Migrantinnen war ein ein Drittel aus Lateinamerika und der Karibik und ein Viertel aus EU- und Efta-Ländern. 35 Prozent waren Sexarbeiterinnen, 23 Prozent Opfer von Gewalt und Ausbeutung in Paarbeziehungen.

Vermehrt Männer Opfer sexueller Ausbeutung

Im vergangenen Jahr wurden der FIZ aber nicht nur weibliche, sondern auch vermehrt männliche Opfer von sexueller Ausbeutung zugewiesen. Ebenso kamen mehr Opfer zur Fachstelle, die als Arbeitskräfte ausgebeutet wurden.

Die «Schengen-Festung» Europas mache Grenzen unüberwindbar und verunmögliche legale Migration für Menschen aus Drittstaaten, kritisiert die Fachstelle. Das treibe Menschen in eine Abhängigkeit. Zudem schütze das Dublin-Abkommen die Opfer nicht, sondern schaffe sie zurück in die Gewalt der Täter.

Auch das Schweizer Ausländergesetz schütze Opfer von häuslicher Gewalt zu wenig. Denn der Aufenthalt in der Schweiz sei oft an den Verbleib beim Ehepartner gebunden, selbst wenn dieser gewalttätig sei. (sda/lef)

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