
Nicht mal ein Prozent im Baselbiet hat ein elektronisches Patientendossier
Leonie Fricker
Das elektronische Patientendossier kommt schweizweit nur schleppend voran. Eine Aktion in Liestal sollte das Angebot der Bevölkerung erneut näherbringen. Ein Augenschein zeigt: Es gibt noch viel zu tun.
Das Wichtigste in Kürze:
- In Liestal stand am Montag das EPD-Postauto, um der Bevölkerung das elektronische Patientendossier näherzubringen.
- Im Kanton Basel-Landschaft haben bisher 2’500 Personen ein solches Dossier eröffnet.
- Eine Umfrage zeigt: Die wenigsten wissen, worum es sich dabei handelt.
Ein gelbes Postauto in der Rathausstrasse, mitten im Liestaler Stedtli, machte am Montag auf das elektronische Patientendossier (EPD) aufmerksam. Wer am Bus vorbeiging, hatte die Möglichkeit, direkt vor Ort ein Dossier zu eröffnen oder sich darüber zu informieren. Es ist die zweite Aktion dieser Art im Baselbiet. Zuletzt hatte die Baselbieter Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion im Mai in Laufen einen Anlauf unternommen.
EPD kommt schweizweit nicht vom Fleck
In der ganzen Schweiz schreitet die Einführung des EPD nur langsam voran. Laut der «NZZ» haben bisher 1,2 Prozent der Schweizer Bevölkerung ein elektronisches Patientendossier. Und das, obwohl man seit Anfang 2024 kostenlos eines anlegen kann. Dafür bedarf es keines Postautos. Das EPD lässt sich von überall aus per Smartphone eröffnen. Zwischen acht und zehn Minuten müsse man dafür ungefähr einplanen, hiess es am Montagvormittag beim EPD-Bus in Liestal.

«Wir sind auf gutem Weg», sagte Andrea Primosig, kantonaler Leiter des Fachbereichs Stationäre Versorgung, am Montag gegenüber Baseljetzt. Vergleiche man die Zahlen in Basel-Landschaft mit jenen aus anderen Kantonen, stehe man zurzeit «sehr gut» da. Tatsächlich haben bisher aber erst rund 0,8 Prozent der Baselbieterinnen und Baselbieter ein EPD eröffnet. In Zahlen sind es 2’500 Personen.
«Eine gesamtschweizerische Herausforderung»
Dass das Angebot so schleppend angenommen wird, dürfte auch daran liegen, dass die Kantone das elektronische Patientendossier selbst etablieren müssen. «Ich denke, es ist gesamtschweizerisch eine Herausforderung», räumt Primosig ein. Man müsse ausserdem die Leistungserbringer mehr involvieren, damit Patientinnen und Patienten das EPD kennenlernen und nutzen. Viele Menschen hätten zudem noch immer Bedenken, was die Sicherheit ihrer Daten anbelange. Diese Angst sei aber nicht berechtigt, das System «eine sichere Sache», sagt Primosig.
Ein weiteres Problem dürfte sein, dass das EPD vielen Menschen noch unbekannt ist. Eine schweizweite Kampagne des BAG richtete sich bislang nur an Gesundheitsfachpersonen, damit diese allenfalls Fragen ihrer Patientinnen und Patienten beantworten können. Eine Kampagne für die breite Bevölkerung blieb bisher aus. Eine Umfrage von Baseljetzt in Liestal zeichnet ein solches Bild: Kaum jemand wusste von der digitalen Ablage für Gesundheitsdaten:
Primosig ist dennoch überzeugt, dass das System nun Schritt für Schritt ins Rollen kommt. Spätestens 2028 dürfte es dann richtig vorwärtsgehen. Der Bund hat die Teilrevision des EPD-Gesetzes in die Vernehmlassung geschickt. Geplant ist unter anderem ein Opt-out-Modell, das vorsieht, dass das Dossier automatisch eröffnet wird, sofern man dem nicht widerspricht. In dieser Phase soll laut dem Bundesamt für Gesundheit (BAG) auch eine Kampagne für die breite Bevölkerung folgen, die die Verbreitung und Nutzung des EPD vorantreiben soll. Schweizweit haben, wie das BAG auf Anfrage mitteilt, derzeit 121’000 Personen bereits ein EPD eröffnet.
Mehr dazu
Feedback für die Redaktion
Hat dir dieser Artikel gefallen?
Kommentare lesen?
Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.
Kommentare
Dein Kommentar
Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise