
Mit Wehmut und schönen Erinnerungen: Abschied nehmen vom Sommercasino
Baseljetzt
Über 60 Jahre fungierte die Villa an der Münchensteinerstrasse als Jugendhaus. Damit ist jetzt Schluss. Finanzielle Probleme und eine bevorstehende Gesamtsanierung führten zur baldigen Schliessung.
Unter dem Motto «Sommer’ciao’sino» soll ein würdiger Abschied des Zentrums für Basler Jugendkultur gefeiert werden. Die Gefühlslage bei den Betreiber:innen vom Verein Junge Kultur Basel ist gemischt. Seit acht Jahren trägt der Verein die Institution Sommercasino (Soca). Präsident Titus Conradin Hell erklärt: «Wir haben sicher berechtigterweise gut spürbare Trauer und ein wenig Frust, dass es jetzt doch zur Schliessung kommt. Andererseits glaube ich auch, dass bei allen sichtbar ist, dass wir gemacht haben was wir konnten und das Ziel ist es, einen guten, würdigen Abschied für dieses Haus zu finden.»
Die Stimmung am frühen Freitagabend ist gut, die Besucher:innen wirken glücklich und spielen ein letztes Mal beim Musik-Raten mit. Wehmut ist aber trotzdem zu spüren. Philipp Geisinger, der Betriebsleiter des Soca, erklärt, er habe seine Emotionen noch unter Kontrolle. Gut gehe es ihm aber nicht. Das Soca sei eine solch langjährige Institution und obwohl er nur acht Jahre mit von der Partie war, sei der Abschied schmerzhaft.
Erste Ausgangserfahrungen und Bühnenerlebnisse
Wie wichtig dieser Ort für sie war, berichten insbesondere auch die Menschen, die eine spezielle emotionale Verbindung zum Sommercasino haben.
«Ich bin vor 15, 16 Jahren das erste Mal im Somemrcasino an einem Konzert gewesen und wir haben schon seit längerem einen Metal-Verein in Basel und haben in den letzten sieben Jahren ca. 20 Shows hier veranstaltet», erklärt Roman Thummel, Mitglied Basilisk Deströyers, wehmütig. Auch sein Vereinskollege Dominik Buser sei als Teenie schon im Sommercasino gewesen und habe dort die ersten Ausgangserfahrungen gesammelt. Über 20 Jahre gehe er im Soca schon ein und aus, das mal mehr und mal weniger.
Über 100 Auftritte im Soca hat der Künstler Venti auf dem Buckel. «Ich mache seit 20 Jahren Musik und ich habe sozusagen hier im Sommercasino meine Sporen abverdienen dürfen.», erklärt er.
Ein grosser Verlust für die Basler Jugendkultur
Die Zukunft der Basler Jugendkultur steht aktuell immer wieder im Zentrum von Diskussionen. Ein runder Tisch des Regierungsrats soll dabei Anlaufstelle für Ideen von verschiedenen Leuten sein. Der Verein Junge Kultur Basel wünscht sich, eine Lösung gefunden, welche die Bedürfnisse der Basler Jugendlichen berücksichtigt.
«Mein persönlicher Wunsch wäre es, dass man ein Setting findet, wo die Jugendkultur weiterhin wachsen kann, wo sie gefördert werden und die jungen Leute die Möglichkeit haben, sich einzubringen und sich zu entfalten, ohne einen kommerziellen Druck zu verspüren.», erklärt Titus Conradin Hell, Präsident Junge Kultur Basel. «Ich glaube das wäre wichtig für unseren Kanton, es wäre wichtig für die Kultur in unserem Kanton.»
Bevor diese Hürde nun aber angegangen werden kann, muss das Sommercasino mit Musik, Kunst und Kultur gefeiert werden. Ein letztes Mal wird laute Musik durch die alte Villa dröhnen, bevor sie am Sonntag ihre Türen für immer schliessen wird.
(Recherche: Nathalie Schaffner, Mitarbeit: Aliena Müller)
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lionofzion
Viele tolle Stunden durften wir im und ums Soca verbringen während der Jugend. Gute Konzerte oben, geile Parties unten und erholsames chillen draussen. Kann sich noch jemand an “Mowgli” erinnern, Ende 90er, Anfang 2000er Jahre? Der kam immer aus dem nichts, sobald jemand einen Joint anzündete und wollte mitrauchen. Selbst hatte er nie “etwas”😁
Sonnenliebe
sehr schade