ETH-Gutachten: Herzstück auf unbestimmt verschieben, Rheintunnel zeitlich dringend
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Verkehr 45
Basel-Stadt

ETH-Gutachten: Herzstück auf unbestimmt verschieben, Rheintunnel zeitlich dringend

09.10.2025 13:38 - update 09.10.2025 18:23
Valerie Zeiser

Valerie Zeiser

Während der Basler Rheintunnel prioritär behandelt werden soll, empfiehlt ein Gutachten der ETH Zürich, das Herzstück erst nach 2045 zu realisieren. Auch weitere Projekte der Region thematisiert der Bericht.

Das Wichtigste in Kürze

  • Mit dem Projekt 45 liess Verkehrsminister Albert Rösti eine Übersicht über alle grossen Verkehrsprojekte der Schweiz erstellen.
  • Auch viele Projekte in der Region Basel kommen darin vor.
  • Nebst Herzstück und Rheintunnel sind auch der Margarethenstich oder der Ausbau des Westkopfs des Bahnhof SBB Thema im Bericht.

Für die Region Basel birgt der neue Verkehrsbericht von ETH-Professor und Verkehrsforscher Ulrich Weidmann einige spannende Aspekte: Während das milliardenschwere Bahnprojekt Herzstück auf unbestimmte Zeit verschoben werden soll, bleibt der Rheintunnel trotz politischer Niederlage auf nationaler Ebene weiterhin im Gespräch. Das berichtet CH Media am Donnerstag.

Anfang Jahr wurde Weidmann von Bundesrat Albert Rösti beauftragt, die geplanten Verkehrsprojekte auf den Prüfstand zu stellen und neu zu gewichten. Betroffen sind rund 500 Vorhaben mit einem Gesamtwert von 113 Milliarden Franken. Anlass dafür waren explodierende Bahnkosten und die abgelehnten Autobahnprojekte im November 2024.

Herzstück erst nach 2045

Weidmann empfiehlt in seinem im Auftrag von Verkehrsminister Albert Rösti erstellten Bericht, das Basler Herzstück erst nach 2045 zu realisieren. Auch auf Vorinvestitionen in den geplanten Tiefbahnhof solle bis dahin verzichtet werden. Damit rückt das zentrale Infrastrukturprojekt, das die Bahnhöfe Basel SBB und Badischer Bahnhof besser verbinden und den überlasteten Knotenpunkt entlasten soll, in weite Ferne. Erst vor Kurzem sagte Albert Rösti, dass eine Studie für die beschleunigte Umsetzung des Herzstücks laufe.

Der ETH-Verkehrsforscher stuft das Projekt zwar als langfristig wichtig ein, sieht jedoch kurzfristig keinen finanziellen Spielraum. Stattdessen sollen kleinere Massnahmen wie der Ausbau des Westkopfs des Bahnhofs Basel SBB oder die neue Haltestelle Basel Neuallschwil Vorrang erhalten. Auch die geplante Haltestelle Solitude soll laut Bericht nicht weiterverfolgt werden.

ETH-Gutachten: Herzstück auf unbestimmt verschieben, Rheintunnel zeitlich dringend
Ein rascher Ausbau im Basler Tramnetz, wie etwa mit dem Margarethenstich, solle helfen, die wachsende Verkehrsnachfrage zu bewältigen, so der Bericht. Bild: Keystone

Ganz anders präsentiert sich die Lage beim Rheintunnel, der im vergangenen Jahr an der Urne abgelehnt wurde. Trotz des negativen Volksentscheids hält Weidmann das Projekt für «inhaltlich und zeitlich dringend». Der unterirdische Autobahntunnel unter dem Rhein solle spätestens nach 2045, bei ausreichender Finanzierung aber auch früher gebaut werden. Damit bleibt der umstrittene Tunnel Teil der langfristigen Verkehrsplanung des Bundes.

Ausbau des Tramnetzes positiv bewertet

Positiv bewertet Weidmann zudem den weiteren Ausbau des Basler Tramnetzes. Ein rascher Ausbau – etwa mit den Projekten Tram Bachgraben und Margarethenverbindung – könne helfen, die wachsende Verkehrsnachfrage zu bewältigen, bis grössere Bahnprojekte wie das Herzstück dereinst umgesetzt werden.

Für Basel bedeutet der Bericht damit einerseits eine deutliche Dämpfung der Erwartungen beim Herzstück und andererseits die Aussicht, dass der Rheintunnel trotz Volksnein nicht endgültig vom Tisch ist.

Fachleute empfehlen, Grossprojekte zu priorisieren

Im nationalen Bahnnetz raten die Fachleute dazu, Grossprojekten höchste Priorität zu geben. Etwas weniger hoch gewichten sie Ausbauten für den Personen- und den Güterverkehr. Noch weiter unten stehen Fahrplanverdichtungen, Bahnhof-Ausbauten und neue Haltestellen.

Auf einiges sei zu verzichten oder aber Projekte müssten verkleinert oder nach Alternativen gesucht werden, sagte Studien-Hauptautor Ulrich Weidmann vor den Medien. Bei den Nationalstrassen wäre etwa der Ausbau Genf Flughafen – Vengeron betroffen und der Bypass Luzern.

Neben dem Rheintunnel wurde ein weiteres an der an der Urne abgelehntes Autobahn-Projekte als zweckmässig und dringlich eingestuft: Der Ausbau des Rosenbergtunnels in St. Gallen.

Für die Ost-West-Bahnverbindung von St. Gallen nach Genf fehlt den Experten eine überzeugende Perspektive – sie sprechen daher von der schwerwiegendsten Pendenz für die Jahre ab 2045. Dass Züge diese Verbindung schneller befahren können, sei wichtig für die Verbindung der Landesteile, aber auch für die Wettbewerbsfähigkeit der Bahn.

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Kommentare

Dein Kommentar

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10.10.2025 14:28

Sonnenliebe

Wichtig ist das Herzstück, der OEV muss ausgebaut werden. Das der Rheintunnel wieder angeschaut wird ist fragwürdig. Es wurde demokratisch dagegen gestimmt. Das ist wieder mal typisch. Der Autoverkehr soll wieder gefördert werden und das tolle Bahnprojekt ist fragwürdig? Das ist nicht gerecht.

2 1
09.10.2025 16:21

Croma

Beides ist dringend für unsere Region.

2 5
10.10.2025 16:41

Hoschi

Nein nur das Herzstück!

2 0
09.10.2025 17:45

Hoschi

Nein.

4 1

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