Revolutionäre Behandlungsoption für Endometriose-Schmerzen
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Medikament
Schweiz

Revolutionäre Behandlungsoption für Endometriose-Schmerzen

19.01.2024 08:49 - update 19.01.2024 11:41

Baseljetzt

Dringender Handlungsbedarf bei Endometriose: Etwa 10 Prozent der Frauen im reproduktiven Alter sind betroffen – bis heute kann die Krankheit nicht immer erfolgreich behandelt werden.

Dies könnte sich nun ändern: Seit kurzem ist ein bewährtes Medikament aus der Myom-Therapie auch bei Endometriose-Schmerzen zugelassen und stellt für zahlreiche Betroffene eine vielversprechende Option dar. Wichtige Voraussetzung für die Behandlung: Schmerzen oder Nebenwirkungen der Vortherapie nicht hinnehmen, sondern klar kommunizieren.

Schmerzhafte Regelblutungen, Krämpfe im Unterleib, Beschwerden beim Geschlechtsverkehr: Alle diese Anzeichen können auf eine Endometriose hinweisen. Obwohl die Erkrankung etwa jede zehnte Frau im reproduktiven Alter betrifft, dauert es oft viele Jahre bis zu einer Diagnose, was zu einem erheblichen körperlichen und psychischen Leidensdruck führt.[1,2] Doch auch, wenn die Endometriose einmal erkannt ist, können die herkömmlichen Behandlungsmethoden nicht immer die Schmerzen ausreichend lindern oder bringen Nebenwirkungen mit sich. Genau hier kann das neu zugelassene Medikament ansetzen – vorausgesetzt, vorige Behandlungen waren nicht hinreichend erfolgreich. Die Endometriose Vereinigung Deutschland e. V. bietet Betroffenen Beratung und Hilfestellung. Sie verpflichtet sich der Patientinnen-Aufklärung und hat auf ihrer Webseite die wichtigsten Informationen zur neuen Therapieoption zusammengefasst,

Stilles Leiden hilft nicht weiter

Endometriose ist eine gutartige, chronische Krankheit, bei der gebärmutterschleimhautähnliches Gewebe ausserhalb der Gebärmutterhöhle im Bauchraum (sehr selten auch ausserhalb des Bauchraumes) wächst – beispielsweise an den Eierstöcken, dem Eileiter oder auch an Blase und Darm. Wenn sich diese sogenannten «Endometriose-Herde» entzünden, verursacht dies Symptome wie Unterleibsschmerzen während der Menstruation, aber auch in anderen Zyklusphasen.

Viele Betroffene halten ihre Schmerzen für unvermeidlich oder werden nicht ernst genommen; zudem sind die Symptome häufig unspezifisch. Mitunter gelten Menstruationsbeschwerden auch als Tabuthema und werden schamhaft verschwiegen. «Bereits jungen Mädchen wird beigebracht, ihr Leiden möglichst diskret zu ertragen und auf keinen Fall wehleidig zu sein», schildert Prof. Dr. Sylvia Mechsner, Leiterin des Endometriose-Zentrums der Charité – Universitätsmedizin Berlin, einen gesellschaftlichen Missstand, der die Endometriose-Früherkennung massiv erschwert. Ihr dringlicher Appell: «Ein ‘heldenhaftes Aushalten’ löst das Problem nicht. Es ist unbedingt notwendig, die Symptome gegenüber Ärzt:innen offen zu kommunizieren.» Das sei umso wichtiger, da die Wartezeiten auf Termine bei Spezialist:innen häufig sehr lang sind.

Bei Verdacht auf eine Endometriose werden ein Ultraschall und bei Bedarf eine Magnetresonanztomografie (MRT) durchgeführt. Lange Zeit war für die Bestätigung der Diagnose auch eine Laparoskopie erforderlich – eine kleine Operation, bei der durch einen Bauchschnitt Gewebe entnommen und analysiert wird. Heutzutage deutet sich ein Paradigmenwechsel an: Immer häufiger wird der invasive Eingriff nicht mehr als zwingend notwendig erachtet, da die Diagnose der meisten Endometriose-Arten durch Anamnese und Ultraschall sowie ggf. eine MRT möglich und somit eine Laparoskopie nicht unbedingt nötig ist.

Nach der Diagnose: Behandeln

Endometriose ist bis heute nicht heilbar – Therapieansätze zielen deswegen vorrangig darauf ab, die Symptome zu lindern. Welche Behandlung eingesetzt wird, richtet sich vor allem nach der persönlichen Situation der Betroffenen, beispielsweise hinsichtlich der Familienplanung. Eine Entscheidung treffen Ärzt:innen und Patient:innen gemeinsam.

Neben einer operativen Entfernung der Endometriose-Herde und Schmerzmitteln kommen vor allem hormonelle Behandlungen zum Einsatz. Diese unterdrücken den Eisprung und damit die hormonellen Schwankungen während des Monatszyklus sowie die Menstruation. Gestagene gelten hier als die erste Wahl. Jetzt steht eine weitere Option zur Verfügung, die bereits seit über zwei Jahren erfolgreich in der Therapie von Uterusmyomen eingesetzt wird. Das Kombinationspräparat basiert auf einem Gonadotropin-Releasing-Hormon (GnRH)-Rezeptor-Antagonisten und kann eine Therapiealternative für Betroffene darstellen, bei denen eine vorige medikamentöse oder operative Therapie nicht zu einem ausreichenden Behandlungserfolg führte oder nicht vertragen wurde. «Wenn Betroffene trotz Behandlung noch unter Endometriose-assoziierten Schmerzen oder unter Nebenwirkungen leiden, dann sollten wir dies nicht hinnehmen. Unser erklärtes Ziel ist es, dass möglichst viele Frauen mit Endometriose ein beschwerdefreies Leben führen können. Dem kommen wir mit der neuen Behandlungsoption einen grossen Schritt näher», kommentiert Mechsner (sda/isr).

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