Nach Tuskers Tod: Tuberkulose kann sich genauso in der Freiheit ausbreiten
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Studie
Basel-Stadt

Nach Tuskers Tod: Tuberkulose kann sich genauso in der Freiheit ausbreiten

10.08.2023 19:12 - update 11.08.2023 09:18
Maximilian Karl Fankhauser

Maximilian Karl Fankhauser

Tierschützerin Vera Weber prangert nach dem Tod «Tuskers» die Gefangeschaft der Tiere an und sieht in ihnen den Hauptgrund für die Erkrankung. Laut Studien und Tierexperten wie Andreas Moser kann sich Tuberkulose aber auch in der Freiheit verbreiten.

Wenn ein Tier im Zoo eingeschläfert werden muss, dann ruft das recht schnell einmal die Tierschützenden auf den Plan. So auch im Falle Tuskers. Nachdem der Elefantenbulle wegen seiner Tuberkuloseerkrankung eingeschläfert werden musste, meldete sich Tierschützerin Vera Weber zu Wort und kritisierte den Basler Zolli.

Ihre klare Haltung: Zwar kämen die Tuberkulosen-Erkrankungen auch in der Wildnis vor. «Ein Problem wird es jedoch erst in Gefangenschaft, wenn die Elefanten auf engem Raum leben». Sie und die Fondation Franz Weber gehen nun so weit, dass sie die Abschaffung der Elefantenhaltung in Zoos fordern. Zudem sei 2017 «Tuskers» Transfer nach Basel gestoppt worden. Dies, weil er Tuberkuloseerregern ausgesetzt war.

«Dieser Tod ist, wie jener in Zürich, allein auf die Bedingungen der Gefangenschaft, den Kontakt mit Menschen und weitere Faktoren der Zoohaltung zurückzuführen. Es ist eine offensichtliche Tatsache, dass die Grundbedürfnisse von Elefanten in Zoos nicht gedeckt werden können», sagt Weber in einer Medienmitteilung. Sie spricht ausserdem vom sofortigen Stopp des Zuchtprogramms in den beiden Zoologischen Gärten.

Tuberkulose in der freien Wildnis zu wenig erforscht

Dass dem nicht so ist, beweisen mehrere Studien. Zwar seien bei Elefanten in freier Wildbahn weniger Tuberkulose-Fälle bekannt als bei Elefanten, die in Zoos gehalten werden. Doch die Krankheit werde vor allem wegen des direkten Kontaktes mit tuberkulosekranken Menschen oder ihren Ausscheidungen übertragen. Dieser sei in Zoos  naheliegender, in freier Wildbahn aber ebenso möglich. Auch von Rindern mit einem weiteren Tuberkulose-Erreger könne eine Gefahr für Elefanten und Menschen ausgehen.

Denn was auffällt: In den Regionen, wo Elefanten in freier Wildbahn leben, sind die Tuberkuloseerkrankungen bei Menschen häufig. Es handle sich hierbei eher um ärmere Regionen in Asien und Afrika. Hierbei könnte es zudem zu einem noch viel grösseren Problem kommen: Da sich die Kontrolle und Erforschung wilder Tiere schwierig gestaltet, ist die Häufigkeit der Tuberkulose bei ebendiesen wenig erforscht und deshalb auch längst nicht überall nachweisbar. Ein Tuberkulose-Ausbruch in der Wildnis könnte aber fatale Folgen haben und die vom Aussterben bedrohten Elefanten zusätzlich gefährden.

Elefanten sind sehr soziale Tiere

Für den Biologen Andreas Moser, bekannt aus der SRF-Sendung «Netz Natur» ist deshalb wichtig, dass im Falle «Tusker», zwischen dem politischen Diskurs, ob Elefanten in Zoos gehalten werden sollen und dem konkreten, Tuberkulose-Fall unterschieden wird. . Aus veterinärmedizinischer Sicht gebe es klare Kriterien, wann das Einschläfern notwendig sei. «Und die Zooverantwortlichen in Basel werden alle möglichen Optionen geprüft haben. Das pflegende und das veterinärmedizinische Team in Zoos haben neben der fachlichen auch eine emotionale Beziehung zu den Tieren, mit denen sie täglich im Kontakt sind – deshalb wird ein solcher Entscheid sicher nicht leichtfertig, sondern nur als letzte Möglichkeit getroffen.»

Hinzu käme, dass Elefanten auch in der Wildnis sehr soziale Tiere seien und sie hätten häufig nahen Kontakt zueinander. «Der Kontakt ist also auch in der Wildnis gegeben. Tuberkulose ist eine infektiöse Krankheit, die hauptsächlich durch Aerosole der Atemluft und durch Ausscheidungen übertragen wird. Da kommt es bei nahen Sozialkontakten weniger auf die Platzverhältnisse und eher auf die Intensität der Kontakte an.»

Infektionen durch Tuberkulose könnten zwischen Artgenossen und zwischen Tieren verschiedener Arten inklusive der Menschen erfolgen. Menschen seien sowohl bei Gehegehaltung als auch in der Natur meist der Ausgangspunkt der Übertragungskette heisst es in den Studien. In der Konklusion sind sich die Studien einig: Egal, ob bei im Zoo gehaltenen oder bei freilebenden Tieren, die Überwachung der Elefanten auf Tuberkulose-Erreger müsse verstärkt werden. Denn sonst könne es sowohl bei den asiatischen wie auch den afrikanischen Elefantenarten irgendwann zu einem Tuberkulose-Debakel kommen.

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10.08.2023 20:10

ErnsWiggli

immer die Weber……

4 0

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