
KKJPD: Letzte Saison weniger Fangewalt auch «dank Kaskadenmodell»
David Frische
Laut der Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörden gab es in der vergangenen Super-League-Saison weniger Eskalationen durch Fangewalt. Zur Beruhigung der Situation beigetragen habe das Kaskadenmodell.
Die Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörden zieht eine «vorsichtig positive Bilanz» zur Fussball-Saison 2024/2025. Das Kaskadenmodell habe zu mehr Sicherheit rund um Super-League-Spiele beigetragen, schreibt die Arbeitsgruppe am Donnerstag in einer Medienmitteilung. Sie gehört zur Konferenz der Kantons- und Polizeidirektorinnen und -direktoren (KKJPD).
Die Sicherheitslage rund um die Spiele der Super League hat sich in der Saison 2024/2025 laut den Bewilligungsbehörden entspannt. Zwar komme es weiterhin zu gewalttätigen Zwischenfällen unter Fans und zu Angriffen auf Sicherheitskräfte, doch die Zahl der problematischen Partien sei gesunken. Dies geht aus dem Gesamtlagebild Sport (GSLS) hervor, das vom Bundesamt für Polizei (Fedpol) erstellt wurde.
Mehr «grüne», weniger «rote» Spiele
Gemäss GSLS ist die Zahl «grün bewerteter Spiele» – also Partien ohne oder mit wenigen gewalttätigen Ereignissen – gestiegen. Gleichzeitig wurde ein deutlicher Rückgang «roter Spiele» mit schwerer Gewalt festgestellt. Die Behörden führen das unter anderem auf die erhöhte Sensibilität der Öffentlichkeit und der gewaltfreien Fanszene sowie die konsequente Haltung der Bewilligungsstellen zurück.
Disziplinierung durch das Kaskadenmodell
Auch das Kaskadenmodell habe zur Beruhigung beigetragen, insbesondere durch den verstärkten Dialog zwischen Behörden, Clubs und Fans in den ersten beiden Stufen, die das Modell vorsieht, heisst es in der Medienmitteilung weiter. In Fällen, in denen eine Kurvensperre (Stufe 3) drohte, sei zudem ein disziplinierender Effekt spürbar gewesen – die Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörden spricht hier von einem «Chilling Effect». Dies habe es den Polizeikorps teils erlaubt, ihre Risikoeinschätzung zu senken und Ressourcen zu sparen.
Die Arbeitsgruppe Bewilligungsbehörden schreibt weiter, dass sie sich der Kritik an Stufe 3 des Modells (Kurvensperre) sowie der rechtlichen Bedenken bewusst sei: «Die Bewilligungsbehörden haben zur Kenntnis genommen, dass insbesondere die Kaskadenstufe 3 (Kurvensperre) viel Kritik erfahren hat und auch durch die Rechtsprechung infrage gestellt ist». Sie wolle künftige Gerichtsurteile abwarten und das Modell weiterentwickeln. Nach der Sommerpause sollen Gespräche zwischen Fussball und Politik wieder aufgenommen werden, heisst es abschliessend.
Modell in Sport und Politik umstritten
Das Kaskadenmodell gegen Gewalt an Fussballspielen ist in der Öffentlichkeit umstritten. Die Swiss Football League und diverse Schweizer Fussballklubs kritisierten das Modell wiederholt scharf. Auch in der Politik sorgt das Thema für emotionale Diskussionen. Der Basler Grosse Rat sprach sich Mitte Mai mit einer dringlichen Motion für einen sofortigen Verzicht auf Massnahmen des Kaskadenmodells gegen den FC Basel aus. Der Ball liegt nun bei der Kantonsregierung.
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MatthiasCH
In der Frauen EM geht doch auch alles friedlich zu, warum machen die Männer das nicht nach?
skywings2
Der Fussbalverband führte das Kaskadenmodell ein. Logisch dass deren Untergruppe daran keine Kritik übt. Befangenheit heisst das Zauberwort. Ich behaupte dass die vermehrte Fanarbeit erfolgreich war.
Einige Clubs liessen bei gesperrten Kurven die Anhänger einfach in andere Sektoren.Das Kaskadenmodell ist eine unsägliche Repressionsmassnahme und eine unhaltbare Kollektivstrafe.