Saskia Schenker nach Rücktritt: «Ich hoffe, mein neuer Lebensabschnitt dauert lange»
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FDP-Landrätin
Politik

Saskia Schenker nach Rücktritt: «Ich hoffe, mein neuer Lebensabschnitt dauert lange»

29.08.2025 06:03
Shahed Staub

Shahed Staub

Saskia Schenker hat am Donnerstag ihre letzte Landratssitzung bestritten und gibt ihr Amt bei der FDP ab. Künftig will sie sich voll und ganz ihrem neuen Beruf widmen. An ein politisches Comeback denkt sie derzeit nicht.

Baseljetzt: Saskia Schenker, Sie gelten als Politik-Besessen. Wie schwer ist Ihnen dieser Schritt raus aus der Politik gefallen?

Saskia Schenker: Der Rücktritt ist ein rationaler Entscheid, ich glaube, ein richtiger Entscheid. Emotional ist er mir schwergefallen, weil es in der Tat so ist, dass ich Politik wahnsinnig gerne mache. Ich glaube, ich bin durch und durch ein politischer Mensch und ich habe mein Engagement hier im Landrat mit viel innerem Antrieb und viel Überzeugung für das Baselbiet gemacht. Und ja, da lasse ich jetzt los. Und das bringt auch ein paar Emotionen mit sich.

Beruflich wechseln Sie ja jetzt auf die nationale Ebene. Sie sind die neue Chefin von Prio Swiss, dem grössten Krankenversicherungsverband der Schweiz. Was ist dort der Reiz daran?

Ist Ihnen die Region Basel zu eng geworden? Sie waren Direktorin des Arbeitgeberverbands beider Basel, waren bestens vernetzt – und jetzt gehen Sie weg. 

Ich habe meinen Beruf beim Arbeitgeberverband sehr gerne gemacht. Aber es war in der Tat so, dass sich mir hier eine berufliche Möglichkeit geboten hat, bei der ich mich selber auch wieder weiterentwickeln kann und dazu noch schweizweit unterwegs sein kann. Das war sicher auch ein Argument.

Hätten Sie denselben Entscheid gefällt, wenn Sie gewusst hätten, dass Monica Gschwind zurücktreten wird?

 Ja.

Also keine Ambitionen gehabt auf einen Regierungsratssitz? 

Nein. Und das wusste meine Partei auch sehr frühzeitig. Das war hinter den Kulissen bekannt. Ich durfte mit 35 sehr jung Landrätin werden. Ich sage immer, das ist ein Lebensabschnitt, der auch für die berufliche Entwicklung sehr wichtig ist. Ich habe das alles gut aneinander vorbeigebracht. Aber ich habe, so ehrenvoll das auch ist, immer gesagt, es wäre für mich nicht der Zeitpunkt, um mit dem privatwirtschaftlichen Berufsleben aufzuhören und zu versuchen, voll auf die Politik zu setzen. 

Hier wird Saskia Schenker bei ihrer letzten Parlamentssitzung emotional:

Wird man also eher am Ende der beruflichen Karriere eine Regierungsrätin?

Nein, ich glaube, da gibt es ganz unterschiedliche Modelle. Also ich würde das anderen Personen durchaus empfehlen. Aber ich glaube nicht, dass es für mich das Richtige gewesen wäre. Und natürlich auch im Bewusstsein, dass vielleicht die Möglichkeit für mich nie kommen wird. Ich sagte aber immer, es ist nicht möglich, alles gleichzeitig zu machen. Das sind aber schlussendlich auch alles Luxusfragen. Und wir haben andere gute Leute, die diese Position sicher sehr gut ausfüllen können. Beispielsweise Markus Eigenmann. 

Da sind wir ja schon bei Ihrer Partei, der FDP. Gleich drei Kandidierende haben sich für die Nominierung an der Delegiertenversammlung beworben. Man hatte das Gefühl, die FDP wurde selbst überrascht von dem Rücktritt von Monica Gschwind und sie hat keinen Plan, wie sie die Nachfolge organisieren will. Eine Fehlinterpretation?

Aus meiner Sicht eine absolute Fehlinterpretation. Die Partei hat verschiedene gute Leute und die sollte man auch öffentlich sehen. Mir war es recht, dass man wirklich auch einen Wettbewerb hat und dass man auch über die Sommerzeit sieht, dass es verschiedene Anwärterinnen und Anwärter gibt. Und ich muss wirklich sagen, ich fand das ein ganz starkes Zeichen von der FDP, dass man auch den Mut hat, drei Kandidierende hinzustellen – und quasi nicht alles schon völlig vorgegeben und «gestaged» ist. 

Die SVP hat ihre eigene Kandidatin für die Nachfolge von Monica Gschwind. Das bürgerliche Päckchen ist damit zerbrochen.

Das ist das, was ich natürlich mit Sorgen beobachte, da haben Sie völlig recht. Ich hätte mir natürlich stark gewünscht, dass unsere bürgerlichen Partner hier mit einsteigen und sich hier wirklich gemeinsam auf eine FDP-Kandidatur einigen. Ich darf vielleicht in Erinnerung rufen, ich habe einige Regierungsratswahlkämpfe auch geleitet, also an vorderster Front auch die ganze Knochenarbeit gemacht. Ich war immer völlig überzeugt, dass sich das bürgerliche Zusammenstehen lohnt. Auch als Parteipräsidentin habe ich die bürgerliche Zusammenarbeit stark unterstützt. Die FDP hat zum Beispiel bei den letzten Regierungsratswahlen, als Sandra Sollberger (SVP) dann kam, auch auf eine zweite Kandidatur verzichtet. Und da war es für mich völlig klar, dass man jetzt zusammensteht. Ich glaube aber und hoffe, dass sich das im Wahlkampf noch ergeben wird. 

Werden wir Sie spätestens bei den Nationalratswahlen im 2027 auf der Liste der FDP Baselland sehen?

Ich finde es grundsätzlich schwierig, Fragen über die Zukunft zu beantworten, weil man nie weiss, was im Leben passiert. Aber was ich Ihnen sagen kann, ist, dass jetzt ein Lebensabschnitt kommt, wo der Beruf bei mir im Fokus steht. Und ich hoffe, der ist lang. Darum steht das jetzt sicher nicht auf meiner Planung, dass ich im 2027 zum dritten Mal bei den Nationalratswahlen antrete. 

Das Interview wurde von David Sieber geführt.

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