Weihnachtsmarkt
Basel-Stadt

Linus Fellers letzter Weihnachtsmarkt: «Das Änisbrötli wird immer ein Teil von mir sein»

04.12.2023 05:32 - update 04.12.2023 16:29
Leonie Fricker

Leonie Fricker

Änisbrötli sind Linus Fellers Leidenschaft. Über 30 Jahre lang verkaufte er das traditionelle Gebäck und die kunstvoll geschnitzten Förmchen jedes Jahr am Basler Weihnachtsmarkt. Nun geht eine Ära zu Ende.

Vier Jahre lang hat Linus Feller vergeblich nach einem Nachfolger für sein «Änis-Paradies» gesucht. Nun blickt er mit einem weinenden und einem lachenden Auge auf das nahende Ende seines Geschäfts: «Natürlich ist es traurig, aber ich bin auch überwältigt, wie viele Leute sich von mir verabschieden», sagt der Wahl-Niedergösger. Er selbst geht nach dem Basler Weihnachtsmarkt in Pension, kann es aber noch nicht so richtig fassen. «Wir sind so sehr beschäftigt, dass ich noch gar nicht ans Nachher denken kann.»

Ein Erfolgs-Rezept

Denn auf dem Basler Weihnachtsmarkt gehört der 66-Jährige schon fast zum Inventar. Seit mehr als 30 Jahren ist er jedes Jahr mit seinem Stand dabei und verkauft den Besucherinnen und Besuchern sein geliebtes Gebäck. Und nicht nur das: Wer will, bekommt von ihm auch sein Änisbrötli-Rezept. «Es macht mir viel Freude, wenn ich die Leute zum Backen anregen kann», sagt Feller. Falls du seine Änisbrötli nachbacken willst, findest du das Rezept hier:

Änisbrotli nach Linus Fellers Rezept

Zutaten:

  • 4 – 5 Eier (220g, ohne Schale)
  • 500g Puderzucker
  • 1 Esslöffel gereinigter und leicht gerösteter Änis
  • 500g Mehl (feines Weissmehl)

Zubereitung:

Eier und Zucker gut schlagen, bis eine luftige Crème entsteht. Änis und Mehl darunter kneten und 10 Minuten ruhen lassen.

Den noch leicht klebenden Teig in vier Teile teilen, und einzeln auf Mehl 8-10 mm dick ausrollen. Damit sich der Teig nun wie Seide anfühlt, nochmals leicht mit Mehl bestäuben. Jetzt den hauchdünn ausgemehlten Model gleichmässig eindrücken, das Bild mit einem passenden Ausstecher oder einem Messer ausschneiden, und auf ein mit Backpapier belegtes Blech legen. Den eventuell trockenen Restteig immer mit feuchten Händen weiterverarbeiten.

Nach 12-24 Stunden Trocknungszeit (ruhiger Ort, gleichbleibende Temperatur, kein Durchzug) werden die Änisbrötli bei ca. 150-160ºC ganz unten im Ofen ca. 12-15 Minuten lang gebacken. Eventuell eine Holzkelle in die Backofentür klemmen.

Eigenes Änis-Paradies seit 1985

Dass Feller seine Leidenschaft für das Gebäck und das Handwerk dahinter entdeckte, war ein Zufall. Als junger Mann habe er spontan am Stand eines Kollegen ausgeholfen, der im kleinen Rahmen Änisbrötli und die dazugehörigen Förmli, die sogenannten Model, verkaufte. «Da hat es mich gepackt und seither nicht mehr losgelassen», erzählt Feller. Seinen Traum vom eigenen Änisstand erfüllte er sich 1985 und baute sein Geschäft kontinuierlich aus. «Anfangs waren wir auf kleinen Tagesmärkten unterwegs, den Platz auf dem Weihnachtsmarkt mussten wir uns erst erarbeiten.»

1993 hat es endlich geklappt: Linus Feller bekam zum ersten Mal einen Platz für sein «Änis-Paradies» am Basler Weihnachtsmarkt. Zuerst auf dem Barfüsserplatz, später beim Münster.

Über 1200 verschiedene Model

Seine Begeisterung für das Gebäck und die Tradition, die dahintersteckt, führte eines Tages dazu, dass er beschloss, ein Buch über seine geliebten Änisbrötli und die kunstvollen Model zu schreiben. «Ich habe gemerkt, dass nur wenige Leute die Geschichte dahinter kennen, und habe dann in Archiven und Museen recherchiert», erzählt Feller. Seither teilt er sein Wissen auch gerne mit neugierigen Kundinnen und Kunden.

Am Stand von Linus Feller finden sich viele traditionelle Motive mit christlichen, aber auch weltlichen Szenen. Und jedes Jahr kommen neue Motive hinzu. Mittlerweile umfasst seine Sammlung rund 1200 verschiedene Förmchen. «Von jedem werde ich eines als Andenken zu Hause aufbewahren», sagt Feller. Auch wenn die Ära des «Änis-Paradies» nach dem 23. Dezember diesen Jahres zu Ende geht; die Begeisterung für die Änisbrötli wird Linus Feller nie verlieren.

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