Kaum Neubauten in Basel: Liegt es am Wohnschutz?
Leonie Fricker
Im letzten Jahr wurden in Basel-Stadt massiv weniger neue Wohnungen gebaut, wie die am Mittwoch veröffentlichte Statistik des Kantons zeigt. Die Basler Politik schätzt diese Entwicklung unterschiedlich ein.
Im vergangenen Jahr entstanden in Basel-Stadt lediglich 151 neue Wohnungen – weniger als ein Viertel des Zehnjahresdurchschnitts von 653 Neubauten pro Jahr. Das geht aus der am Mittwoch veröffentlichten Wohnungsstatistik des Basler Präsidialdepartements hervor. Gleichzeitig zeigt die Statistik einen Anstieg bei Umnutzungen und Umbauten: Ehemalige Büros wurden vermehrt zu Wohnungen umgewandelt, Dachstöcke ausgebaut.
Insgesamt resultiert daraus eine Netto-Wohnungsproduktion von 511 Einheiten im Jahr 2024, deutlich weniger als die 865 Einheiten im Vorjahr.
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Zu strenge Regulierungen
Die Ursachen für den Rückgang der Neubauten sehen Basler Politikerinnen und Politiker unterschiedlich, wie eine Umfrage von Baseljetzt am Rande der Grossratssitzung vom Mittwoch im Rathaus zeigt.
Für die Bürgerlichen ist der Wohnschutz ein zentraler Grund für die stagnierende Neubautätigkeit. Die Regulierungen seien zu streng und schrecken Investoren ab, findet Pascal Messerli (SVP). «Das ist ein grosses Problem für die Entwicklung des Kantons», sagt er gegenüber Baseljetzt. Dass die Zahl der Neubauten im letzten Jahr so niedrig ausfällt, sei für ihn daher wenig überraschend.
Auch Michael Hug (LDP) ist der Ansicht, dass die seit 2022 geltenden Regulierungen durch den Wohnschutz mit dem Ausreisser in der Neubau-Statistik zusammenhängen. Aktuell konzentriere sich die Neubautätigkeit vor allem auf die Transformationsareale, fügt er an. «Bis diese Bauten jedoch realisiert sind, dauert es noch ein paar Jahre», so Hug. Dass der Umbausaldo gestiegen ist, bewertet er als positives Signal, betont jedoch, dass dadurch bestehende Wohnungen kaum saniert würden.
Zinserhöhung und Bauteuerung
Anders sieht es das linke Lager. Dass der Wohnschutz mit der gesunkenen Wohnungsproduktion zu tun hat, sei «ein katastrophales Missverständnis», findet Ivo Balmer (SP). Dieser Zusammenhang sei nicht gegeben. Balmer verweist stattdessen auf steigende Zinsen und die hohe Bauteuerung, die Investitionen für anlagesuchendes Kapital weniger attraktiv machen würden. Diese beiden Faktoren würden sich jetzt in der eingebrochenen Neubauaktivität niederschlagen, ist Balmer überzeugt. «Ich hoffe aber, dass es nur eine Delle ist und man wieder aus diesem Tief herauskommt.»
Auch Tonja Zürcher (Basta) nimmt den Wohnschutz aus dem Spiel. Vielmehr würden die meisten Neubauten im Kanton insbesondere auf den grossen Transformationsarealen entstehen. Sobald die Areale – beispielsweise beim Dreispitz oder Klybeckplus – abgeschlossen sind, würden die Zahlen auch wieder steigen, betont Zürcher. «Solche Schwankungen sind also ganz normal.»
Seit bald drei Jahren gilt in Basel-Stadt der Wohnschutz. Wie gross dessen Einfluss auf den Rückgang der Bautätigkeit ist, darauf hat auch die Kantons- und Stadtentwicklung keine Antwort. In ihrem Kommentar zur publizierten Statistik lässt sie diese Frage offen.
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Lupege
Nur weil einige es nicht haben wollen, dass das Wohnschutzgesetz hier nicht einen Einfluss hat, heisst noch nicht, dass es nicht doch so ist. Wer längerfristig denkt, sucht sich einen anderen Kanton, um Wohnungen zu bauen. Kommt eben noch dazu, dass -wenn mal massenweise Häuser auf den Transformationsarealen gebaut sind – plötzlich ein Überhang an Wohnungen entstehen könnte und die magere Rendite noch mit Leerständen ins Minus dreht….