
Rösti erntet Kritik für ETH-Bericht zur Verkehrsinfrastruktur
David Frische
Der von Bundesrat Albert Rösti und dem Verkehrsdepartement in Auftrag gegebene Bericht der ETH Zürich zur Schweizer Verkehrsinfrastruktur kommt vielerorts nicht gut an. Die Reaktionen.
Das Wichtigste in Kürze
- Grüne und Umweltverbände kritisieren den von Bundesrat Albert Rösti in Auftrag gegebenen ETH-Bericht scharf.
- SP, VCS und Pro Velo verlangen eine stärkere Förderung von Bahn-, Bus-, Velo- und Fussverkehr.
- TCS und Kantone loben die gesamtheitliche Betrachtung und schnellere Planungsverfahren.
Bemängelt werden das Comeback der Autobahnausbauten und die im Vergleich dazu geringe Priorisierung von Bahn- und Agglomerationsprojekten.
Abgelehnte Projekte kämen erneut auf den Tisch und der im vergangenen November an der Urne abgelehnte Autobahnausbau werde untergraben, teilten die Grünen am Donnerstag mit. «Mit diesem Bericht bestellt Rösti neue Autobahnen im Umfang von neun Milliarden Franken», wird Präsidentin Lisa Mazzone zitiert. Die dringend nötige Diskussion über eine nachhaltige Zukunftsvision der Mobilität finde in diesem Gutachten nicht statt.
Auch die verkehrspolitische Umweltorganisation Umverkehr verurteilt das Comeback der abgelehnten Autobahnausbauten. Falls die Politik dieses Vorgehen nicht stoppe, werde das Referendum ergriffen, hiess es in ihrer Medienmitteilung. Es überrasche nicht, dass der Bericht von ETH-Professor Ulrich Weidmann grösstenteils seinem Auftraggeber Rösti folge. Der Autobahnausbau sei klimaschädlich und verhindere daher die gesetzlich verankerten und von der Bevölkerung beschlossenen Klimaziele.
Andere Prioritäten
Eine Gesamtschau des Verkehrsnetzes sei sinnvoll, aber ohne Kapazitätserweiterungen auf dem Nationalstrassennetz, schrieb der Verkehrs-Club der Schweiz (VCS). Der VCS fordere stattdessen, dass Projekte für Bahn-, Bus-, Velo- und Fussverkehr finanzpolitisch und planerisch priorisiert werden. Diese würden zur Verkehrswende beitragen und einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Schienenausbauten sollen Vorrang vor Strassenausbauten haben.
An den Strassenrand verdammt werde das Velo. Es spiele keine Rolle in den Verkehrsüberlegungen des Bundesrats bis Ende 2045, teilte der Verein Pro Velo Schweiz mit. Er fordert ein Umdenken bei der Verteilung der finanziellen Mittel, insbesondere mit Blick auf die Umsetzung des Veloweggesetzes.
Bahninfrastruktur soll mehr Geld erhalten
Die SP forderte den Bundesrat dazu auf, die Bahninfrastruktur sowie Agglomerationsprojekte zu priorisieren und die Investitionen in diesen Projekten zu garantieren. Nur so könne ein Mobilitätssystem sichergestellt werden, dass die regionale und soziale Gleichstellung, die Versorgungssicherheit, die Klima- und Umweltverträglichkeit und die Bewegungsfreiheit der Menschen gewährleistet, schrieb die Partei.
Die Interessensgemeinschaft öffentlicher Verkehr verlangte, dass der Bahninfrastrukturfonds um zehn Milliarden auf 24 Milliarden aufgestockt wird. Nur mit einer solchen Aufstockung seien die wichtigen Ausbauten möglich, die dringend erforderlich seien, um das Angebot zu erhöhen und die erhoffte Nachfragesteigerung auf der Bahn zu bewältigen.
Wichtige Grundlage für Verkehrsinfrastruktur
Im Allgemeinen positiver bewertet wird der ETH-Bericht vom Touring Club Schweiz (TCS). Der Bericht schaffe eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung der Verkehrsinfrastruktur, schrieb der TCS. Es sei insbesondere positiv, dass der Bericht straffere Planungs- und Bewilligungsprozesse empfehle. Die momentan lang andauernden Verfahren gefährdeten den Ausbau der Infrastruktur.
Die Kantone begrüssen die ganzheitliche Betrachtung der Mobilität und die Fokussierung auf die Bedürfnisse der Menschen. Das teilten die Konferenzen der kantonalen Direktorinnen und Direktoren für Verkehr sowie Bau, Planung und Umwelt mit. Sie fordern nun eine sichere und ausreichende Finanzierung der Infrastrukturprojekte. Insbesondere im Hinblick auf die klimapolitischen Ziele, welche sich die Schweiz gesetzt hat. (sda/daf)
Mehr dazu
Feedback für die Redaktion
Hat dir dieser Artikel gefallen?
Kommentare
Dein Kommentar
Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise
Kommentare lesen?
Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.
Borki74
ja ja Herr Rösti, am liebsten mit Bratwurst dazu eine leckere Zwiebelsauce
Sonnenliebe
Genau dieser Herr Bundesrat Rösti ist für den Abschuss von einem Luchs, den es nicht geben dürft. Das Bundesamt für Umwelt (Bafu) – zuständig für die Genehmigung solcher Abschüsse – ist dem SVP-Bundesrat Rösti unterstellt, einem alten Bekannten aus dem gleichen Dorf wie Wandfluh. Und auch Rösti-Bruder Hans ist als langjähriger Präsident der örtlichen Alpgenossenschaft tief in der Region verwurzelt. Dieses Tier hat das Recht auf Leben und es ist traurig, dass es nun auf der Abschussliste steht, einfach unfassbar ungerecht.