Patchwork-Familie und das Warten auf den Schweizer Pass: So tickt der neue FCB-CEO
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Patchwork-Familie und das Warten auf den Schweizer Pass: So tickt der neue FCB-CEO

08.06.2023 15:35 - update 08.06.2023 15:36
Florian Metzger

Florian Metzger

Mit Chris Kauffmann hat beim FCB ein internationaler Ökonom den Posten des CEO übernommen. Wer ist dieser Mann? Der baldige Schweizer Bürger über seine persönliche Vergangenheit, seine Familie und die Verbindungen zum Fussball sowie den FCBs.

«No-Brainer», «Leadership», «Workshop», «Commercial-Funktion». Bei der Sprache bemerkt man schnell, dass Chris Kauffmann international unterwegs ist. Der Wahlschweizer spricht zwar kein Mundart, weil es bei ihm «komisch klingen und nicht gut kommen würde». Verstehen tut er aber praktisch alles. «Ausser vielleicht Walliserdeusch», schmunzelt Kauffmann bei seinem ersten Medienauftritt am Dienstag.

Eineinhalb Jahre fehlen zum Schweizer Pass

Bereits über 15 Jahre lebt der Deutsche in der Schweiz und einer seiner Söhne ist Schweizer. Durch ihn besteht auch eine tiefere Verbindung mit dem FC Basel. Er wächst nämlich im Baselbiet auf und sei der grösste FCB-Fan. Entsprechend einfach sei Kauffmann dann auch die Entscheidung gefallen, dem FC Basel zuzusagen. Oder in seinen Worten: «Das war ein absoluter No-Brainer!» Das erste Mal sei sein Sohn froh über den Job des Vaters. «Er findet es auch nicht mehr nur lästig, wenn ich Tag und Nacht oder am Wochenende am Telefon bin oder irgendwie mal arbeiten muss.»

Weiter erklärt er sein privates Umfeld: «Wir sind eine Patchwork-Familie. Meine ehemalige Frau hat einen Partner mit nochmals drei Kindern.» Eine riesige Familie also, die – wie so manche Familien – Kleider von Kind zu Kind weitervererbt. So kommt es auch, dass sein vierjähriger Junge plötzlich mit einem etwa zehn Jahre alten Trikot von Valentin Stocker herumläuft – auch unter den Augen von David Degen. «Dave meinte dann, dass das nicht gehen würde und er ein aktuelles Shirt tragen müsse. Jetzt hat auch er ein aktuelles Shirt und davon abgesehen haben alle Kinder natürlich das Fasnachts-Shirt mit den Räppli und Unterschriften darauf. Sie sind alle voll dabei.»

Im Gegensatz zu seinem Sohn, der im Baselbiet aufwächst, wohnt Kauffmann (noch) nicht in der Region Basel. «Ich war lange in Zürich und habe von dort aus gearbeitet. Meine früheren Stationen haben mich auch schon an den Genfersee geführt. Danach habe ich in Baar ZG und Basel gearbeitet, bin aber in Zürich wohnen geblieben. Dann sind wir von Zürich weggezogen in Martin Andermatts Heimat nach Baar. Damals war es noch nicht absehbar, dass ich für den Klub arbeiten darf.»

«Sehr viele Deutsche am Werk»

Im Steuerparadies wohnt er jetzt seit dreieinhalb Jahren. Das wird auch sicher noch weitere eineinhalb Jahren so bleiben. «Damit ich meine Staatsbürgerschaft dann endlich mal bekomme. Im Kanton Zug sind es fünf Jahre.» Bei einem Wegzug würde die Uhr wieder auf null zurückgestellt werden. «Ich hatte auch schon Diskussionen und gesagt, wenn es irgendwie eine Möglichkeit gibt, dass ich hier schneller eingebürgert werde, bin ich sofort da. Ansonsten würde ich es jetzt gerne mal hinter mich bringen. Meine Heimat ist die Schweiz und ich wüsste nicht, wo ich nach Deutschland wieder hin soll, wenn ich da mal wieder zurück müsste.»

Beim FCB sind gleich drei Deutsche in zentralen Positionen tätig. Neben dem CEO auch Sportdirektor Heiko Vogel und der neue Trainer Timo Schlutz. «Von aussen wirkt es schon so, dass sehr viele Deutsche am Werk sind. Ich glaube, du kommst aber nur hierher, wenn du ein Herz für den Klub hast. Ich kann nicht für die anderen sprechen, aber ich bin in der Schweiz zuhause. Wenn ich von ‹zuhause› spreche, dann meine ich die Schweiz.»

Eineinhalbjähriger Prozess zum CEO

Geboren ist er in Deutschland, wo er auch seine ersten Berührungspunkte mit dem Fussball hatte. «Gerd Müller ist im gleichen Kaff geboren wie ich. In Nördlingen in der Nähe von München. Er ist mit meiner Mutter zusammen zur Grundschule gegangen. Meine erste Begegnung mit dem Fussball war also der FC Bayern.» Seine Tätigkeiten für internationale Unternehmen bringen ihn in die grosse weite Welt. Die Bundesliga kann er so nicht mehr wirklich mitverfolgen. Als er seine Frau dann kennenlernt, die in Barcelona geboren wurde, kommen auch die Verbindungen zum FC Barcelona. «Dann war das mal mein Intermezzo. Am Ende bin ich bei dem einzig wahren FCB gelandet.»

Hier in Basel wird er CEO. So schnell, wie es aus Sicht von Aussen den Anschein macht, geht es aber nicht. «Es war ein Prozess über eineinhalb Jahre. Zuerst das Kennenlernen der Inhaber im Verwaltungsrat. Dann habe ich Pro Bono ein paar Projekte gemacht und danach mit dem damaligen Leadership-Team gearbeitet und ein paar Workshops durchgeführt.» Im Herbst 2022 stösst er dann in der Commercial-Funktion richtig in den Klub. Und dann kommt als nächster Schritt die Ernennung zum CEO. «Es ist also nicht von heute auf morgen gekommen. Zuerst war es ein gegenseitiges Kennenlernen und sich füreinander Begeistern. Dass es so schnell und intensiv passiert, hätte ich vorher vielleicht nicht gedacht. Aber ich bin Feuer und Flamme.»

Berufliche Laufbahn von Chris Kauffmann

Chris Kauffmann hat an der Johann-Wolfgang-Goethe Universität in Frankfurt Betriebswirtschaft mit Fokus International Business, Corporate Strategy und Marketing studiert. Er war nach seinem Studium an der Goethe-Universität für namhafte internationale Unternehmen und Marken tätig. Ab 1998 arbeitete er für neun Jahren unter anderem als Brand Manager für Philip Morris International. Danach war er fünf Jahre als Director Marketing & Sales bei der Campari Schweiz AG tätig. Ab 2012 arbeitete er für ein Jahr für Dein Deal als Chief Marketing Officer. Sein längstes Engagement begann ab 2013 bei The Juice Plus+ Company. Über neun Jahre lang war er für das im Lebensmittelbereich agierende Unternehmen tätig, bei dem er als Vice President Global Marketing & Strategy für die Strategie sowie die Bereiche Digital, Marketing und Business Development weltweit verantwortlich war. Dort kreuzten sich auch die Wege mit dem FCB-Verwaltungsrat Dan Holzmann, der bis 2019 für 26 Jahre Präsident & CEO Europe von The Juice Plus+ Company war. Im November 2022 entschied sich Kauffmann nun für den FCB.

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