Lehrer kritisieren Übertrittsverfahren für Schulkinder scharf
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Lehrer kritisieren Übertrittsverfahren für Schulkinder scharf

26.08.2023 07:25 - update 26.08.2023 11:28
Florian Scheller

Florian Scheller

Beim Übertritt von der Primar- in die Sekundarschule hätten Lehrpersonen zu viel Mitspracherecht. Das kritisiert der Verein Starke Schule Basel. Vor allem in Baselland sei das Problem gross.

Die Entscheidung, ob ein Kind in einen höheren Leistungszug eingeteilt wird und damit die Möglichkeit erhält, ein Gymnasium zu besuchen, kann weitreichende Folgen haben. Die Bildungschancen können negativ beeinflusst werden, wenn ein Schüler oder eine Schülerin in einen tieferen Leistungszug eingeteilt wird.

«So etwas darf es nicht mehr geben»

Dass es bei diesem Übertrittsentscheid auch zu Konfliktsituationen kommen kann, zeigt ein aktueller Fall aus dem Kanton Basel-Landschaft. «Wir haben den Fall der Primarschule Frenken, wo eine Schülerin trotz sehr guter Noten von der Klassenlehrperson in ein tieferes Niveau eingeteilt wurde», erklärt Jürg Weidemann vom Verein Starke Schule beider Basel. «Das geht eigentlich nicht.»

Lehrer kritisieren Übertrittsverfahren für Schulkinder scharf
Grafik: Verein Starke Schule beider Basel

Diese Situation konnte entstehen, weil im Kanton Baselland nicht nur die Noten, sondern auch das Lern-, Arbeits- und Sozialverhalten berücksichtigt wird, wenn es um die Frage geht, in welchen Leistungszug ein Schulkind eingeteilt wird. «Wenn Fleiss und Engagement mitbewertet werden und das einen solchen Stellenwert einnimmt, dass die Note eigentlich an den Rand gedrängt wird, ist das eine schlechte Situation», kritisiert Wiedemann. Dieser Meinung sind auch über 500 Lehrpersonen aus der Region, die in einer Umfrage des Vereins Starke Schule beider Basel dem Übertrittsverfahren die Note 3,6 gaben. Basel-Stadt schnitt mit 3,8 etwas besser ab.

Eine Mischung soll her

Auch wenn Basel-Stadt nur geringfügig mehr Zuspruch erhält, unterscheidet sich das Übertrittsverfahren von jenem in Baselland deutlich. Hier zählen nur die Noten. Nur wenn ein Kind im ersten und im zweiten Semester einen Notendurchschnitt von 5 aufweist, kann es ins Gymnasium übertreten. Ist ein:e Schüler:in im ersten halben Jahr zu schwach, ist der Zug fürs Gymnasium schon abgefahren. Diese Zuweisungskriterien sind damit klar und für die Eltern nachvollziehbarer als im Baselbiet.

Philipp Loretz vom Lehrer- und Lehrerinnenverein Baselland schlägt vor, dass eine Mischung beider Systeme geprüft wird. «Die Lösung müsste sein, dass dieser Übertrittsentscheid nachvollziehbar und transparent ist. Und da denken wir, bräuchte es eine Kombination», erklärt er. Es sollen der Notenschnitt, die individuelle Einschätzung der verantwortlichen Lehrperson und eine Übertrittsprüfung, die von allen Primarschüler:innen geschrieben wird, über das weitere Schulniveau entscheiden.

Die Baselbieter Bildungsdirektion sagt auf Anfrage von Baseljetzt, dass sie bei den Übertrittsverfahren grundsätzlich keinen Handlungsbedarf sehe. Da und dort könnten kleine Anpassungen aber erforderlich sein, schreibt die Direktion, ohne dabei konkret zu werden.

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Kommentare

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26.08.2023 05:32

Rebherr

lasst der Notendurchschnitt sprechen, die einzige Methode, welche gerecht ist.

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