
MCH Group: «Publikumsmessen sind kein Auslaufmodell»
David Frische
Das Ende der Spring Basel in ihrer bisherigen Form wirft Fragen auf. Wieso ging die MCH Group nach der Muba-Ära erneut mit einer breiten Publikumsmesse an den Start? Eventchef Roman Imgrüth nimmt Stellung.
Telebasel: Roman Imgrüth, Hand aufs Herz: Die Spring Basel ist gescheitert, richtig?
Roman Imgrüth: Das würde ich nicht so sehen. Ich verstehe natürlich, dass das eine Interpretation sein kann. Für uns ist es eine Weiterentwicklung, wie wir sie mit jedem Produkt machen. Vor drei Jahren entschieden wir uns, die Spring Basel ins Leben zu rufen. Dies geschah aufgrund sehr vieler Feedbacks an uns, wonach ein Bedürfnis bestehe, im Frühling bei uns eine Veranstaltung zu besuchen. Wir setzten die Messe zweimal um und lernten in diesen zwei Durchführungen viel dazu. Somit ist es für uns nur ein konsequenter, logischer Schritt, uns nun auf jene Dinge zu konzentrieren, die funktioniert haben und diese weiter auszubauen. Damit wir auch in den nächsten Jahren nachhaltig erfolgreich sein können.
Es gibt jetzt neu zwei Events. Mit dem eigentlichen Konzept der Spring Basel haben diese ja nicht mehr viel gemeinsam.
Das eigentliche Spring-Konzept war sehr breit. Es sprach viele verschiedene Zielgruppen an, von ganz jungen Menschen über Familien bis hin zu Menschen in meinem Alter und noch ein wenig darüber (schmunzelt). Wir merkten, dass wir gerade die sehr junge Zielgruppe und die Familien mit diesen Formaten gut ansprechen konnten. Auf diese Formate bauen wir auch weiterhin. Und wir schliessen natürlich nicht aus, dass wir mit den starken Kernen, die wir nun aufbauen, weitere Zielgruppen dazugewinnen können.
Die MCH Group teilte am Montag mit, dass die Spring Basel «noch nicht die gewünschte Resonanz erzielt» habe. Entschied sie deshalb, die Kombination aus Produkt- und Erlebnismesse aufzusplitten?
Ja, klar. Egal, welches Format wir lancieren: Für uns geht es immer ums Lernen am Markt. Das ist ganz wichtig. Sonst verschwinden diese Formate eben wieder. So hörten wir auch in der Nachbearbeitung der zweiten Spring-Ausgabe sehr genau auf den Markt. Und die Schlussfolgerung daraus war, dass wir uns eben auf das konzentrieren, was funktioniert hat und wofür eine gute Nachfrage da ist. Und dass wir dies stärken, sodass wir es über die nächsten Jahre weiterentwickeln können.
In mehreren Medien gab es Berichte über Unstimmigkeiten zwischen Aussteller:innen an der Spring Basel und der MCH Group. Was fiel da vor?
Es ist für mich schwierig zu beurteilen, ich war nicht an allen Gesprächen dabei. Es ist natürlich klar: Wenn man ein breit aufgefächertes Konzept lanciert und sich anschliessend fokussiert, kann man leider nicht alle mitnehmen, die man am Anfang dabei hatte. Für uns ist es ganz wichtig, Veranstaltungen zu etablieren, die über die nächsten fünf bis zehn Jahre erfolgreich sein können. Und da ist Fokussierung sehr wichtig. Aber wie gesagt: Auch in Bezug auf jene Zielgruppen, die wir nicht mitnehmen – das ist im nächsten Schritt die Ausstellung – sind wir nach wie vor nahe am Markt. Und wenn das Marktbedürfnis gross genug ist, werden wir das Element auch wieder aufnehmen.
Anfang April findet die «Spring Music Session» statt. Was kann man von ihr erwarten?
Dort kann man ein vielfältiges Musikprogramm über mehrere Tage erwarten. Es wird in der Halle 2 im Bambusnest und im Cube Club stattfinden. Das Programm ist noch nicht publik, wir sind momentan am Booking dran. Es wird über die kommenden Wochen veröffentlicht werden, darauf kann man sich sehr freuen! Es wird auch Partys geben. An der Spring Music Session kann man jene Elemente antreffen, die gerade in den letzten Wochen und Monaten sehr gut funktionierten. Wir freuen uns schon enorm auf diesen Anlass!
Im Herbst gibt es dann mit der «Basel Activity» einen Familienevent. Was heisst das genau?
Wir sahen an den letzten zwei Durchführungen der Spring Basel, dass gerade das Familienprogramm sehr gut angenommen wurde. Dies werden wir im Herbst etablieren, in Kombination mit dem Bambusnest-Closing, das wir ja jeweils dann machen. Wir haben ja immer zwei Konzepte. Dort wird es viele Aktivitäten geben, die in dieselbe Richtung gehen, wie wir sie an der letzten Spring-Ausgabe hatten. Die Aktivitäten richten sich an Gross und Klein.
Was erhofft sich die MCH Group von der Konzeptänderung bei der Spring?
Wir erhoffen uns eine weitere Stärkung des Messequartiers. Wir hatten im vergangenen Jahr alleine durch das Messequartier über 200’000 Besucher:innen mehr auf dem Messeplatz als noch in den Vorjahren. Die zwei neuen Formate sind eine Ergänzung dazu, sie zielen auf diese Strategie ab. Und wir erhoffen uns, dass diese nachhaltig Erfolg haben wird.
Es gibt doch inzwischen durchaus die Meinung, dass Publikumsmessen ein Auslaufmodell sind. Wieso nahm die MCH Group dennoch mit der Spring einen weiteren Anlauf?
Ich würde nicht sagen, dass Publikumsmessen ein Auslaufmodell sind, überhaupt nicht. Das sieht man beispielsweise hier in Basel mit der Fantasy, man sieht das in Zürich mit der erfolgreichen Auto Zürich und mit der erfolgreichen Giardina, die wir auch selbst organisieren. Man sieht es ebenfalls im Welschland. Sicher von der Zeit überholt, sind die ganz breiten Messen, mit denen man mit vielen Themen an den Markt geht. Es geht heute vielmehr um Special Interest. Also auch hier ist eine Fokussierung sehr wichtig, das haben wir im Nachgang der beiden ersten Spring-Ausgaben gemerkt. Wir schliessen eine klassische Messe in Zukunft überhaupt nicht aus. Aber die Fokussierung auf ein paar Themen wird dort sehr wichtig sein. Und diesbezüglich sind wir aktuell auch mit entsprechenden Aussteller:innen im Austausch. Und wenn das Bedürfnis für eine Special-Interest-Messe im Frühling oder Herbst da ist, werden wir diesem auch Rechnung tragen.
Interview: Tim Meyer
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