Nach Wahlschlappe: Glättli tritt im Frühling zurück
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Nach Wahlschlappe: Glättli tritt im Frühling zurück

14.11.2023 12:34 - update 14.11.2023 13:48

Baseljetzt

Grünen-Präsident Balthasar Glättli zieht die Konsequenzen aus der Wahlschlappe seiner Partei und wird sein Amt im kommenden Frühling zur Verfügung stellen. Das teilte die Partei am Dienstag mit.

Das teilten die Grünen am Dienstag mit, nachdem das Schweizer Radio (SRF) darüber berichtet hatte. Eigentlich wollte Glättli den Rücktritt erst nach den Bundesratswahlen vom 13. Dezember ankündigen, um die Kampfkandidatur von Gerhard Andrey auf einen FDP-Sitz nicht zu stören. Nun sickerte die Nachricht bereits früher durch.

Der Zürcher Nationalrat hatte seinen Rücktritt der Geschäftsleitung der Grünen bereits am Tag nach den nationalen Wahlen vom 22. Oktober 2023 mitgeteilt, wie die Partei schrieb. Die Information des nationalen Vorstands und der Fraktion erfolgte demnach Anfang November.

Mehr Mitglieder gewonnen

«In einer Partei gibt es die Verantwortung, im richtigen Moment nach vorne zu stehen und Herausforderungen anzunehmen», liess sich Glättli in der Mitteilung zitieren. «Und es gibt die Verantwortung, im richtigen Moment einen Schritt zurück zu machen.» Es sei nun an der Zeit, den Stab weiterzugeben.

Glättli prägte die Grünen ein Jahrzehnt lang massgeblich. Seit 2013 war er Fraktionspräsident, 2019 hat er die Partei als Co-Wahlkampfleiter zu ihrem historischen Wahlerfolg geführt. Und ab 2020 führte er die Grünen als Präsident durch krisenreiche Zeiten.

Ein Erfolg von Glättli war die deutliche Annahme des Klimaschutz-Gesetzes durch das Stimmvolk – war er doch Miterfinder und Mitinitiant der Gletscher-Initiative. Trotz der Wahlniederlage vom Oktober sind die Grünen während Glättlis Amtszeit stärker gewachsen denn je zuvor: Noch nie zuvor hatte die Partei so viele Mitglieder.

Zu einseitiger Wahlkampf

Dennoch hatten die Grünen bei den Wahlen 3,4 Prozentpunkte an Wähleranteil verloren. Sie stellen in der kommenden Legislatur fünf Mitglieder weniger im Nationalrat. Auch im Ständerat dürfte die Sitzzahl von fünf auf drei schrumpfen.

Ein Teil der Wählerschaft wanderte vier Jahre nach der historischen Klima-Wahl an die SP ab, wie Nachwahlbefragungen zeigten. Andere Sympathisanten der Grünen gingen demnach im Unterschied zu 2019 nicht mehr wählen. Zu diesen Befunden sagte Glättli im SRF-Beitrag, dass seine Partei vielleicht einen thematisch zu engen Wahlkampf geführt habe.

Die Wahlschlappe seiner Partei sei aber nicht nur auf seine Person zurückzuführen, so wie er im Herbst 2019 auch nicht alleine dafür verantwortlich gewesen sei für das historische Bestresultat der Grünen, sagte Glättli weiter.

Co-Präsidium denkbar

Betreffend Nachfolge sagte Glättli, dass er sich ein Führungsduo gut vorstellen könne. Die Parteispitze solle jünger und weiblicher werden. Den Entscheid über die neue Parteileitung fällen die Delegierten der Grünen an ihrer Versammlung vom 6. April 2024.

Der ordentliche Prozess für die Präsidiumswahlen läuft laut der Partei bereits. Die Geschäftsleitung setzt am 17. November eine Findungskommission ein, und der nationale Vorstand wird am 16. Dezember einen Wahl-Ausschuss aus seinen Reihen bilden. Zur Diskussion steht auch ein Co-Präsidium.

Er selbst werde sich – als bestgewählter grüner Nationalrat aus Zürich – weiterhin im Parlament engagiert einbringen, schrieb Glättli. Als Partei müssten die Grünen den Misserfolg hinter sich lassen und neu aufbrechen. «Das können wir mit neuen Gesichtern.» (sda/mei)

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