Nationales Nein zu personalisierten Tickets erhöht Druck auf Stephanie Eymann
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Fangewalt
Politik

Nationales Nein zu personalisierten Tickets erhöht Druck auf Stephanie Eymann

12.09.2025 17:57
David Frische

David Frische

Es ist ein klares Zeichen aus Bundesbern: Der Nationalrat hat personalisierten Tickets in Schweizer Fussballstadien eine deutliche Absage erteilt. Die Befürworter schärferer Massnahmen gegen Fangewalt sind enttäuscht – auch in Basel.

132:56 lautete das Abstimmungsresultat im Nationalrat. Damit sprach sich am Mittwoch eine deutliche Mehrheit der grossen Kammer gegen personalisierte Tickets im Schweizer Profifussball aus, nachdem der Ständerat die Massnahme noch gutgeheissen hatte. Die Motion forderte, dass die Namen der Kund:innen bereits beim Online-Kauf von Tickets für Fussballspiele mit der Hooligan-Datenbank abgeglichen werden.

Eymann: Chance auf «deutliche Verbesserung» verpasst

Für die Basler Sicherheitsdirektorin Stephanie Eymann (LDP) ist das Nein ein weiterer Rückschlag im Kampf gegen Fangewalt in Schweizer Fussballstadien. Bereits im vergangenen Mai erhielt sie für ihre scharfe Politik im Basler Parlament eine Abfuhr: Der Grosse Rat sprach sich damals deutlich für eine Motion von Pascal Messerli (SVP) aus, die einen sofortigen Verzicht auf die Massnahmen des Kaskadenmodells fordert – darin enthalten sind unter anderem Sektorsperrungen nach Ausschreitungen rund um Fussballspiele. Nun folgt also die nächste Absage aus Bundesbern bezüglich schärferer Massnahmen.

Auch wenn sich Eymann nicht als Verfechterin des Hooligan-Konkordats sieht, ist sie ob des Entscheids enttäuscht: «Mir geht es darum, der Gewalt, die aus den Kurven kommt, zu begegnen. Personalisierte Tickets wären eine niederschwellige Möglichkeit, um zu wissen, wer im Stadion ist.» Eymann ist überzeugt: Diese Massnahme würde wirksame Ermittlungen ermöglichen und eine «deutliche Verbesserung zur heutigen Situation» bringen.

Messerli und die gespaltene SVP

Anders sieht das Pascal Messerli. Das deutliche Nein des Nationalrats sei «ein erfreuliches Resultat», so der Basler SVP-Präsident. «Ich finde es gut, dass wir jetzt auch auf Bundesebene das Signal haben, auch für die Kantone, dass wir nicht irgendwelche Massnahmen, die keinem etwas bringen, ins Leben rufen.» Die Behörden sollen sich seiner Meinung nach vielmehr auf die konsequente Strafverfolgung von gewalttätigen Fussballfans konzentrieren, so Messerli. Zusätzlich freue ihn, dass die SVP-Fraktion im Nationalrat grossmehrheitlich gegen personalisierte Tickets stimmte.

Nationales Nein zu personalisierten Tickets erhöht Druck auf Stephanie Eymann
Den Basler SVP-Grossrat Pascal Messerli freut das Nein des Nationalrats zu personalisierten Tickets. Bild: Telebasel

Aber eben nicht alle. Das zeigt sich auch am Stimmverhalten der Baselbieter SVP-Vertreter Sandra Sollberger und Thomas de Courten im Nationalrat. Während Sollberger gegen personalisierte Tickets stimmte, sprach sich de Courten für die Massnahme aus. Und auch auf Kantonsebene spaltet das Thema die Partei. Messerlis Partei- und Grossratskollege Joël Thüring sagt zum Nein des Nationalrats: «Diesen Entscheid bedauere ich sehr, da ich personalisierte Tickets für sinnvoll erachte.» Der SVP-Grossrat sieht darin die Chance, Fussballfans vor härteren Mitteln wie Kollektivstrafen und Geisterspielen zu bewahren.

Thüring mit Vorwurf der «rotblauen Brille»

Neben der Enttäuschung über das Nein zu personalisierten Tickets stören sich Thüring wie Eymann offensichtlich am Abstimmungsverhalten mancher Basler Grossrätinnen und Grossräte, wenn es um Fans des FC Basel geht. Eymann: «Offensichtlich scheinen simple Ticketkontrollen sogar von Politikern kritisiert zu werden, die ansonsten Kameras im öffentlichen Raum befürworten. Ich sehe darin keine Logik. Ich werde weiterhin dafür kämpfen, dass wir gezielt und ohne Scheuklappen dort mit Massnahmen reagieren, wo die Probleme auftreten.»

Und Thüring greift in diesem Punkt seinen Parteikollegen Messerli direkt an. Dass dieser eine andere Haltung bei Massnahmen gegen Fangewalt vertrete, sei «sein gutes Recht», so Thüring. «Wir müssen da nicht immer gleicher Meinung sein. Ich bin auch dann für Law & Order, wenn es den FC Basel betrifft. Wie Sie auf den Porträtfotos erkennen können, bin ich anders als Herr Messerli eben kein (rot-blauer) Brillenträger.»

Messerli: «Bei Demos noch nie Kollektivstrafen gefordert»

Pascal Messerli kontert solche Vorwürfe: «Man kann nicht einfach Massnahmen in den Weg leiten, damit man mal etwas getan hat. Und ich würde sagen, bei Fussballfans reagiert man viel heftiger als in anderen Bereichen. Bei Demonstrationen hat man noch nie Kollektivstrafen gefordert. Wenn es in der Steinenvorstadt eine Schlägerei gibt, hat man noch nie Kollektivstrafen gefordert.» 

Erleichterte Clubs, kämpferische Eymann

Der FC Basel wollte sich im Nachgang der Debatte in Bundesbern nicht direkt zum Entscheid äussern. Bereits im Oktober 2024 machten der FCB, die anderen Clubs der Super League und Challenge League sowie die Swiss Football League in einer gemeinsamen Mitteilung ihren Standpunkt klar: «Die Swiss Football League (SFL) und die Fussballklubs lehnen die Einführung von personalisierten Tickets entschieden ab.» Sie verweisen dabei auf die «seit Jahren rückläufige Fangewalt» und «das grosse Engagement im Bereich Sicherheit», wie es im Communiqué weiter heisst.

Das reicht der Basler Sicherheitsdirektorin nicht: «Es gibt die Gewalt immer noch. Davor sollten wir die Augen nicht verschliessen», so Eymann. «Ich bleibe selbstverständlich am Thema dran.» Und sie erwarte vom Basler Grossen Rat neue Vorschläge zum Thema Fangewalt.

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Kommentare

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14.09.2025 15:12

skywings2

Der NR sieht es richtig. Nur Träumer denken, dass pers. Tickets’ etwas nützen. Diese nützen nur mit einer Sitzplatzpflicht. Dies kann in keinem Stadion durchgesetzt werden.

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13.09.2025 12:59

Hoschi

Das war ein richtiger Entscheid, personalisierte Tickets sind nicht wünschenswert.

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