Es waren traurige Bilder im Zolli: Nachdem das Affenweibchen Joas am 1. Februar eine Fehlgeburt erlitten hatte, trug sie den leblosen Körper zwei Monate mit sich herum. Nun hat sie das tote Baby losgelassen.

Vor zwei Tagen hat das Gorillaweibchen Joas den Kadaver seines toten Nachwuchses losgelassen. Bis dahin pflegte Joas ihr Kind, als würde es noch leben. Die «bz Basel» berichtete am Mittwoch über den für Menschen merkwürdigen Vorgang im Gorillagehege des Zolli. Was für uns Menschen verstörend wirken kann, ist für Menschenaffen ein normales Verhalten.

Grund sei die natürliche Bindung zum Nachwuchs bei den Menschenaffen, erklärt Adrian Baumeyer, Biologe und Kurator des Affengeheges, gegenüber der Zeitung. Für das Baby sei es überlebenswichtig, dass die Gorillamutter ständig aufmerksam ist. Sonst würde der Nachwuchs schnell sterben. Und diese Bindung bleibt auch einige Wochen nach dem Tod des Jungtieres noch bestehen.

Jetzt liess die Bindung aber nach. Für Joas war das tote Baby «kein Jungtier mehr», sondern ein «Ding», erklärt Baumeyer. Er spricht nicht von Trauer, sondern von einem Abschiedsprozess. Es sei wichtig, die Tiere nicht zu vermenschlichen.

Nicht den Abschied forcieren

Es sei wichtig gewesen, dass die Mutter ihr Jungtier selbst loslässt und es ihr nicht weggenommen wird, so der Gorilla-Experte gegenüber der bz. Eine Entfernung des toten Tieres sei zudem kompliziert und gefährlich. Joas müsste eingeschläfert werden, um ihr das tote Kind wegzunehmen. Die jungen Gorillas spielten momentan noch mit dem toten Baby. Bald könne es aus dem Gehege genommen werden.

Joas könnte bald wieder fruchtbar werden. Denn solange Gorillas ein Junges aufziehen, haben sie keinen Eisprung und können auch nicht trächtig werden. Joas solle gedeckt werden, sobald es Anzeichen für einen neuen Zyklus gebe, erklärt der Zolli der Zeitung.