Mit Basler Beteiligung: Forscher lüften Geheimnis um Explosion der Biodiversität im Viktoriasee
Baseljetzt
Erbgut-Recycling hat im ostafrikanischen Viktoriasee zu einer rasanten Evolution geführt. Das zeigt eine neue Schweizer Studie mit Beteiligung des Naturhistorischen Museum Basel in der Fachzeitschrift «Science».
Im Viktoriasee haben sich in 16’000 Jahren – einer vergleichsweise sehr kurzen Zeitspanne – aus drei Stammarten von Buntbarschen 500 neue Arten entwickelt, wie das an der Studie beteiligte Naturhistorischen Museum Basel (NMB) am Donnerstag mitteilte.
Forschende des Schweizer Wasserforschungsinstituts Eawag, der Universität Bern und des NMB wollten wissen, warum. Dazu analysierten sie über 460 Genome von Buntbarschen. Das Ergebnis: Die grosse Artenvielfalt ist nicht auf die Einwanderung von Arten aus anderen Seen zurückzuführen, sondern auf Neukombinationen im Erbgut der drei Stammarten.
Ein Schlüsselelement in diesem Prozess war laut der Studie die wiederholte Vermischung und Aufspaltung von Arten. Als Beispiel dafür führte das NMB die Entstehung von Zwergprädatoren an. Die kleinen Raubfische entstanden durch die Kreuzung von grossen Prädatoren und kleinen Planktonfressern. Durch solche Prozesse entstanden im Viktoriasee Arten, die zwar nahe miteinander verwandt sind, sich aber auf unterschiedliche Lebensweisen spezialisiert haben und somit unterschiedliche ökologische Nischen besetzen.
Wichtig für Umweltschutz
Diese wiederholten Kreuzungen zwischen den verschiedenen Arten machten es überflüssig, auf zufällige Mutationen zu warten, so die Forscher. Neue Arten entstanden so viel schneller als durch Mutation und natürliche Selektion.
Dieses Wissen sei wichtig für die Erhaltung der Biodiversität, schreiben die Autorinnen und Autoren in der Studie: «Diese Erkenntnis legt nahe, dass wir über artzentrierte Erhaltungsstrategien hinauswachsen sollten und darauf abzielen sollten, ganze Artenkomplexe zu bewahren, um ihre Fähigkeit zur Anpassung und Diversifizierung zu erhalten.» (sda/fra)
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