Peter Habicht macht Schnitzelbangg-Värs für die Ewigkeit zugänglich
©Bilder: Tim Buser, Schnitzelbanggbasel.ch / Montage: Baseljetzt
Archiv
Basel-Stadt

Peter Habicht macht Schnitzelbangg-Värs für die Ewigkeit zugänglich

18.10.2025 10:33 - update 18.10.2025 14:58

Fasnachtsmümpfeli

Seit vier Jahren ist das Archiv des Schnitzelbank-Comités online zugänglich. Der Historiker Peter Habicht hat dafür tausende Zeedel gelesen und verschlagwortet – und dabei so einiges über Basel und die Geschichte des Schnitzelbanks gelernt.

«Jedes Jahr stellen wir nach der Fasnacht eine grosse Zunahme fest», sagt Peter Habicht über die Nutzung der Webseite des Schnitzelbank-Comités. Dort lassen sich jährlich die neusten Comité-Bänke nachsehen und die Verse nachlesen. Doch das digitale Archiv reicht weit zurück: Die ältesten digitalisierten Zeedel stammen aus dem Jahr 1921 – dem Gründungsjahr des Schnitzelbank-Comités.

Fleiss- und Detektivarbeit

Für das digitale Schnitzelbank-Archiv mussten nicht nur alle Zeedel gescannt, sondern auch gelesen und verschlagwortet werden. Dank der Verschlagwortung ist es heute möglich, auf der Webseite Themen, Personen oder Bänke zu filtern. Rund drei Jahre hat Peter Habicht für die Arbeit gebraucht. Denn bei über 30’000 Versen im Archiv war nicht nur die schiere Menge herausfordernd. Auch der Inhalt der Verse war zum Teil völlig unklar. Der Historiker musste daher oftmals erwähnte Personen oder Ereignisse recherchieren, um zu verstehen, wovon ein Vers überhaupt handelt.

Schnitzelbank im Wandel

Der Aufwand hat sich gelohnt, nicht nur für Benutzer:innen der Webseite. Habicht hat bei seiner Arbeit auch einiges über die Geschichte des Schnitzelbanks in Basel gelernt. Gibt es heute beispielsweise kein Jahr, in dem nicht der FC Basel aufs Korn genommen wird, so war Sport vor den 1960er-Jahren kaum ein Thema.

Peter Habicht macht Schnitzelbangg-Värs für die Ewigkeit zugänglich
Auch ältere Schnitzelbängg sind auf der Website schnitzelbanggbasel.ch zu finden. Im Bild: Stächmugge. Bild: Screenshot schnitzelbanggbasel.ch

Zudem wurden die Themen mit der Zeit zunehmend national und international, während vor den 1950er-Jahren vor allem Lokales thematisiert wurde. Und das auf subtilste Weise: «Es war verpönt, explizit jemanden beim Namen zu nennen», erklärt Habicht. Personen wurden nur angedeutet oder ihre Namen abgeändert – verschleiert, aber doch verständlich. Auch was den Humor betrifft, stellte der Historiker einen Wandel fest: Dass die Pointe immer auf die letzten Silben fällt, war nicht immer so. Vor dem Zweiten Weltkrieg wurde es bereits als lustig empfunden, wenn ein bestimmtes Thema überhaupt angeschnitten wurde, auch ohne Pointe.

Und heute?

Bis in die 1950er waren viele Schnitzelbänke noch regelrechte Männerchöre, bestehend aus zehn oder mehr Sängern. Viele Bänke nannten sich auch Cliquen und hörte einer auf, rückte jemand neues nach. Die Verkleinerung der Formationen ist also ein weiterer Wandel. «Ich stelle heute eine Tendenz hin zu mehr Comedy oder Cabaret fest», analysiert der Historiker, «auch Langverse gibt es immer mehr». Habicht empfindet es zwar als die wahre Kunst des Schnitzelbanks, ein komplexes Thema so zu verdichten, dass es im gegebenen Versmass Platz hat. Dennoch weiss der Historiker dank des Blicks ins Schnitzelbankarchiv, dass solche Veränderungen schon immer zum Schnitzelbank und zur Fasnacht gehörten.

Das grosse Potenzial eines digitalen Archivs zeigt Habicht mit seiner Arbeit auf. Das Projekt Dokumentation Basler Fasnacht geht darüber hinaus und will in seinem digitalen Archiv die Bestände möglichst vieler Archive von Vereinen, Institutionen und Privatpersonen online zugänglich machen. Dafür braucht es die Mitarbeit vieler.

Seit rund zwei Jahren setzt das Projekt «Dokumentation Basler Fasnacht» wichtige Schutzmassnahmen für unser Unesco-Weltkulturerbe Basler Fasnacht um. Es sensibilisiert Vereine und Privatpersonen für den richtigen Umgang mit Archivalien und Objekten und erschliesst Archivbestände aus der Region, die in den nächsten Monaten über die Plattform fasnacht.digital zugänglich gemacht werden sollen.

Text: Tim Buser

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Kommentare

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18.10.2025 21:21

Thomy

Es ist ein wunderbares Archiv wo Freude bereitet schon mehrfach mich amüsiert
Ganz lieben Dank einfach super das es solche Leute gibt wie Peter Habicht

1 0
18.10.2025 09:31

spalen

ein tolles archiv, dass viel weiter als den fasnächtlichen tellerrand blicken lässt und viel über basel durch die jahre verrät. wunderbare historische arbeit!

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