
Jessica Francis: «Das Leben ist nicht schwarz-weiss, in der Mitte kommt man vorwärts»
Baseljetzt
In Basel-Stadt stehen Wahlen an: 870 Kandidierende bewerben sich um 100 Sitze im Grossen Rat. Um dir die Orientierung zu erleichtern, stellen wir in unserer Serie jeweils eine Person der grossen Parteien vor.
Wenn du in Basel-Stadt wahlberechtigt bist, hast du die Qual der Wahl. In der Baseljetzt-Serie zum Grossen Rat hat uns jede grosse Basler Partei einen Kandidaten oder eine Kandidatin vorgestellt. Die Parteien durften selbst entscheiden, wen sie ins Rampenlicht stellen möchten. Die Grünliberalen (GLP) haben Jessica Francis ausgewählt.
Vor sieben Jahren hat sich die 37-Jährige in die Stadt verliebt, Grund dafür war das Basler Münster. «Es ist für mich nicht einmal so fest das Gebäude als Wahrzeichen, sondern eher der Münsterplatz», sagt die Projektleiterin der Baloise-Versicherung. «Es ist so ein lebendiger Ort. Ich finde es faszinierend, wie die Tourist:innen hier auf die Einheimischen treffen.» Wenn sie die Menschen im Kaffee Isaak sehe, den Veloverkehr oder die Fussgänger:innen, dann würde es ihr zeigen, dass hier oben ein Ort sei, bei dem Historie auf das moderne Stadtleben der Bevölkerung treffe. «Ich finde, das macht Basel aus», so die studierte Journalistin.
Aufgewachsen ist Jessica Francis in der Ostschweiz. Nach ihrem Studium hat die schweizerisch-britische Doppelbürgerin für verschiedene Medien gearbeitet. Dann vor einigen Jahren der Branchenwechsel: Als Projektleiterin der Baloise ist es der Mutter möglich, auch politisch engagiert zu sein. Zudem habe sie sich neu erfinden wollen. «Ich habe irgendwann gemerkt, dass die Leute mich inspirieren, die keinen geradlinigen Lebenslauf haben, gerne auch mal einen Schlenker drin haben.» Und das habe sie sich vorgenommen, um ihr Leben zentral in Basel zu gestalten. Heute wohnt Francis mit ihrem Mann und ihrem siebenjährigem Sohn in der Basler Innenstadt.
Ein Drämmli führte zur GLP
In der Politik ist Francis noch nicht lange. Ausschlaggebend dafür war eine Idee mit einem Drämmli, die sie – ausgerechnet – von Zürich abgeguckt hat: ein Cargotram. Es fährt durch die Stadt und die Bewohnenden können darin Sperrgut und Elektroschrott entsorgen. «Das finde ich eine coole Idee, weil dann braucht man definitiv kein Auto mehr», s0 Francis. «Aber unser Tramsystem ist leider nicht dafür geeignet.» Ihre Idee hat sie der damaligen frischgebackenen Regierungsrätin Esther Keller auf Linkedin vorgeschlagen, diese hat ihr geantwortet. «Und so ist der Kontakt zur GLP und die Liebe zur Stadtentwicklung entstanden.»
Letzten Herbst war Francis auf der Liste für den Nationalrat, jetzt kandidiert sie für den Grossen Rat. Dort wolle sie sich dafür einsetzen, dass Basel sein Potenzial mehr ausschöpfe. «Wir haben hier spannende Firmen, die wir halten müssen. Wir haben grossartige Kinder, die wir bilden müssen. Wir haben eine Stadt, die mit dem Rhein und den verschiedenen Quartieren lebt.»
Was ihres Erachtens in der Stadt am Rheinknie nicht gut laufe, sei die Wohnpolitik. Trotzdem setze sie nicht auf mehr finanzielles Engagement vom Staat. «Es sollen Wohnungen gebaut werden, die sich am Schluss aber rentieren, auch für die Investoren.» Es brauche Stadtkonzepte, mit denen man nachhaltig bauen könne, welche die Investoren aber nicht vergessen.
Sie trotzt dem Vorwurf, die GLP habe kein Profil
Die GLP sitzt momentan zu acht im grossen Rat und will bei den nächsten Wahlen noch mehr Sitze dazugewinnen. In Sachen Sozialpolitik setzt sie sich für Chancengleichheit in der Bildung sowie eine offene, solidarische und diverse Gesellschaft ein. Wenn es um die Umwelt geht, dann fordert sie eine CO2-Reduktion und Klimaschutz. Konkret: Massnahmen zur Verbesserung des Stadtklimas, beispielsweise die Entsiegelung von Böden und Begrünung. Zudem will die GLP eine engere Zusammenarbeit mit Europa, eine Individualbesteuerung und gesunde Staatsfinanzen.
Im Kantonsparlament ist die GLP oft das «Züngli» an der Waage. Deswegen wird der Partei von manchen vorgeworfen, sie habe zu wenig Profil. Jessica Francis sieht das anders: «Das Leben ist nicht schwarz-weiss. Wenn die Politik merkt, dass man in der Mitte mit Lösungen vorwärts kommen kann, dann ist das ein Fortschritt. Man sieht das auch an den Nachbarländern».
Die GLP geht mit 99 Kandidierenden in die Wahlen.
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Sonnenliebe
Wird meine Stimme nicht erhalten.
spalen
ich finde es ein gewinn, wenn zugezogene neu-basler/innen sich in ihrer neuen heimat einbringen. ein wunderbares engagement für basel.