Sarah Wyss, die SP-Frau, die sich nicht beirren liess
©Bild: Keystone
Wahlen 2023
Basel-Stadt

Sarah Wyss, die SP-Frau, die sich nicht beirren liess

24.10.2023 05:27 - update 24.10.2023 12:09
Jessica Schön

Jessica Schön

Manche Behauptungen bewahrheiten sich trotz unzähliger Wiederholungen nicht: Die Wiederwahl der SP-Nationalratskandidatin Sarah Wyss zeigt um ein weiteres Mal, dass Wahl-Analysen mit Vorsicht zu geniessen sind.

Manche Menschen leiden unter dem sogenannten Hochstapler-Syndrom. Trotz guter oder sehr guter Leistungen leben sie in der ständigen Angst, den Anforderungen anderer Personen nicht zu genügen, oder gar «aufzufliegen». Die wiedergewählte SP-Nationalrätin Sarah Wyss gehört nicht zu jener Sorte. Auch wenn es sich noch so gut lesen würde: «Junge Politikerin sah eigene Wiederwahl nicht kommen»; Wyss glaubte, entgegen der Medienberichterstattung hinsichtlich ihres Nationalratssitzes, durchaus an die Möglichkeit einer Wiederwahl. Und das mit gutem Recht, wie das Wahlergebnis zeigt.

Dass der Kanton dieses Jahr neu vier anstatt fünf Personen in den Nationalrat schicken würde, war lange klar. Folglich stellte sich bereits Wochen vor dem Wahlsonntag die Frage, welches Basler Parlamentsmitglied den bisherigen Sitz würde räumen müssen. Als Wackelkandidatin wurde in verschiedenen Medien Wyss gehandelt, tatsächlich aber musste Parteikollege Mustafa Atici über die Klinge springen: Mit 22’032 hatte Wyss deutlich mehr Stimmen.

Einen Moment für sich

«Jeden Tag zu lesen, dass man abgewählt wird, und trotzdem jeden Tag Wahlkampf zu machen, ist krass», sagt Wyss. Dabei habe die Politikerin das Beharren auf dieser Darstellung gar nicht verstanden: «Ich habe immer wieder versucht, Journalist:innen zu erklären, dass meine Abwahl in einem solchen Szenario nicht so klar ist.» Vordergründig habe sie an dieser Diskussion geärgert, dass sie nicht unbedingt inhaltlich stattgefunden, sondern man sich an den Szenarien von vor vier Jahren orientiert habe.

Die Anspannung, die im Moment der Verkündung der Wahlergebnisse geherrscht habe, sei auch für das verzögerte Eintreffen Wyss’ in die Kongresshalle verantwortlich gewesen: «Ich wollte in diesem Moment, unabhängig von seinem Ausgang, erst einmal für mich haben – mich für mich freuen oder für mich weinen, und zwar ohne, dass dabei eine Kamera auf mich gerichtet ist». Überhaupt sei es «nicht ganz einfach», dass an solchen Wahltagen Personen gegenüber den eigentlichen Inhalten in den Vordergrund rückten. «Auch, wenn das ein stückweit dazugehört», so Wyss.

«Plakativ zu sein ist keine meiner Kernkompetenzen»

Klar sei, dass man so eine Wahl nicht als Einzelperson gewinne, sondern als Partei: «Da haben ganz viele mitgewirkt». Über die Gründe ihrer Wiederwahl möchte Wyss jedoch nicht spekulieren. Neben ihrem politischen Engagement habe die Nationalrätin aber gerade im Wahlkampf den Kontakt zu Menschen gesucht: «Es gibt Leute, die sagen, dass ich verbissen sei und ernst, eben so ein Arbeitstier. Darum lag mir viel daran, eine andere Seite von mir zu zeigen».

Trotz aller Nahbarkeit: Die Themen, mit denen sich Wyss in den letzten Jahren beschäftigt hat, sind komplex. Und plakativ zu sein, würde Wyss nun nicht gerade als Kernkompetenz bei sich verbuchen. Daran wolle die Politikerin auch nichts ändern: «Ich habe schnell das Gefühl, Menschen etwas vorzugaukeln, wenn ich etwa Lösungsansätze zu stark vereinfache». Diese differenzierte und manchmal auch komplizierte Herangehensweise gehöre ein Stückweit zu ihr.

Die politischen Schwerpunkte

In den nächsten Jahren möchte Wyss dort weitermachen, wo sie aufgehört hat. Denn im Gesundheitsbereich bereiten ihr neben den steigenden Kosten auch die Fragen zur Versorgung Kopfzerbrechen: «Gerade bei der psychischen Gesundheit haben wir eine massive Unterversorgung, während in lukrativen Bereichen eine Situation der Überversorgung herrscht», so Wyss.

Bei den Finanzen werde es in den kommenden vier Jahren darum gehen, einen nachhaltigen Fokus zu setzen, so etwa im Bereich Klimaschutz, Kita, aber auch in der Gleichstellung: «Es soll darum gehen, gute Investitionen zu tätigen». Darum hoffe Wyss, in die entsprechenden Kommissionen zu kommen.

Feedback für die Redaktion

Hat dir dieser Artikel gefallen?

Kommentare

Dein Kommentar

Mit dem Absenden dieses Formulars erkläre ich mich mit der zweckgebundenen Speicherung der angegebenen Daten einverstanden. Datenschutzerklärung und Widerrufshinweise

Kommentare lesen?

Um Kommentare lesen zu können, melde dich bitte an.