Joana Mäder und ihr Kampf für Olympia 2024
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Joana Mäder und ihr Kampf für Olympia 2024

14.01.2024 18:31 - update 14.01.2024 18:32

Ann Weber

Ein falscher Schritt, ein ausgerenktes Gelenk, eine misslungene Landung oder ein unglücklicher Sturz – die Wege, sich beim Sport zu verletzen, sind so vielfältig wie die Disziplinen selbst. Über den harten Weg der Rehabilitation spricht kaum jemand.

Wenn der Körper plötzlich zum Hindernis wird, beginnt eine anspruchsvolle Reise der Genesung. Drei individuelle Geschichten von Sportler:innen.

Ein Traum verbindet Giulia Steingruber, Joana Mäder und Nicolas Hunziker. Aber nicht nur sie drei, sondern eine Gruppe von Menschen, die Tag für Tag an die sportlichen Grenzen des Möglichen gehen. Die Tag für Tag, sichtbar oder unsichtbar, trainieren, ihre Defizite aufarbeiten und das, was sie gut können, noch besser lernen. Die Gruppe von Menschen, die im Fernsehen bewundert wird, wenn sie eine Medaille gewinnt. Das sind sie: Die Spitzensportler:innen.

Aber sie verbindet auch etwas anderes: Jeden Tag leben sie mit dem Risiko, dass ihr Körper streiken könnte, dass er nicht mehr so funktioniert, wie er sollte. Das Risiko, dass eine Bewegung den grossen Traum zerstören könnte, ist allgegenwärtig. Ihr Körper ist ihr Kapital; und so greifbar der Traum in einem Moment ist, so unglaublich weit weg kann er im nächsten sein.

Und dieses Risiko gehen sie als Sportler:innen täglich ein. In diesem Artikel geht es um den oft vernachlässigten Teil der Verletzung, die Rehabilitation, das Zurückkämpfen und die Probleme auf dem Weg dorthin.

Zu Teil 1 & Teil 2 der Serie:

Von ganz oben gefallen

Sie war ganz oben angekommen. Mit Olympia-Bronze in der Tasche hatte Joana Mäder ihren Platz in der Weltspitze endgültig sicher. Dann plötzlich, nicht einmal ein Jahr später, der Schock: Schulter ausgekugelt. Und sie schien wieder ganz unten anzufangen zu müssen, auf der ersten Stufe.

Endstation Weltmeisterschaft

Eine Szene, die die Sportwelt durchrüttelte. Joana Mäder und Anouk Vergé-Dépré sind auf dem besten Weg zu WM-Bronze. Doch dann das Aus: Joana kugelte sich noch vor Spielende die Schulter aus. Das Spiel muss forfait beendet werden.

Die Schreie gehen durch Mark und Bein. Und in diesem Moment platzt ein Traum: Aus der Weltmeisterschaftsmedaille wird an diesem Tag nichts mehr werden. Joana hat schreckliche Schmerzen und fürchtet sich um ihre Zukunft. Berechtigterweise.

Reha, Reha, Reha

In den nächsten Monaten fängt Joana ganz von vorne an. Sie wird an der Schulter operiert und muss ihren Körper neu kennenlernen. Ihr Körper, der früher im Stand war, Bälle hart zu schlagen und starke Schläge zu blocken, ist plötzlich komplett schwach. Für Joana ist das nicht nur schmerzhaft, sondern auch extrem frustrierend.

Joana muss ihren Körper neu aufbauen und braucht dafür viel Entschlossenheit und Geduld. Und das ist gar nicht so einfach: In dieser Zeit helfen ihr vor allem Familie und Freunde, ihre Partnerin Anouk aber auch ihr Trainer Spiros Karachalios und ihre Sportpsychologin Viviane Scherler dabei, positiv zu denken. «Wenn ich Zweifel hatte und ungeduldig wurde, dass es nicht schnell genug vorangeht, hat mich mein Umfeld ermutigt», so Joana.

Joana weiss die Unterstützung ihres Umfelds zu schätzen und belohnt Familie, Freunde und Team mit ihrem Kampfgeist. Täglich gibt sie alles: Selbstverständliche Dinge wie das Binden von Schuhen werden zu einer grossen Herausforderung und typische Beachvolleyball-Bewegungen zu fernen Zielen. Joana arbeitet in dieser Zeit hart in der Reha und kann nach neun Monaten im April 2023 in den Sand der Beach Pro Tour zurückkehren.

Herausforderung Comeback

Während zu Beginn der Reha jeder noch so kleine Schritt als Erfolg gefeiert wird, wird es schwieriger, als Joana wieder in den Sand zurückkehrt. Nach aussen hin scheint der Körper geheilt, doch Joana merkt, dass vieles noch nicht so ist wie vor der Verletzung. Ihr Armzug ist nicht mehr gleich wuchtig und auch ihre Schultermobilität lässt noch zu wünschen übrig. Alles erinnert Joana daran, wie es vorher war. Vor der verhängnisvollen Bewegung.

Während sie im Training grosse Fortschritte macht, kann das Team auf der Worldtour nicht gleich überzeugen wie vor dem Verletzungspech. Und das ist frustrierend: Denn Joana ist zurück auf den 128 Quadratmetern, die jahrelang ihr zweites Zuhause waren – und trotzdem kann sie nicht gleich ihre Leistung abrufen. Sie merkt: Mit ihrem Comeback im Sand hat sie sich auch extrem viele Erwartungen aufgebürdet.

Road to Paris 2024

Sie macht sich viele Gedanken darüber, was ihr das Volleyball noch gibt und kommt zu einem mutigen Schritt: Sie will weitermachen und weiterkämpfen. Das Ziel von ihr und Anouk: Olympia 2024 in Paris. Und dafür kämpfen sie unermüdlich.

Joana liebt den Sport noch genauso wie vor ihrer Verletzung. In Paris wird Joana hoffentlich auf all die kleinen Schritte zurückschauen können und sehen, was sie dank ihrer Liebe zum Sport und ihrer Entschlossenheit erreicht hat. Denn noch vor fast einem Jahr schien sie auf den untersten Stufen zu stehen. Nun kämpft sie sich Schritt für Schritt wieder nach oben.

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