
Konfrontationszone Tramhaltestelle – Velofahrer ohne Rücksicht auf Passanten
Stefan Zischler
Zwischen Tram und Trottoir quetscht sich der Velostreifen. Beim Ein- und Aussteigen müssen Fahrräder anhalten, daran hält sich aber nicht jeder. Ein Chauffeur und die Polizei erzählen, wie gefährlich das sein kann.
Die Ampel für die Velofahrer steht auf Rot. Anstatt zu warten, umfahren einige Velofahrer die Ampel via Trottoir oder ignorieren sie einfach. So zum Beispiel bei der Haltestelle Kunstmuseum. Das kann sehr gefährlich werden, erklärt Marcus Schoch, polyvalenter Fahrdienstmitarbeiter der BVB. In seinem Berufsalltag ist er immer mal wieder mit brenzligen Situationen konfrontiert: «Trotz roter Ampel oder Fahrverbot halten sich nicht alle Velofahrer an die Regeln und es kann zu gefährlichen Momenten führen. Passanten müssen aufpassen und allenfalls ausweichen und wir müssen stets für eine Notfallbremse bereit sein.»
Es gäbe genügend Signale und Schilder, damit den Velofahrern klar sein sollte, dass hier Vorsicht gilt, meint Schoch. Für die ÖV-Fahrer und -Fahrerinnen sei bei solchen brenzligen Haltestellen besondere Aufmerksamkeit gefordert. Sie müssen stets für eine Notbremsung bereit sein und einen Sicherheitsblick mehr machen. Notbremsen, insbesondere bei Bussen, seien gefährlich, da sich nicht alle Passagiere genügend gut festhalten würden und dadurch Verletzungen entstehen können. Er wünsche sich ein besseres Bewusstsein bei den Zweirad-Verkehrsteilnehmenden, denn wenn man ein vergleichbares Fehlverhalten mit dem Auto oder sie als Busfahrer begehen würden, wären man seinen Ausweis los.
Neben dem Kunstmuseum sind die Haltestellen Schifflände und Marktplatz beides auch gut frequentierte Haltestellen mit vielen Verkehrsteilnehmern. Autos, Trams, Busse, Velos und Passanten kreuzen sich hier die Wege. Besonders, wenn es hektisch wird und Personen in Eile sind, kann es zu Zusammenstössen kommen.
Fussgänger brauchen auch «safe spaces»
Für Beat K. Schaller, Präsident Fussverkehr Schweiz Sektion Basel, ist klar: Das Trottoir ist für Fussgänger reserviert. Für ihn müssen die Fussgänger auch ihre «safe spaces» haben. Das sei vor allem für die ganz jungen, die älteren und Personen mit Einschränkungen wichtig. Er will politisch Druck für mehr Kontrollen machen. Für ihn sollen die Veloverbände eine «Kultur von Rücksichtnahme» bei Velofahrern etablieren.
Wer falsch fährt, muss zahlen
In unregelmässigen Abständen führt die Polizei Kontrollen bei den gefährlicheren Haltestellen durch. Am Freitag wurde beim Marktplatz kontrolliert und innerhalb von 20 Minuten schon vier Falschfahrer von der Strasse gewiesen.
Video Verkehrskontrolle
Die Velofahrer, welche auf den Tramgleisen oder übers Trottoir fahren, sind nicht nur gefährlich für Passanten, sie fahren auch im Fahrverbot. Das werde bei Velofahrern mit 30 Franken und bei Autos mit 100 Franken verbüsst, erklärt Polizei-Mediensprecher Stefan Schmitt.
Die Situation beim Marktplatz zeigt, dass Velofahrer, die das Fahrverbot missachten, nicht nur die überquerenden Passanten, sondern auch sich selbst in Gefahr bringen. Beim Überholen des Trams wird oft nicht erwartet, dass auf der Gegenseite ein weiteres Tram entgegenkommen könnte. Das könne schnell zu schwerwiegenden Unfällen führen, meint der Polizeisprecher.
Quote Schmitt
Die Polizei werde auch in Zukunft mit unregelmässigen Abständen Kontrollen durchführen, sagt Schmitt. Ob es in letzter Zeit mehr Unfälle oder Falschfahrer gab, könne er nicht sagen. Zurzeit sei auch keine höhere Frequenz bei den Kontrollen geplant, erzählt der Polizeisprecher. Aus Sicht der Polizei sei die Beschilderung für das Fahrverbot beim Marktplatz oder das Anhalten beim Kunstmuseum genügend gut signalisiert.
Velofahren hat in Basel grundsätzlich einen hohen Stellenwert. So wird der Grosse Rat baldig über mehr und sichere Velorouten abstimmen. Die Diskussion um Velos und ihr Fahrverhalten wird zukünftig sowohl auf den Strassen als auch politisch also noch zu diskutieren geben.
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TexWiller
Wenn die Tmoeraturen steigen wird das Problem noch grösser. Dann fahren auch viele e-Trotti, e-Roller auf dem Trottoir, ohne jede Rücksicht und ohne Kenntnisse der Verkehrsregeln!
Auf dem Trottoir zu fahren, obwohl klar verboten, ist salonfähig geworden.
Hier muss die Polizei unbedingt Präsenz zeigen! Die Trottoirs gehören den Fussgängern und es muss auch so bleiben!!
XxX84
Konkrete Maßnahmen sind zielführender als leere Worte. Es ist jedoch erfreulich, dass einige Verkehrsteilnehmer die Straßenverkehrsordnung offensichtlich beherrschen, da sie selbst Kraftfahrzeuge führen.