«Man muss kein Alkoholiker sein, um ein Problem mit Alkohol zu haben»
Jessica Schön
Nicht nur Neujahresvorsatz, sondern auch internationale Gesundheitskampagne: Spätestens seit dem Dry January ist der Verzicht auf Alkohol salonfähig. Für Alkoholfrei-Coach Maria Brehmer ist klar: Die Auseinandersetzung mit dem eigenen Konsum ist wichtig.
Wenn das neue Jahr so langsam ins Rollen kommt, laufen die Coachings von Maria Brehmer auf Hochtouren: Ihr Online-Programm hat bereits eine Warteliste und ihre Podcasts und Blogeinträge verzeichnen im Vergleich zum Rest des Jahres eine vierfache Klickrate: «Die Neujahresvorsätze sind gut spürbar», so Brehmer.
Kein Wunder: Ein bewussterer Alkoholkonsum steht in der Liste der Vorsätze weit oben. Vor allem bei der Generation 40 Plus. Diese einzuhalten, sei aber gar nicht so einfach: «Die meisten meiner Klient:innen sind in einer Welt aufgewachsen, in der viel getrunken wird». Demgegenüber wird der Konsum gerade von den Jüngeren kritischer beäugt, wie auch das Bundesamt für Gesundheit festhält.
Der Erfolg solcher Coaching-Angebote zeigt: Das Bewusstsein für die gesundheitlichen Risiken von Alkohol ist in der breiten Bevölkerung angekommen. Brehmer führt den Rückgang des Konsums jedoch auch auf eine generelle Veränderung der Konsumgewohnheiten zurück, wie sie am Beispiel des Veganismus erklärt: «Es war lange Zeit die Norm, Fleisch zu essen. Heute gibt es praktisch für alle tierischen Produkte eine vegetarische oder vegane Alternative.»
Ein Bewusstsein für die Grauzonen
Das veränderte Konsumverhalten führt dazu, dass die allgemeine Auffassung von Alkoholsucht oder -Abhängigkeit aufgebrochen wird, so Brehmer. «Es entsteht ein Bewusstsein für die Grauzonen, oder anders ausgedrückt: Man muss kein:e Alkoholiker:in sein, um ein Problem mit Alkohol zu haben». Neben dem Wunsch, weniger zu trinken oder den Konsum über einen gewissen Zeitraum einzudämmen, greifen vermehrt Personen zur Option, ganz zu verzichten.
Dabei landete früher schnell in der «Suchtecke», wer wegen seines problematischen Verhältnisses zu Alkohol gänzlich vom Konsum absah. Die allgemeine gesellschaftliche Erwartung bestehe auch heute noch darin, dass eigene Trinkverhalten kontrollieren zu können: «Meine Erfahrung als Coach zeigt aber, dass viele Menschen jahrelang versuchen, ihr Trinkverhalten zu managen. Manche können das. Aber es gibt eben auch viele, die ihre eigenen Regeln nicht befolgen können.» Erschwerend komme hinzu, dass man dazu neige, Menschen in seinem Umfeld zu haben, die ähnlich trinken, wie man selbst.
Ein grosser mentaler Aufwand
Diese Kontroll-Versuche könnten in gewisser Weise eine Angst vor Veränderungen andeuten, vermutet Brehmer: «Sie entspringen eigentlich dem Bedürfnis, das Trinken mit aller Macht im eigenen Leben zu behalten». Wer beim Alkohol-Verzicht ferner das Gefühl habe, dass alles so bleibe, wie bisher, werde enttäuscht.
Für Betroffene könnte die Phase der Auseinandersetzung jedoch auch eine wichtige Rolle dabei spielen, das Trinken aufzugeben: «Zu merken, dass man seine eigenen Trinkregeln nicht einhalten kann, ist frustrierend, weiss Brehmer. Ausserdem erfordere es eine enorme mentale Anstrengung. «Wer aus innerer Überzeugung aufhört, kann aber eine grosse Kraft in dieser Befreiung spüren.»
Unterschwellige Hilfsangebote
Du denkst über deinen eigenen Alkoholkonsum nach? Im Folgenden findest du Telefonnummern und Websites, die Unterstützung anbieten können.
- 0848 848 885 (24/24) Hotline – Anonyme Alkoholiker
- 0848 848 843 (24/24) Hotline der Al-Anon Schweiz
- al-anon.ch Selbsthilfegruppen
- stop-alkohol.ch Hilfe und Beratung für Alkoholtrinker und ihr Umfeld
- alkoholkonsum.ch Konsum von Alkohol und anderen Suchtmitteln
- papatrinkt.ch / mamatrinkt.ch Kinder und Jugendliche von Eltern mit einer Suchterkrankung
- nahestehende-und-sucht.ch Stehen Sie einer suchtkranken Person nahe?
- alkoholamarbeitsplatz.ch Für Betriebe (HR, Kader, usw.)
- blaueskreuz.ch Suchtberatung und Unterstützung in 17 Kantonen
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PJPM
Gelungener Werbespot für das Coachingangebot. Im Januar meint ja jeder Coach, Influencer oder so, ein -uary müsse für das Wohlbefinden der Menschheit ein Veganuary, NoAlcunary etc etc herhalten. Mache das wer will. Im February ist das Portemonnaie der -uary Industrie gefüllt und die braven zahlenden Kunden gehen wieder ihrem normalen Leben nach. Also, bei mir gibts heite Abend ein Steak mit Beilage und ein Bier, oder zwei. Ich bin Mitte 60 und lebe noch, meine Mutter ist Mitte 90 und hat es nicht anders gehalten, ausser während des Krieguarys. Gutes neues Jahruary.