
Nächtliche Beutezüge: Satteldiebe schlagen auf mehreren Höfen zu
Janine Borghesi
Mehrere Pferdehöfe in der Region sind in den vergangenen Monaten Ziel von Dieben geworden. Hochwertige Sättel verschwinden über Nacht – im Wert von mehreren Tausend Franken. Die Besitzer reagieren mit Kameras und Alarmanlagen.
Es ist der 27. Mai, 3:49 Uhr. Jean‑Pierre Burget und seine Frau Davina schlafen, als ihr Sicherheitssystem auslöst. Ein Foto vom Stalleingang wird per SMS versendet. Die Burgets hören den Handy-Alarm, springen auf.

Bild: zVg
Beide schauen aus dem Fenster – doch keine Spur des Langfingers. «Wir haben sofort die Polizei gerufen», erzählt Jean-Pierre Burget. «Aber der Täter war natürlich schon über alle sieben Berge.»
Burget zeigt im Video, wo der Dieb zugeschlagen hat. Sechs Sättel wurden mitgenommen. Es handelt sich um Sättel von Pensionären, die ihre Pferde im Reithof in Allschwil eingestellt haben.
Zwei weitere Fälle in der Region
Knapp drei Wochen später trifft es einen anderen Hof. Mitte Juni steht Felix Graf im Reitsportzentrum St. Jakob in Bättwil vor leeren Halterungen in der Sattelkammer. «Sie haben wahrscheinlich vorne beim Haus die Kameras gesehen. Also sind sie hinten durch den Stall gekommen. Hier haben sie vier Sättel gestohlen. Danach sind sie über einen Hinterweg entkommen», erzählt der Pächter des Hofs. Auch hier gehörten die Sättel Pensionären.
Graf vermutet mindestens zwei Täter. «Eine Person kann höchstens zwei Sättel tragen.» Der Hofpächter reichte daraufhin Anzeige gegen Unbekannt ein.
Auch in Binningen verschwinden Mitte Juni vier Sättel. Dies bestätigt Saskia Dorner, die das Pferdesportzentrum Binningen führt, gegenüber Baseljetzt. Ebenfalls wurde eine Schubkarre mitgenommen – so konnten die Langfinger die Sättel transportieren. Dorner hat die Diebe ebenfalls angezeigt.
Heiss begehrt auf dem Schwarzmarkt
Die Motivation der Täter ist klar: Die gestohlenen Sättel sind wertvoll. «Ein Sattel kostet zwischen 3’000 und 6’000 Franken, je nach Modell», erklärt Graf. Er glaubt, dass die Täter die Sättel auch im Ausland für mehrere tausend Franken pro Stück verkaufen können. «Hier in der Schweiz geht das kaum.» Im Video erklärt der Reitexperte, wieso das so ist.
In Binningen und Allschwil übernimmt die Versicherung der Pensionierten den Schaden. In Bättwil nur teilweise. «Manche Versicherungen zahlen, manche nicht», erläutert Graf.
Höfe installieren neue Kameras und Alarmanlagen
Burget investiert nach dem Schock: «Wir haben sieben Kameras rund ums Gebäude installiert, mit Alarmfunktion. Das hat 300 bis 500 Franken gekostet.»
Auch Graf rüstet nach. Auf seinem Hof in Bättwil installiert er eine Kamera direkt im Stallgang. «Sobald sich etwas bewegt, bekomme ich einen Alarm. Ausserdem ersetzen wir alle Schlösser. Das kostet uns insgesamt rund 2’000 Franken. Wir tun alles, was möglich ist.»
Die Dritte im Bunde, Saskia Dorner vom Pferdesportzentrum Binningen, berichtet ebenfalls von neuen Kameras.
Ob das wirklich etwas bringt? Felix Graf hat daran seine Zweifel. «Das ist organisiert, die wissen wo. In einem anderen Stall waren sie ja maskiert. Also auch wenn die Kamera angeht und man sie sieht – das interessiert die nicht, die holen ihr Zeug. Die wissen was sie wollen und wollen damit einfach Geld machen.»
Und auch Jean‑Pierre Burget bleibt wachsam. «Ich fühle mich jetzt schon sicher, aber man ist ja nie gegen das geschützt. Man schläft jetzt einfach mit einem Auge und einem Ohr offen.»
Polizei: keine Häufung, aber Vorsicht nötig
Doch wie viele Höfe sind wirklich von Satteldiebstählen betroffen? Die Kantonspolizei Baselland schreibt auf Anfrage: In diesem Jahr seien bisher im Baselbiet nur zwei Satteldiebstähle (Allschwil und Binningen) gemeldet worden. Dies sei zwar mehr als in den Vorjahren, aber von einem Phänomen könne man noch nicht sprechen.
Die Polizei rät Stallbesitzer:innen trotzdem, Sättel nach Möglichkeit einzuschliessen oder nach Hause mitzunehmen. Zu möglichen Tätern macht sie keine Angaben.
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Thomy
Wo führt das noch hin …
Jerk_Vomit
nur eine kleine Idee: Grenzen schützen…